Entwicklungstendenzen in der mitteleuropäischen Buchmalerei vom 13. bis zum 15. Jahrhundert

 

FWF-Projekt, Elise-Richter-Programm, V 655
Laufzeit: 1. 11. 2018 - 31. 10. 2022

Dr. Christine Beier


 

Die zeitliche und regionale Einordnung mittelalterlicher Bücher sowie Aufschluss über ihren Kontext, über Herstellungsumstände und Gebrauch, gehören zu den Kernaufgaben der Forschungen zu diesen Überlieferungsträgern und bilden die Grundlage für deren weitere wissenschaftliche Auswertung. Wenn die Bücher eine ornamentale oder figürliche Ausstattung besitzen, kann mit kunsthistorischen Methoden ein essentieller Beitrag zu einer solchen historischen Verankerung geleistet werden. Ziel des Projektes war es - mit Blick auf eine Verbesserung der Methoden - wesentliche Entwicklungslinien in der künstlerischen Buchausstattung in Mitteleuropa aufzuzeigen und für eine möglichst große Zahl von Büchern Perspektiven der Verknüpfung zu schaffen.

Üblicherweise geht man in Darstellungen, die die künstlerische Entwicklung der Buchmalerei einer Region über einen längeren Zeitraum verfolgen, von Hauptwerken aus und diskutiert ihre Vorläufer, Eigenheiten und Wirkungen. Das Problem dieser Methode ist, dass Hauptwerke ihre Entstehung in der Regel besonderen Bedingungen verdanken, die nicht ohne weiteres auf die Mehrheit des überlieferten Materials übertragbar sind. Im Rahmen des Projektes wurden deshalb größere Werkgruppen in den Blick genommen, deren Profile in ihrer zeitlichen Veränderung erstellt und mit denen anderer Werkgruppen verglichen wurden. Auf diese Weise ließen sich Einblicke in unterschiedliche Entstehungskontexte und entwicklungsbedingte Veränderungen gewinnen, die ein besseres Verständnis für das flexible System der Buchherstellung ermöglichen, das den Bedürfnissen der sich verändernden Gesellschaft angepasst wurde - mit entsprechenden Auswirkungen auf Ausstattungsformen und -inhalte.

Ein weiterer Aspekt, der sich als relevant für die Untersuchung erwies, ist die Entwicklung der Buchmalerei in benachbarten Ländern. Gegenüberstellungen ermöglichten eine bessere Einschätzung der besonderen Bedingungen in Mitteleuropa, und es scheinen sich immer wieder Konkurrenzsituationen ergeben zu haben, auf die die Künstler bei der Konzeption ihrer Arbeiten reagierten.

Eine umfangreichere Publikation der Ergebnisse befindet sich in Vorbereitung.


Veröffentlichungen zu Teilergebnissen:

Zwischen Eigenleistung und gewerblicher Serienfertigung: Psalter aus Augsburg und Regensburg. In: Christine Beier / Michaela Schuller-Juckes (Hg.): Europäische Bild- und Buchkultur im 13. Jahrhundert. Wien / Köln / Weimar 2020, S. 225-241, open access, FWF-E-Book-Library

Buchmalerei für St. Peter in Salzburg: Das 15. Jahrhundert. In: Cornel Dora und Andreas Nievergelt (Hg.): Fenster zur Ewigkeit. Die ältesten Bibliotheken der Welt. Wiesbaden 2021 (= Bibliothek und Wissenschaft 54), S. 193-220

Fleuronnée von Jaquet Maci, ein Autorenbild im Pucelle-Stil und die mitteleuropäische Konkurrenz für Pariser Buchausstatter in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Studie zur Exempelsammlung Cod. 472 in Innsbruck, Universitäts- und Landesbibliothek Tirol. In: Codices Manuscripti & Impressi. Zeitschrift für Buchgeschichte, Heft 140/141 (2022), S. 1-12