Hitlers Architekten: Troost, Speer, Fick und Giesler

Historisch-kritische Studien zur Regimearchitektur des Dritten Reiches

DFG-/FWF-Forschungsprojekt: RO 2281/4-2
Leitung: Univ.-Prof. Dr. Raphael Rosenberg

Mitarbeiter:
Timo Nüßlein M.A.
Sebastian Tesch M.A.

Kontakt:
tnuesslein@posteo.de 


Die Architekten Paul Ludwig Troost (1878-1934), Albert Speer (1905-1981), Roderich Fick (1886-1955) und Hermann Giesler (1898-1987) arbeiteten so eng und intensiv mit Hitler zusammen wie keine anderen Baumeister des Nationalsozialismus. Hitler betraute sie mit der Planung seiner wichtigsten repräsentativen Bauvorhaben, wodurch sie – dem „Führer“ direkt unterstellt – zwischen 1933 und 1945 einen entscheidenden kulturpolitischen Einfluss ausüben konnten.

Hitlers Architekten (v.l.): Hermann Giesler, Albert Speer, Hitler u. Roderich Fick bei Baubesichtigungen in Linz (um 1939/40); eingeklingt: Paul Ludwig Troost mit Hitler (1933)

Obwohl sie als die zentralen Exponenten der Repräsentationsarchitektur im Dritten Reich anzusehen sind, fehlen monografische Untersuchungen ihres jeweiligen Werks bis heute. Ihre Bauten und Projekte für Hitler fanden bislang fast ausschließlich in Gesamtdarstellungen zur Architektur der Zeit eine allgemeine Berücksichtigung, im Kontext von allgemeiner historischer Einordnung, Formenvergleich und -interpretation der Architektur im Nationalsozialismus. Selbst Albert Speer, als prominentester der vier Architekten, kam bislang fast ausschließlich als historische Figur oder im Hinblick auf seine Verstrickung in die Verbrechen des NS-Regimes ein wissenschaftliches Interesse zu. Materielle Grundlage für die Aufarbeitung von Leben und Werk sind die jeweiligen Architektennachlässe, von denen drei (Troost, Fick, Giesler) erstmals wissenschaftlich ausgewertet werden, sowie die verschiedenen Archivbestände in In- und Ausland und Quellen in Privatbesitz.

Das Forschungsprojekt ist in zwei Teile gegliedert:
1. In der ersten Projektphase werden Monografien zu Troost (Abschluss vorgesehen Anfang 2010), Speer, Fick (beide Ende 2010/Anfang 2011) und Giesler (2008 bereits veröffentlicht) erstellt. In ihnen wird das jeweilige architektonische Gesamtwerk in einem Katalog zusammengetragen und vor allem nach den Aspekten untersucht, die für das Verständnis von Architektur im National-sozialismus wichtig erscheinen. Fokussiert werden soll u.a. das Verhältnis der Architekten untereinander, die Auswirkung ihrer Planungen auf das übrige NS-Bauwesen, die Spezifität ihres Werks im internationalen Vergleich und insbesondere ihre Zusammenarbeit mit Hitler.
 
A. Hitler: Skizze für die Elbhochbrücke in Hamburg, 1936
2. Die Architektenmonografien bilden den Ausgangspunkt für die Analyse von Hitlers Beschäftigung mit Architektur, die in der zweiten Phase des Projekts erfolgt. Im Blickfeld steht dabei  Hitlers Rolle als Bauherr, inwieweit er in Bauplanungen persönlich eingriff und mit welchen Mitteln – etwa durch ihm direkt unterstellte Großplanungsbehörden in Berlin, München und Linz – er das staatlich-repräsentative Bauwesen von oben organisiert und auf seine Person ausgerichtet hat.

A. Hitler: Skizze für die Elbhochbrücke in Hamburg, 1936

Um den jeweiligen gestalterischen Einfluss Hitlers und seiner Architekten auf die Repräsentationsbauten im Nationalsozialismus beurteilen zu können, soll ferner untersucht werden, inwieweit Hitlers zeichnerische und verbale Vorgaben von seinen Vertrauensarchitekten in ihren Planungen umgesetzt wurden. Zu diesem Zweck werden alle verfügbaren architekturbezogenen Besprechungsprotokolle ausgewertet und Hitlers Architekturskizzen in einem Katalog zusammengetragen, wobei die Zeichnungen unter grafischen und kunsthistorischen Gesichtspunk-ten analysiert und mit den darauf aufbauenden Entwürfen der Architekten verglichen werden sollen.

Die quellenkritische Auseinandersetzung mit Hitlers Beschäftigung mit Architektur soll die Frage erhellen, inwiefern und auf welche Weise Hitler Architektur gezielt als politisches Mittel eingesetzt hat.
Das seit 2007 von der DFG geförderte Projekt wird von Prof. Dr. Raphael Rosenberg/Universität Wien und Prof. Dr. Winfried Nerdinger/TU München durchgeführt. Teil des Projekts ist ein länder- und fächerübergreifendes Forschungsnetzwerk, das Zeit- und Kunsthistoriker, die parallel über verwandte Themen forschen, in das Projekt einbindet und den wissenschaftlichen Austausch zum Ziel hat.

Hitlers Einflussnahme auf die Architektur am Beispiel der "Großen Halle" in Berlin: Links Skizze Hitlers (wohl 1925), rechts Albert Speers Umsetzung im Modell

Links:
http://www.architekturmuseum.de/ 

Bereits erschienene Publikation:

W. Nerdinger und R. Rosenberg (Hgg.), Hitlers Architekten. Historisch-kritische Monografien zur Regimearchitektur im
Nationalsozialismus, Bd. 2: Sebastian Tesch, Albert Speer (1905–1981), > Wien et al. (Böhlau) 2016.

W. Nerdinger und R. Rosenberg (Hgg.), Hitlers Architekten. > Historisch-kritische Monografien zur Regimearchitektur im
Nationalsozialismus, Bd. 3: Lioba Schmitt-Imkamp, Roderich Fick (1886–1955), Wien et al. (Böhlau) 2014.

W. Nerdinger und R. Rosenberg (Hgg.), Hitlers Architekten. Historisch-kritische Monografien zur Regimearchitektur im Nationalsozialismus, Bd. 1: Timo Nüßlein, Paul Ludwig Troost (1878– 1934), Wien et al. (Böhlau) 2012

Michael Früchtel: Der Architekt Hermann Giesler – Leben und Werk (1898-1987) (Studien aus dem Institut für Baugeschichte, Kunstgeschichte, Restauration mit Architekturmuseum Technische Uni-versität München – Fakultät für Architektur), München 2008.