ÖAW-Preise für Hellmut Lorenz und Matthias Bodenstein

In den letzten Wochen konnten gleich zwei unserer Institutslehrer ehrenvolle Preise an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften entgegen nehmen. Der „Bader-Preis für Kunstgeschichte“ in Höhe von $ 18.000,- wird jährlich entweder für „hoch qualifizierte“ Doktorandinnen und Doktoranden (bis 32), die sich mit Malerei und Zeichnung zwischen 1500 und 1750 beschäftigen, oder an promovierte Wissenschaftler(innen) (bis 40), die sich im Rahmen eines Forschungsprojekts mit diesem Bereich befassen, vergeben. Schon der erste Preis ging 2007 an einen Wiener Dissertanten, Georg Lechner – inzwischen Kurator der Barocksammlung des Belvedere, und es folgten ihm weitere Absolventen unseres Institutes. 2012 wurde das Stipendium unserem Assistenten Mag. Matthias Bodenstein verliehen, der ebenso wie sein Vorgänger Stefan Albl Dissertant bei Univ.-Prof. Dr. Sebastian Schütze ist und über ein römisches Thema arbeitet: „Kunst und Zeremoniell in Rom während des Pontifikats Pauls V. (1605-1621)". Im Zentrum der Dissertation von Matthias Bodenstein steht die Frage nach dem Zusammenhang von Kunst und Zeremoniell sowie die spezifische Rolle, die Werken der bildenden Kunst im Rahmen des päpstlichen Zeremoniells zugewiesen wurde. Diese Fragestellung wird exemplarisch an zwei Themenkomplexen analysiert: Zum einen an der Ausstattung der Sala Regia im Quirinalpalast, dem Saal, der dem Empfang der höchsten Repräsentanten weltlicher Macht durch den Papst dienen sollte; zum anderen an den Feiern anlässlich der Heiligsprechung von Francesca Romana und von Carlo Borromeo in St. Peter. Diese Orte bildeten wichtige Bühnen für das öffentliche Auftreten des Papstes und repräsentieren zugleich seine doppelte Rolle als weltlicher, absoluter Herrscher des Kirchenstaates und spirituelles Oberhaupt der katholischen Kirche. Die feierliche Verleihung des Preises erfolgte am 20. November, wobei die Urkunde an Matthias Bodenstein von der Präsidentin der Philosophisch-historischen Klasse der ÖAW, Frau Univ.-Prof. Dr. Sigrid Jalkotzy-Deger, überreicht wurde.

Bei einer größeren Feier am 14. Dezember 2012 im Festsaal der ehemaligen Universität wurden zahlreiche weitere Preise der ÖAW überreicht. Als höchstdotierter Preis der Akademie wurde an diesem Abend der nach dem Bibliotheksdirektor, Rektor und Minister Wilhelm von Hartel benannte Preis in Höhe von 15.000 Euro für das Lebenswerk eines Geisteswissenschafters vergeben. Er ging diesmal zu halben Teilen an den Salzburger emer. Univ.-Prof. Dr. Günther Brucher und an den Wiener emer. Univ.-Prof. Dr. Hellmut Lorenz, der 2012 seinen 70. Geburtstag gefeiert hat. Prof. Lorenz wurde in Anerkennung seiner „herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Architekturgeschichte, insbesondere des mitteleuropäischen Barock und des Klassizismus“, ausgezeichnet. „Dabei gelingt es ihm, die komplexen Entstehungsbedingungen barocker Architektur anhand von neuem Archivmaterial, wie Korrespondenz oder Entwürfen, transparent zu machen.“ 2004 wurde Hellmut Lorenz zum korrespondierenden Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Er ist Membre titulaire des CIHA (Comité International d’Histoire de l’Art), Mitglied im Kuratorium des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) an der Universität Leipzig.
Der scheidende Vorsitzende der Kommission für Kunstgeschichte und emeritierte Professor unseres Institutes, Artur Rosenauer, hielt die Laudatio und lobte Hellmut Lorenz, weil dieser „kein Blender“ sei (Zitat Bätschmann). Er verwies auf die Schulbildungen des Professors in Berlin und Wien sowie seine „Teamarbeit aus Lust und Überzeugung“. Der Preisträger habe hauptsächlich über den Architekten Domenico Martinelli gearbeitet, obwohl dessen Gegenspieler Fischer von Erlach „der viel Kreativere war“. Unter den Gratulanten fand sich neben den MitarbeiterInnen von Prof. Lorenz beim Hofburgprojekt auch Prof. Rosenauers Vorgänger emer. Univ.-Prof. Dr. Hermann Fillitz ein.

Friedrich Polleroß   Fotos: ÖAW (© Reinhard Öhner), Friedrich Polleroß, UNIDAM