Univ.-Doz. Dr. Werner Kitlitschka (1938-2018)

Nach längerem Leiden und doch überraschend ist ein langjähriges Mitglied unseres Lehrkörpers, Univ.-Doz. Dr. Werner Kitlitschka, am 19. Oktober 2018 achtzigjährig in Klosterneuburg verstorben.

Werner Kitlitschka wurde 1938 in Klosterneuburg geboren und studierte zunächst Philosophie sowie Geschichte und ab 1957 Kunstgeschichte und Archäologie. 1964 wurde er mit der Dissertation „Rubens und die Plastik“ promoviert. Schon kurz zuvor war er jedoch aus seiner Stelle als Studienassistent in den Dienst des Bundesdenkmalamtes abgeworben worden, dessen Präsident Otto Demus seit 1963 Ordinarius am Institut für Kunstgeschichte war. 1974 wurde Werner Kitlitschka zum Landeskonservator von Niederösterreich ernannt und in dieser Funktion wirkte er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2000. Seine Verdienste um die Denkmalpflege wurden u.a. mit der Ehrenmitgliedschaft im Künstlerbund Klosterneuburg, mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (1992), mit dem Komturkreuz des päpstlichen Silvesterordens mit Stern (1998) und mit dem Goldenen Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich (2001) ausgezeichnet.

Kitlitschkas Forschungsschwerpunkte lagen auf drei Gebieten: ausgehend von der Dissertation widmete er sich zunächst der Kunst des 17. Jahrhunderts in Österreich, besonders dem Schloss Petronell und dem dort, aber auch an vielen anderen Orten Mitteleuropas tätigen italienischen Freskomaler Carpoforo Tencalla. Aus seiner beruflichen Tätigkeit resultierten die Publikationen zur Theorie und Praxis der Denkmalpflege, die ja durch Alois Riegl und Max Dvorák eine an unserem Institut verankerte Tradition hat.
Sowohl aus der praktischen Denkmalpflege als auch aufgrund des Forschungsprojektes von Univ.-Prof. Renate Wagner-Rieger zur Wiener Ringstraße verlagerte Kitlitschka sein Hauptgewicht auf die Kunst des Historismus bzw. des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Österreich, wobei er sowohl Architektur als auch Skulptur und Malerei berücksichtigte. Neben den beiden Bänden des Ringstraßenprojektes – „Das Wiener Opernhaus“ (1972 gemeinsam mit Hans-Christoph Hoffmann und Walter Krause) sowie „Die Malerei der Wiener Ringstraße“ (1981) - sind hier die Bücher „Historismus & Jugendstil in Niederösterreich“ (1984) und „Grabkult & Grabmäler in Wien und Niederösterreich vom Historismus zur Moderne“ (1987) sowie Aufsätze zum Schloß Grafenegg und anderen Schlössern dieser Epoche zu nennen.

Werner Kitlitschka war auch nach seiner Promotion eng mit der Universität Wien verbunden: Von 1978 bis 1999 hielt er als Lektor regelmäßig die Vorlesung zur Theorie und Praxis der Denkmalpflege ab. 2001 habilitierte er sich mit seiner Arbeit über die historistische Malerei. Seit damals bot er etwa 50 Lehrveranstaltungen an unserem Institut an, wobei er neben Denkmalpflege und Städtebau auch seine anderen Schwerpunkte wie Rubens sowie Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts behandelte. Er war auch ein beliebter Betreuer von Abschlussarbeiten sowie Prüfer. In der Schlussphase des Diplomstudiums von Jänner bis April 2013 stand Werner Kitlitschka mit 60 Prüfungsstunden überhaupt an der Spitze der Statistik. Als Lehrer an unserem Institut hat der Verstorbene insgesamt 99 Diplom- und Masterarbeiten sowie Dissertationen betreut. Die Themen reichen von Sakralarchitektur im 13. und 17. Jahrhundert über Theophil Hansen und Krankenhäuser des 19. Jahrhunderts bis zum Atelier „querkraft“. Im Bereich der Malerei beurteilte er Abschlussarbeiten zu Pieter Bruegel, Angelika Kaufmann, Ernst Fuchs oder zur „Street Art“. Auch Studierende, die über „Pin-up-Girls“, Hitler als Sammler, Filme von Marguerite Duras, polnische Performancekunst der 1970er Jahre oder Videokunst auf der Documenta 13 schreiben wollten, fanden bei ihm ein offenes Ohr. 2015 wurde der begeisterte Lehrer von der Universität für seine Verdienste mit dem Goldenen Doktordiplom ausgezeichnet.
Trotz krankheitsbedingter Unterbrechungen hatte Dozent Kitlischka auch in diesem Semester Lehrveranstaltungen angekündigt und noch neun Abschlussarbeiten in seiner Obhut. Das Mitgefühl des Instituts gilt seiner Witwe, die als Fotografin an vielen seiner Publikationen beteiligt war.
Friedrich Polleroß     Fotos: Armin Plankensteiner

Das Kondolenzbuch liegt beim Infopoint am Eingang des Instituts auf.