Dissertationsprojekt: Die Kupferstiche Agostino Venezianos.

Studien zur italienischen Druckgrafik des frühen Cinquecento

In Auflagen von mehreren 100 Exemplaren gedruckt und einem großen Publikum zugänglich, prägten Kupferstiche das Bildrepertoire ihrer Zeitgenossen stärker als die uns heute präsenteren Gemälde oder Fresken der italienischen Renaissance. Ausgehend von der zuletzt präzise erforschten Zusammenarbeit zwischen Raffael und Marcantonio Raimondi gilt der italienische Kupferstich des frühen 16. Jh. primär als Medium zur möglichst exakten Wiedergabe der für eine andere Technik entwickelten künstlerischen Idee. Das zwischen 1512 und 1536 datierbare Werk des Kupferstechers Agostino Veneziano, das ich in meinem Dissertationsprojekt bearbeite, macht es möglich, beispielhaft höchst unterschiedliche Konstellationen des Verhältnisses zwischen Kupferstecher und entwerfendem Künstler zu rekonstruieren, die von intensiver Zusammenarbeit in der Vorbereitung des Stichs (Bandinelli) bis hin zu einer unautorisierten thematischen Umdeutung künstlerischer Erfindungen für den Kupferstich reichen (Werke von Raffael, Michelangelo). Die Analyse der Stiche Venezianos im Kontext der Kunst ihrer Zeit erlaubt zu zeigen, wie – unter Berücksichtigung ästhetischer und thematischer Kriterien, aber auch des höchst heterogenen Zielpublikums – Kompositionen für die Übertragung in den Kupferstich adaptiert, eigens entworfen oder gezielt nach ihrer Eignung für die Wiedergabe im Kupferstich ausgewählt wurden.

 

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