Amerikanisches Stipendium für Caroline Schopp
Amerikanisches Stipendium für Caroline Schopp
Es wurde an dieser Stelle schon mehrfach über Auszeichnungen und Stipendien von bzw. für Dissertationen unseres Institutes berichtet. Caroline Lillian Schopp, die bereits 2013 mit einem IFW-Fellowship gefördert wurde, wurde nun als erste Mitarbeiterin unseres Institutes mit einer Getty/ACLS Postdoctoral Fellowship in the History of Art ausgezeichnet. Der American Council of Learned Societies wurde 1919 als Dachorganisation wissenschaftlicher Gesellschaften gegründet und vergibt jedes Jahr zehn solcher Fellowships an Kunsthistoriker*innen, die von der Getty Foundation in Los Angeles mit jeweils 60.000 Dollar Stipendium und zusätzlich 5.000 Dollar Reise- bzw. Forschungsspesen finanziert werden: „These fellowships are intended to provide early career scholars from around the world with time to undertake research and/or writing for projects that will make substantial and original contributions to the understanding of art and its history. The ultimate goal of the project should be a major piece of scholarly work by the applicant.“ Die Stipendien sind nicht mit einer Residenzpflicht verbunden, und auch Frau Schopp wird während der Dauer ihres Stipendiums in Wien bleiben und hoffentlich im Juli 2021 für einen einwöchigen Aufenthalt nach Los Angeles reisen können, um auch die anderen, vorwiegend us-amerikanischen Fellows kennen lernen zu können. Die aus den USA stammende Wiener Assistentin erhält dieses Stipendium zur Fertigstellung ihres aus der Dissertation hervorgegangenen Buches In-Action: The Vienna Group, Viennese Actionism, and the Passivities of Performance Art, welches bei University of Chicago Press erscheinen wird.
Caroline Lillian Schopp machte ihren BA in Kunstgeschichte und Germanistik in Harvard (2008), schloss einen MA in Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin (2010) an und beendete ihre Studienzeit mit einem PhD in Kunstgeschichte an der University of Chicago (Dezember 2017). Daneben kuratierte sie die Ausstellung „Concrete Poetry/ Concrete Book - Artists' Books in German-speaking Space after 1945' im Special Collections Research Center der University of Chicago Libraries (siehe Fotos).
Frau Schopp ist seit 2018 Assistentin am Lehrstuhl für Moderne Kunst und beschäftigt sich in Forschung sowie Lehre mit der europäischen Kunst im langen 20. Jahrhundert, insbesondere mit der Historiographie der Performance- und Körperkunst, der Textilkunst von der Konkreten Poesie bis zur Faserkunst, der Figuration und Repräsentation in der zeitgenössischen Kunst, der öffentlichen Skulptur und der Erinnerungskultur sowie den Auswirkungen historischer Avantgarden. Zu ihren jüngsten Veröffentlichungen, die sich dem Überdenken der Historiographie der Performance-Kunst widmen, gehören: On Failing to Perform: Art and Revolution, Vienna 1968 in der renommierten Zeitschrift October des MIT (2019); Out of Storage – On the Art of Franz Erhard Walther (Artforum, 2018) sowie Gerhard Rühms Body Art, ein Katalogessay zur jüngsten Retrospektive im Kunstforum Wien (2017).
Das geplante Buch erzählt eine neue Geschichte der Wiener Performancekunst und greift die breitere Historiographie dieser Kunstform auf. Während sich die Geschichte der österreichischen Nachkriegskunst üblicherweise auf die grafischen Inszenierungen von Gewalt im Zusammenhang mit dem „Wiener Aktionismus“ konzentriert, befasst sich dieses Buch mit einem breiteren Feld von Praktiken, von den wenig bekannten Performances der Dichter der Wiener Gruppe bis hin zu den Gobelins-Gemeinschaftsarbeiten von Ingrid Wiener. Diese Optik bringt einen merkwürdig uneingestandenen Aspekt des Werkes zum Vorschein. „Weit davon entfernt aktionistisch zu sein, erforscht die Wiener Performancekunst die Bedingungen von Rückzug, Impotenz und Abhängigkeit in Gesten des in-action. Durch die Beschäftigung mit dem österreichischen Beispiel bietet dieses Buch ein Modell zum Nachdenken über Formen des künstlerischen und politischen Engagements, die sich dem vorherrschenden Paradigma der Performance als emanzipatorische Handlung widersetzen. Denn in-action ist nicht das Gegenteil von action. Es verweigert die normative Unterscheidung zwischen Aktion und Passivität, um unsere sprachlichen und körperlichen Verwicklungen zu beleuchten.“
Friedrich Polleroß Fotos: Institut für Kunstgeschichte, Ludwig Hoffenreich