Pay One Take Two. Zwei Dissertations-Auszeichnungen für unseren Absolventen Stefan Albl

Da immer weniger Dissertationen geschrieben werden, weil es dafür auch zu wenige Stipendien gibt, sind nachträgliche Auszeichnungen hervorzuheben, die die mühevolle Arbeit wenigstens symbolisch belohnen. Seit drei Jahren existiert ein jährlich an drei AbsolventInnen vergebener Dissertationspreis der Historisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät, der am 30. Juni 2015 im Lesesaal der Bibliothek der Historiker überreicht wurde. Zum ersten Mal ging diese Auszeichnung an einen Kunsthistoriker, nämlich an unseren früheren Studienassistenten Dr. Stefan Albl, der im Vorjahr seine Dissertation bei Univ.-Prof. Dr.  Sebastian Schütze abgeschlossen hat und jetzt als Assistent an der Biblioteca Hertziana/Max Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom arbeitet.

Zur Begrüßung trat die scheidende Vizerektorin Univ.-Prof. Dr. Susanne Weigelin-Schwiedrzig unter den Holzbaldachin und lobte die Initiative. Dann stellte unsere Dekanin Univ.-Prof. Dr. Claudia Theune-Vogt den nach der jüdischen Ägyptologin Grete Mostny benannten Preis vor. Zur dauerhaften Erinnerung ist dieser nicht nur mit einem digitalen Bericht im Internet verbunden, sondern mit einer im Salzbergwerk hinterlegten Steinguttafel. Aufgrund einer Idee des Keramikkünstlers Martin Kunze werden unter dem Titel „Memory o Mankind“ in Hallstatt solche Tafeln gespeichert, gleichsam eine alpine Variante des ägyptischen Gedächtniskultes. Wie die Dekanin ironisch erläuterte, sei sie als Archäologin aufgrund der traditionellen Materialien bei dieser Form der Erinnerung bezüglich der Haltbarkeit nicht so pessimistisch wie bei den digitalen Medien.

Dann würdigte Ao. Univ.-Prof. Dr. Peter Eigner, der Vizedekan für Nachwuchsförderung, die drei Preisträger und ihre Arbeiten. Den Gutachten von Prof. Dr. Wolfgang Prohaska und Doz. Dr. Achim Gnann folgend wurde an der Dissertation von Stefan Albl über die Malerei von Pietro Testa hervorgehoben, dass das Thema breit kontextualisiert worden sei und Kunsttheorie sowie Kennerschaft ausgezeichnet verbinde. Auf diese Weise sei es gelungen, die Gemälde Testas in neuem Licht zu sehen und neu zu verorten. Als Gemeinsamkeit aller drei Preisträger nannte Eigner Leidenschaft und Auslandsaufenthalte. Daher wäre es wünschenswert auch an der Wiener Uni mehr Laufbahnstellen für solche erfolgreichen AbsolventInnen zu haben.

Schließlich kamen die Preisträger zu Wort: Stefan Albl gestand, dass Testa ihm im Laufe der letzten Jahre sehr vertraut, aber aufgrund seiner schwierigen Persönlichkeit doch nicht ganz zum Freund geworden sei. Er habe das malerische Ouevre des Meisters fast verdoppeln können, dennoch würde der Maler wohl lieber auf dem Kapitol als im Salzbergwerk gewürdigt werden. Nach der Feier wartete im Vorraum schon ein Buffet auf die Gäste und die Dekanin sowie der Laudator stießen mit den Eltern und dem Bruder des Geehrten auf den Preisträger an.

Zwar nicht auf dem Kapitol, aber unweit davon kamen der römische Künstler und sein österreichischer Dissertant schließlich doch noch zu ihren Ehren. Am 18. September bekam Dr. Albl in Rom nämlich einen weiteren Preis für seine Abschlussarbeit verliehen, den „Hanno-und-Ilse-Hahn-Preis“ der Bibliotheca Hertziana, zu deren Bibliotheksleiter übrigens vor kurzem unser Dozent Dr. Golo Maurer ernannt wurde. Der seit 1990 alle zwei Jahre von diesem Max-Planck-Institut an jüngere KunsthistorikerInnen für "Verdienste um die italienische Kunstgeschichte" vergebene Preis erinnert an den einzigen Sohn des Chemikers und Entdeckers der Kernspaltung, Otto Hahn, den Kunsthistoriker und Architekturforscher Hanno Hahn (1922–1960) und dessen Gattin Ilse (1920–1960). Bisherige Preisträger waren u.a. Gerhard Wolf, der Co-Direktor des kunsthistorischen Institutes in Florenz (1994), unser Ordinarius Sebastian Schütze (1998) sowie Ulrich Pfisterer, der Co-Direktor des Zentralinstitutes für Kunstgeschichte in München (2002).  

Die feierliche Verleihung erfolgte im Villino Stroganoff, dem Gartenpavillon der Hertziana, im Anschluss an den jährlichen "Henriette Hertz-Vortrag" von Prof. Dr. Sybille Ebert-Schifferer, der geschäftsführenden Direktorin des Institutes. Die Laudatio auf den Doppel-Preisträger hielt der Wiener Gutachter Prof. Dr. Wolfgang Prohaska. Unter den zahlreichen Gästen der Veranstaltung befanden sich auch unser Dozent Dr. Richard Bösel, der frühere Direktor des Österreichischen Historischen Institutes in Rom, sowie Prinz Fabrizio Massimo. Dass die römische Auszeichnung nicht nur ehrenvoll ist und zu höchsten Karrierehoffnungen Anlass gibt, sondern auch mit einem Preisgeld in der Höhe von 2500 Euro verbunden ist, wird den frisch vermählten Kunsthistoriker sicher auch gefreut haben. Das Institut gratuliert herzlich zu beiden Auszeichnungen!



Friedrich Polleroß    Fotos: Enrico Fontolan/Hertziana, Friedrich Polleroß