70. Geburtstag von Prof. Artur Rosenauer
70. Geburtstag von Prof. Artur Rosenauer
Im Mai 2010 konnte emer. Univ.-Prof. Dr. Artur Rosenauer seinen 70. Geburtstag feiern. Der langjährige Ordinarius unseres Institutes wurde 1940 im niederösterreichischen Sitzendorf geboren und begann 1958 das Studium der Kunstgeschichte bei den Professoren Karl M. Swoboda, Otto Demus und Otto Pächt. Daneben absolvierte er als einer der letzten in alter Tradition den Kurs des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. 1964 promovierte Rosenauer mit einer Schrift über das Frühwerk Domenico Ghirlandaios. Seit diesem Zeitpunkt Assistent an unserem Institut blieb er der Kunst des Florentiner Quattrocento treu und habilitierte sich 1973 mit einer Arbeit über das Frühwerk Donatellos, die 1975 unter dem Titel „Studien zu Donatello. Skulptur im projektiven Raum“ publiziert wurde. Den Höhepunkt dieses Forschungsinteresses bildete die 1993 in italienischer und englischer Sprache veröffentliche Monographie über Donatello, die mit dem „Premio de Luca“ für das beste Kunstbuch des Jahres ausgezeichnet wurde. Die Forschungsaufenthalte in Florenz wurden dafür durch solche in Rom, London und Washington (1984 und 1993) ergänzt.
Parallel zur wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem italienischen Quattrocento widmete sich Artur Rosenauer auch intensiv der österreichischen Malerei und Skulptur der Spätgotik – erstmals 1967 im Rahmen der Ausstellung „Gotik in Österreich“. Zu nennen sind etwa das Buch über den Klosterneuburger Albrechtsaltar (1981) sowie die Beiträge zu, bzw. die wissenschaftliche Leitung der Ausstellungen „Hispania-Austria“ (mit Prof. Alfred Kohler) 1992 in Innsbruck sowie „Michael Pacher“ 1998 in Neustift in Südtirol. Die Beschäftigung mit der österreichischen Kunst des 15. und 16. Jahrhunderts kulminierte 2003 in der Herausgabe des Standardwerkes über Spätgotik und Renaissance in der Reihe „Kunst in Österreich“.
1977 wurde Artur Rosenauer zum A.o. Professor und 1982 als Nachfolger von Renate Wagner-Rieger zum Ordinarius an der Wiener Universität ernannt. 1990 hat man den Kunsthistoriker als korrespondierendes und 1998 als wirkliches Mitglied in die Österreichische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Seit 1999 steht Prof. Rosenauer an der Spitze der Kommission für Kunstgeschichte der Akademie und in diesem Zusammenhang entstanden auch Publikationen zum Sitz und der künstlerischen Ausstattung des Akademiegebäudes, der alten Universität. Der Emeritus leitet zur Zeit auch das Hofburg-Projekt.
Den dritten großen Forschungsbereich bildeten Fragen der Methoden und vor allem die Geschichte der Wiener Schule der Kunstgeschichte. Hier ist insbesondere auf die Neuherausgabe der Werke von Alois Riegl, Max Dvořák, Fritz Novotny und Otto Pächt (ab 1977) im Münchner Prestel- und im Wiener Facultas-WUV-Verlag zu verweisen. Durch Übersetzungen und Vorträge gelang es, die Tätigkeit der früheren Wiener Kunsthistoriker auch international wieder bekannter zu machen. Zuletzt erschienen Vorlesungen von Dvořák, ein Erinnerungsbuch über Otto Pächt, und die Beiträge der 2005 in Wien abgehaltenen Tagung über Alois Riegl.
Über diese drei Interessensschwerpunkte hinaus beschäftigte sich Prof. Rosenauer nicht nur in Lehrveranstaltungen, sondern auch in Aufsätzen mit dem „Meisterwerk“ von Raffael, Tizian, Rubens und Rembrandt. Der durch sein umfassendes optisches Gedächtnis beeindruckende und durch seine gut verständlichen Vorlesungen vor allen den Anfängern die Lust auf die Kunstgeschichte schmackhaft machende Ordinarius widmete sich in seiner Lehrtätigkeit auch zahlreichen weiteren Bereichen bis hin zur Kunst des 20. Jahrhunderts. Als Freund zeitgenössischer Künstler wie Josef Mikl, Schwiegersohn einer Romanfigur von Heimito von Doderer und als Vater eines Architekten unmittelbar mit dem Kulturleben Wiens verbunden, hat sich Prof. Rosenauer nicht nur theoretisch mit dem Thema „Der Kunsthistoriker und die Öffentlichkeit“ beschäftigt (Kunsthistoriker aktuell 1999), sondern auch in mancher kultur- bzw. museumspolitischen Diskussion öffentlich Stellung bezogen.
Neben seiner Tätigkeit in Universitätsgremien war Prof. Rosenauer von 1996 bis 2004 auch im Bureau des internationalen Kunsthistorikerverbandes CIHA tätig, und Vorträge führten ihn u.a. nach Ljubljana, Prag, Budapest, München, Rom, Paris, Jerusalem, Washington sowie New York. Von 1994 wirkte 2004 Prof. Rosenauer als Herausgeber des Wiener Jahrbuchs für Kunstgeschichte und bis 2006 führte er den Vorsitz im Kuratorium für den Herderpreis.
Die Universität würdigt den Jubilar mit einer akademischen Feier am Samstag, dem 19. Juni 2010, zu der auch alle Studierenden herzlich eingeladen sind.
Friedrich Polleroß Fotos: Institut für Kunstgeschichte