Praktische Übung. Studierende basteln Modell der kaiserlichen Gemäldegalerie


Dr. Gudrun Swoboda, Kuratorin des Kunsthistorischen Museums für italienische Barockmalerei sowie und Leiterin eines Forschungsprojektes zur Geschichte des Museums um 1800, hält im Wintersemester 2011/12 eine Übung an unserem Institut über „Die kaiserlichen Gemäldesammlungen zwischen höfischer Repräsentation und modernem Kunstmuseum (1600-1800)“. Am Ende dieser Entwicklung präsentierte sich die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums als Teil eines modernen Kunstmuseums. Nach stilistischen Schulzusammen- hängen und geographisch-chronologischen Gesichts- punkten systematisiert, wurde in Wien eine Präsenta- tionsform realisiert, die bald in ganz Europa Nachfolge fand und bis heute allgemeine Gültigkeit besitzt. Ihr Ursprung lag jedoch in fürstlichen Sammlungen, die nach anderen Kriterien angelegt worden waren und auch anderen Zwecken als der kulturellen Bildung einer bürgerlichen Öffentlichkeit dienten. Wie vergleichbare traditionsreiche Gemäldegalerien in anderen Ländern Europas bildet die Wiener Gemäldegalerie eine Art Konglomerat verschiedener älterer Sammlungen.

Diese Entwicklung nach zu verfolgen, ist einer der Schwerpunkte der Lehrveranstaltung; zu einem besseren Verständnis der Anfänge moderner Museumskultur am Ende des 18. Jahrhunderts hinzuführen, ein anderer. Durch die Analyse der Konstitutionsphase des modernen Museums soll auch der Blick für aktuelle Präsentations- und Wirkungsweisen von Kunstmuseen geschärft werden. Zudem soll den Studierenden Einblick in das museologische Forschungsprojekt mit seinem Netzwerk transinstitutioneller Forschung, seiner Datenbank und der geplanten Publikation geboten werden. Im Rahmen der Lehrveranstaltung gab es die Möglichkeit, zur aktiven Teilnahme an den Vorbereitungen der inter- nationalen Tagung im November 2011 „Eine sichtbare Geschichte der Kunst. Europäische Museumskultur um 1800“. Von den Studierenden, die sich im Rahmen der Lehrveranstaltung für ein „Praktikum“ entschieden, schufen vier eine Wandtafel, die einem Museum ge- widmet war, und zwar Dresden (Isabel Deimel), Düssel- dorf (Philipp Virag), Belvedere (Constantin Staus) und Stallburg (Stefan Schnöll), während Julia Reuckl, Karoline Schraffl und Simone Wirth das Modell des Oberen Belvedere bastelten, in dem die von der Projektmitarbei- terin und Dissertantin Mag. Nora Fischer rekonstruierten Wandabwicklungen präsentiert wurden. Bei der Eröffnung der Tagung am 24. November zeigte sich auch Frau Margit Fischer, Gattin des österreichischen Bundespräsidenten und frühere Studentin an unserem Institut, beeindruckt von der Arbeit der Studierenden.
Friedrich Polleroß  Fotos: Friedrich Polleroß