Wissenschaft & Sammlung. Neues Interesse für alte Universitätssammlungen


Ausgehend von Berlin, wo unter der Federführung des Kunsthistorikers Horst Bredekamp seit 1999 die Sammlungen der Humboldt-Universität inventarisiert und und ihre 200-jährige Geschichte erforscht sowie im Jahre 2000 in einer großen Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert wurden und in Zukunft teilweise im Humboldt-Forum des zu erbauenden Schlosses allgemein zugänglich sein sollen, wuchs an den deutschen Universitäten das Interesse für die nicht mehr genutzten und damit aus den Augen verlorenen wissenschaftlichen Sammlungen. 2012 wurde dann offiziell eine Koordinierungsstelle für die wissenschaftlichen Universitätssammlungen in Deutschland eingerichtet. Die Fotogeschichte ist seit einiger Zeit auch als Teil der kunsthistorischen Wissenschaftsgeschichte etabliert und parallel dazu entstand das Netzwerk "Fotostoria" zur Sicherung, Erforschung und Hilfeleistung für historische Fotoarchive.

Die Position einer Sammlungsbeauftragten war an der Universität Wien seit 2007 in Vorbereitung und ist 2010 geschaffen bzw. mit Mag. Claudia Feigl besetzt worden. Seither wurde eine Homepage mit einem Verzeichnis aller Sammlungen realisiert und 2012 erschien unter dem Titel „Schaukästen der Wissenschaft“ im Böhlau-Verlag ein Überblick über die Bestände der Universität Wien in Buchform. Unser Institut ist dabei u.a. mit der Sammlung von Gipsabgüssen, der Fotothek, die Sammlung von Originalen und Plänen, sowie das Instituts- bzw. Nachlass-Archiv vertreten. Neben diesen historischen Beständen gibt es auch jedoch auch Sammlungen, die jünger sind bzw. aktuell weitergeführt werden. Mehrfach war unser Institut auch beim „Objekt des Monats“ auf der Sammlungsseite der Universitätsbibliothek vertreten: im Dezember 2008 mit einem Gipsrelief, im Jänner 2011 mit einer Fotografie der Ruine Weitenegg, im Juni 2012 mit einem Entwurf für einen Palast in Kairo von 1877 und im Oktober 2012 mit einem buddhistischen Tempel.

Einmal pro Semester organisiert die Sammlungsbeauftragte ein Treffen der SammlungsleiterInnen, das jedes Mal an einem anderen Institut abgehalten wird. Am 11. Dezember 2012 fand das zwölfte Sammlungstreffen samt Rundgang bei uns statt. Unter den Gästen befand sich auch der Leiter des Universitätsarchives, Hofrat Mag. Thomas Maisel. Der Vorstand, Univ.-Prof. Dr. Raphael Rosenberg, eröffnete die Veranstaltung mit einer Begrüßung aller TeilnehmerInnen und einem Hinweis auf die große Bedeutung der Bildarchive für die Kunstwissenschaft. Danach wurden unter der Moderation von Frau Mag. Irene Schachl einige der am Institut beheimateten Sammlungen und Einrichtungen vorgestellt. Dr. Friedrich Polleroß präsentierte die Diathek, die Gipsabguss-Sammlung und das Institutsarchiv; Dr. Martin Engel referierte über die Original-, Foto- und Plansammlung sowie das Ringstraßenarchiv. Nach der Kaffeepause berichtete Frau Dr. Verena Widorn über das Western Himalaya Archiv Vienna (WHAV).

Dann informierte Frau Univ.-Prof. Dr. Marianne Klemun als Vorsitzende der Fakultätsgruppe für Öffentlichkeitsarbeit über die im April beginnende Ausstellung im Österreichischen Museum für Volkskunde in der Laudongasse, die unter dem Titel "Gelehrte Objekte? Wege zum Wissen" zahlreiche Sammlungen unserer Fakultät erstmals der Öffentlichkeit präsentieren wird. Schon am 27. März 2012 gab es eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema an der Wiener Urania. Im Zuge der Vorbereitung der Ausstellung wurde auch der alte Großdiaprojektor ("Skioptikon") unseres Institutes, der wahrscheinlich um 1910 von Prof. Josef Strzygowski angeschafft und seit 1997 im Universitätsarchiv deponiert worden war, wieder ans Institut zurück transferiert.



Friedrich Polleroß   Fotos: René Steyer, Friedrich Polleroß