Unsere Absolventin Karin Gludovatz erste kunsthistorische Ordinaria an der FU Berlin


Als erste Frau im Bereich der europäischen Kunst wurde unsere Absolventin Karin Gludovatz mit 1. August 2012 auf ein Ordinariat am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin berufen. Als Nachfolgerin von Univ.-Prof. Dr. Eberhard König vertritt sie die Neuere europäische Kunstgeschichte (14.-18. Jhdt.).
Karin Gludovatz wurde 1970 in Mödling bei Wien geboren und studierte zunächst Rechtswissenschaft und ab 1990 Kunstgeschichte an der Universität Wien (mit den Wahlfächern Klassische Archäologie und Soziologie). 1996/97 verbrachte sie ein Erasmus-Jahr am Kunstgeschichtlichen Seminar Hamburg. Von 1997 bis 2000 wirkte sie als Studienassistentin in der Diasammlung des Kunsthistorischen Institutes in Wien. Das Diplomstudium schloss sie 1999 bei Prof. Dr. Daniela Hammer-Tugendhat ab. Anschließend war sie als Vertretungsassistentin bzw. Lektorin am Institut für Kunstgeschichte tätig und wirkte aber auch als Lehrbeauftragte an der Universität für angewandte Kunst Wien sowie der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz. Daneben konzipierte sie Vortrags- und Filmreihen im Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig. 2001-2003 konnte Karin Gludovatz als Doktorandin im Graduiertenkolleg Praxis und Theorie des künstlerischen Schaffensprozesses der Universität der Künste Berlin teilnehmen. Anschließend war sie Fellow an der IFK Akademie "Topographien des Politischen" in Wien. 2004 beendete sie ihr Promotionsstudium an der Universität Wien mit der Dissertation " Fährten legen – Spuren lesen. Die Künstlersignatur als poietische Referenz " abermals bei Prof. Hammer-Tugendhat sowie bei Prof. Dr. Andreas Haus (Universität der Künste Berlin). Die Arbeit wurde 2011 im Fink Verlag publiziert. 2003-2009 war die Wienerin Assistentin am Kunsthistorischen Institut der FU Berlin, 2005-2007 auch Lehrbeauftragte an der Universität der Künste der deutschen Hauptstadt. 2006 erhielt die Kunsthistorikerin den Deubner-Preis für aktuelle kunsthistorische Forschung und im Frühjahr 2007 war sie Gastwissenschaftlerin am Kunsthistorischen Institut in Florenz (Max-Planck-Institut). Im Sommersemester 2009 fungierte Gludovatz als Vertretungsprofessorin am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg. 2009 wurde sie zur Juniorprofessorin an der FU ernannt. Im August 2012 wechselte sie aus dieser Position in die „Seniorprofessur“. Seit 2008 leitet Karin Gludovatz das Niederländische Forum am Kunsthistorischen Institut der FU Berlin, und schon vor ihrer Ernennung zur Professorin war sie in mehreren deutschen Sonderforschungsbereichen und DFG-Forschergruppen aktiv, z.B., als Mitglied des DFG-Netzwerks Kunst und Arbeit. Zum Verhältnis von Ästhetik und Arbeitsanthropologie vom 18. bis zum 21. Jahrhundert an der Universität zu Köln, oder als Mitglied der am Kunsthistorischen Institut der FU angesiedelten DFG-Forschergruppen Transkulturelle Verhandlungsräume von Kunst und BildEvidenz. Geschichte und Ästhetik.
Das ungewöhnlich reiche wissenschaftliche OEuvre der jungen Forscherin widmete sich zunächst österreichischen Themen von der Renaissanceplastik (in der Geschichte der bildenden Kunst in Österreich) über Städtebilder der Leopoldstadt bis zu Elke Krystufek. Dazu kamen Biographien der Wiener Kunsthistorikerinnen Erika Doberer und Bettina Kurth. Genderstudies und Geschichte bzw. Theorie der Kunstgeschichte bildeten auch weiterhin einen Schwerpunkt ihrer Arbeit, aber mit der Diplomarbeit "Die Signaturen Jan van Eycks. Autorschaftsnachweis als bildtheoretische Stellungnahme" hatte sie ihr Thema gefunden (teilweise veröffentlicht im Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, LIV, 2006). Die Selbstdarstellung der Künstler in ihren Werken und insbesondere durch ihre Signatur, das Oszillieren zwischen Realität und Fiktion verfolgte sie in ihrer Dissertation und mehreren Aufsätzen weiter. Chrono- logisch führt der Bogen von Jan van Eyck über Caravaggio und Adolf Menzel bis ins 20. Jahrhundert; das inhaltliche Spektrum reicht vom Porträt des Künstlers als junger Gott bis zur Darstellung der Shoah in Häftlingszeichnungen der nationalsozialistischen Konzentrationslager.
Friedrich Polleroß   Foto: Friedrich Polleroß