Ars & Natura. Unser Absolvent Dieter Buchhart neuer Direktor der Kunsthalle Krems

Mit Jänner 2008 übernahm der Medienkünstler, Theoretiker und Kunsthistoriker MMag. DDr. Dieter Buchhart für die nächsten fünf Jahre die Leitung der Kunsthalle Krems, wobei er unter 30 internationalen Bewerbern ausgewählt wurde. Dieter Buchhart erblickte 1971 in Wien das Licht der Welt und ist eine vielseitige Persönlichkeit. Er studierte zunächst Biologie, Genetik sowie Biochemie und verfasste 1995 eine Diplomarbeit zum Thema „Constitution of a receptor independent Jak-STAT signalling pathway“, die in der Universitätsbibliothek unter den ebenso aussagekräftigen Schlagworten „Saccharomyces cerevisiae/ Protein-Tyrosin-Kinasen/ Autophosphorylierung/ Transkriptionsfaktor/ Signaltransduktion“ verzettelt ist. Es folgte auch noch eine Dissertation in diesem Fachbereich.
Parallel dazu begann Buchhart ein Studium von Schwedisch und Kunstgeschichte. In seiner Diplomarbeit bei Univ.-Prof. Dr. Friedrich T. Bach verband Buchhart im Jahre 2000 seine beiden wissenschaftlichen Methoden bzw. Lebenswelten unter dem Titel „Strukturmimetische Repräsentation von Naturwissenschaften? Der Status von wissenschaftlichen Abbildungen, Modellen und Strategien in der zeitgenössischen Kunst“. Auch die Ausstellung „Making Nature“ 2002 in der Außenstelle der Österreichischen Galerie im Augarten versuchte die beiden unterschiedlichen Sichtweisen des Lebens unter einen Hut zu bringen.
Schon seit 1992 arbeitete Buchhart auch als Konzeptkünstler bzw. Ausstellungskurator in Galerien und Kunsthallen von Gießhübel über Budapest, Frankfurt, Köln und Koppenhagen bis Stockholm. Erwähnt seien etwa die Videoarbeit “CUT” 2005 in Berlin oder das Ice Cube Project von Marco Evaristti in Aalborg (DK). Seit 1999 schreibt der Wiener Kunsthistoriker u.a. regelmäßig im renommierten Kunstforum International.
Im Jahre 2004 beendete Dieter Buchhart sein Studium an unserem Institut mit einer Dissertation bei Prof. Bach über „Das Verschwinden im Werk Edvard Munchs: Experimente mit Materialisierung und Dematerialisierung“. Dem Titel zum Trotz fand diese Arbeit ihren materiellen Niederschlag in zwei dicken Bänden mit nicht weniger als 340 Seiten sowie 430 Abbildungen, und auch Munchs Werk wurde von Buchhart nicht zum Verschwinden gebracht – im Gegenteil: 2003 betreute er als Co-Kurator die Munchausstellung der Albertina und 2007 konzipierte er die Ausstellung „Edvard Munch. Zeichen der Moderne“ der Fondation Bayeler in Basel sowie der Kunsthalle Würth in Schwäbisch-Hall. Für die berühmte Schweizer Privatsammlung war der Wiener Kunsthistoriker schon seit 2004 als Gastkurator tätig, und seit 2006 übte er diese Funktion auch an der der Oberösterreichischen Landesgalerie Linz aus. Für die zuletzt dort von Buchhart kuratierte Ausstellung „Acting in Utopia“ haben internationale Künstler Spielwelten für Kinder geschaffen.
In Krems möchte der neue Direktor den Ausstellungsschwerpunkt vom 19. auf das 20. Jahrhundert verlagern und den Wiener Museen im Bereich der Klassischen Moderne mit „höchster Qualität“ (laut Standard) Paroli bieten. Es dürfte zwar keine besondere Kunst sein, das in Wien grassierende Van-Gogh-Cézanne-Picasso-Namedropping mit intelligenteren Ausstellungskonzepten zu überrunden, aber ohne „Tauschware“ wird es sicher nicht einfach, die guten Ideen auch zu realisieren; auch wenn Buchhart – wie er in einem Interview mit Nina Schedlmayer erklärte – „schnell arbeitet“. In seiner ersten Saison plant der Kunsthistoriker u. a. Ausstellungen über den Illusionismus in der Kunst des 20. Jahrhunderts, über Indianerdarstellungen sowie monographische Präsentationen von Duane Hanson und Joseph Beuys.
Friedrich Polleroß

Fotos: Kunsthalle Krems, Günter Kargl, Christian Redtenbacher