Bücher & Präsentationen
Bücher & Präsentationen
Die ProfessorInnen und wissenschaftlichen MitarbeiteriInen unseres Institutes bemühen sich neben der Betreuung zahlreicher Studierender und vielfältiger Verwaltungsarbeit auch die Wissenschaft voranzubringen. Die Krönung dieser Bemühungen sind selbst verfasste oder herausgegebene Bücher. Zwei solcher Werke konnten im vergangenen Sommersemester auch in einem besonderen Rahmen der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Unter der Ägide der Universitätsbibliothek bzw. der Fachbibliotheken wurden anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums des Campus in einem Zelt im Hof 1 des Unicampus die neusten Publikationen verschiedener am Campus angesiedelter Fächer vorgestellt.Am 16. Mai in konnte in diesem Rahmen der neueste Band des von unserem Institut herausgegebenen "Wiener Jahrbuchs für Kunstgeschichte" präsentiert werden. Der Doppelband Nr. 63/64 versammelt unter dem Titel "Der Arkadenhof der Universität Wien und die Tradition der Gelehrtenmemoria in Europa" die Vorträge einer von Prof. Dr. Inge Schemper-Sparholz initiierten Tagung über die europäische Gelehrtenmemoria. Unter der Moderation der Mitherausgeberin Univ.-Ass. Dr. Julia Rüdiger begrüßte zunächst die scheidende Dekanin Univ.Prof. Dr. Claudia Theune-Vogt die Gäste und lobte das das Produkt als Beitrag der Kunstgeschichte zur Universitätsgeschichte. Sie verwies aber auch auf die lange fehlende Erinnerung an die weiblichen Leistungen in der Wissenschaft. Abschließend bezeichnete sie die Neuerscheinung als „optisch gelungen und sorgfältig zusammengestellt“. Institutsbibliothekar Martin Steinreiber wies dann auf die Absicht der Fach-Bibliotheken hin, mit dieser Veranstaltungsreihe auch die Wissenschaft und das Publizieren in der Öffentlichkeit bekannter zu machen.
Die Initiatorin und Mitherausgeberin Inge Schemper-Sparholz, die mit Semesterende in den Ruhestand tritt, bot zunächst anstelle des verhinderten Reihenherausgebers Michael Viktor Schwarz einen Überblick über die Geschichte des renommierten Fachorgans, dessen Vorstufen bis 1856 zurück gehen und das erstmals 1921 unter dem heutigen Namen publiziert wurde. Dann ging sie auf die Thematik des Bandes ein. Nicht erst im 19. Jahrhundert waren in den Ruhmeshallen neben den Militärs auch die Gelehrten verewigt worden, sondern schon seit dem 16. Jahrhundert. Ausgehend von einer mit Hilfe der Studierenden erstellten Bearbeitung der Gelehrtenporträts im Arkadenhof der Universität waren die Informationen darüber im Internet zugänglich gemacht worden, wie die damals beteiligten Studentinnen Caroline Mang und Cigdem Özel – beide inzwischen Mitarbeiterinnen des Instituts– berichteten. In ihrem Hauptreferat kritisierte Prof. Schemper vor allem, dass aufgrund der übertriebenen Feuerschutzmaßnahmen im Hauptgebäude der Universität neue Tore ausgebrochen und die alten Denkmäler sinnwidrig versetzt werden. Auch das Wiener Denkmalamt kümmere sich offensichtlich nicht um diese Eingriffe.
Universitätsarchivar Dr. Thomas Maisel referierte dann seinen Beitrag über den Umgang mit den Denkmälern in der NS-Zeit, als „paralell zur Säuberung des Lehrkörpers“ 17 Denkmäler von tatsächlichen oder vermeintlichen Juden entfernt wurden. Mitherausgeber Dr. Martin Engel beleuchtete die Denkmalsetzung der Nachkriegszeit von der Thorak-Büste für den Kunsthistoriker Julius von Schlosser bis zum Semmelweißdenkmal von Alfred Hrdlicka. Weitere Beiträge des Bandes stammen von Maria Pötzl-Maliková über die Jacquin-Büsten, von Heindrun Rosenberg über die Rektorenporträts, von Julia Rüdiger über die Billroth-Denkmäler, von Géza Galavics und Bálint Ugry über die Gelehrtendenkmäler in Ungarn, von Barbara Murovec über jene in Laibach und schließlich von Martin Krummholz über die Palacky-Monumente in Prag.
Unter den Besuchern der gelungenen Veranstaltung hatten sich auch einige selbst schon fast denkmalwürdige Senioren der Wiener Kunstgeschichte eingefunden, nämlich Hellmut Lorenz und Walter Krause. Da auch genügend Wein vorhanden war, konnte abschließend auf den neuen Band auch angestoßen werden.
Am 20. Juni wurde auf dem sehr gut besuchten Dachboden des Stephansdomes das neue Buch von Univ.-Doz. Dr. Barbara Schedl über die Quellen zur Baugeschichte des Wiener Domes von 1200 bis 1500 präsentiert. Dompfarrer Toni Faber begrüßte die Gäste und lobte die „wertvolle Arbeit“ der Autorin. Denn der Dom sei ja nicht die Kirche des Kardinals, sondern „unser aller Dauerbaustelle“. Der frühere Domkustos Josef Weismayer schilderte dann die Genese des Projektes. Durch das 2007 vom deutschen Architekturhistoriker Johann J. Böker vorgelegte Buch waren manche Thesen zur Baugeschichte auf den Kopf gestellt worden. Manches konnte inzwischen widerlegt werden, aber das war der Anstoß zu einer intensiven Erforschung, die 2011 mit einer von Univ.-Prof. Michael Viktor Schwarz mitinitiierten Tagung begann. Damals bedauerte der Schweizer Architekturhistoriker Peter Kurmann, dass die Grundlagenforschung zum Stephansdom fehle und vor allem die schriftlichen Quellen zu einer mündlichen Überlieferung verkommen seien.
Dies war der Anstoss zum vorliegenden Forschungsprojekt bzw. Buch, und der Autorin sei für ihren auch bei den Tagungen 2015 und 2016 zu Tage getretenen „nie ermüdenden Einsatz“ zu danken. Dombaumeister Wolfgang Zehetner ließ es sich jedoch nicht nehmen, darauf hinzuweisen, dass zu den schriftlichen Quellen und dem „Wissen in der Cloud“ auch die Steine zu befragen seien. Die Quellen liefern allerdings manchmal auch Hinweise für Rekonstruktionen der Dombauhütte.
Schließlich skizzierte Barbara Schedl den Inhalt des „Lesebuches“, das auf Abbildungen verzichtet. Es handle sich um eine systematische Erfassung aller schriftlichen Quellen der gotischen Bauphase, es sei aber auch die Frage nach der Finanzierung und Bauorganisation sowie nach der Liturgie auf der Dauerbaustelle gestellt worden. Ein Verzeichnis der 420 Messstiftungen im Jahre 1498 bilde ein „Who is who“ der Wiener Gesellschaft des Spätmittelalters. Abschließend dankte sie allen „Reisebegleitern“ beginnend mit der Doyenne der Stephansdomforschung Marlene Strauß-Zykan bis Domdekan Rudolf Proschi, denen sie jeweils ein Buch überreichte. Letzterer verwies auf den engen Bezug zwischen Domkirche und Universität und bezeichnete es als Anliegen des Domkapitels, die Quellen künftig im Internet in einer Datenbank allgemein zugänglich zu machen. Umrahmt wurden die Reden von mittelalterlicher Musik des "Ensemble Opus Ultimum", bei dem auch ein Steinmetz der Dombauhütte mitwirkt. Danach konnte das Buch erworben werden oder der hitzebedingte Durst mit Wein gelöscht werden. Ob es sich bei diesem Rebensaft um Meßwein oder ein Produkt von seinerziet an den Dom gestifteten Weingärten handelte, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden…
Friedrich Polleroß Fotos: Friedrich Polleroß, René Steyer