Dürnstein feiert 600 Jahre Kloster und unser Institut feiert mit


1410 wurde in Dürnstein die dort schon länger existierende Marienkapelle des Kuenringerhofes in ein Augustiner-Chorherrenkloster umgewandelt. Dieses Jubiläum bot den Anlass zur Herausgabe einer Publikation zur Geschichte des im späten 18. Jahrhundert aufgehobenen und seither dem Stift Herzogenburg gehörigen Stiftes an der Donau. Da acht der zwölf Autoren dieser Festschrift Lehrende bzw. Absolventen unseres Institutes sind, verdient das im Frühjahr in Dürnstein präsentierte Buch auch auf unserer Homepage vorgestellt zu werden.

Der Inschriftenspezialist an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Mitherausgeber Andreas Zajic beschreibt die älteste Geschichte des Klosters, dessen Stiftungsurkunde ein bemerkenswertes Porträt des Stifters Stephan von Haslach zeigt. Auch die Grabplatte des Gründers beeindruckt durch ein ganzfiguriges Bildnis des Geistlichen in Ritztechnik. Dem besonders reich illuminierten Stiftbrief und weiteren, teilweise gefälschten Urkunden des Klosters mit Darstellungen des Schenkungsaktes ist der Beitrag von Martin Roland von der Kommission für Schrift und Buchwesen des Mittelalters der ÖAW gewidmet. Den unter der barocken Hülle noch zum Großteil erhaltenen mittelalterlichen Kern hat unser Absolvent, der Bauforscher Peter Aichinger-Rosenberger vom Gebietsbauamt Krems, untersucht, während sich unsere Dozentin Barbara Schedl mit dem geistlichen Leben beschäftigt. Unser Lektor Amand Tif hat versucht den großteils in der Österreichischen Nationalbibliothek, teilweise aber auch in ausländischen Bibliotheken erhaltenen mittelalterlichen Bücherbestand des Klosters zu rekonstruieren, unter dem sich auch einige mit schönen Initialen und Ranken versehene Handschriften befinden. Nach einem Beitrag von Günter Katzler über Dürnstein und die Chorherrenreform des 15. Jahrhunderts, bietet die Mitherausgeberin und Archivarin Helga Penz einen Überblick über die neuzeitliche Stiftsgeschichte, der u.a. mit Fotos zahlreicher Grab- und Serienporträts der Dürnsteiner Prälaten illustriert ist. Als besondere Quelle konnte die Autorin die Schreibkalender des Propstes Hieronymus Übelbacher nutzen, die auch wesentliche Informationen zum barocken Stiftsbau enthalten.

Dessen Entstehungsgeschichte beschreibt Herbert Karner von der Kommission für Kunstgeschichte der Akademie der Wissenschaften. Ein eigener Beitrag desselben Autors ist der bildlichen Ausstattung von Kreuzgang und Krypta sowie dem original in situ erhaltenen Heiligen Grab gewidmet. Neben dem heuer ebenfalls jubilierenden Jakob Prandtauer waren vor allem Matthias Steinl und Joseph Munggenast am barocken Bau beteiligt, an der Ausstattung wirkten u.a. der Bildhauer Johann Schmidt und dessen bekannterer Sohn Martin Johann, gen. Kremserschmidt, mit. Dieselben Künstler waren unter der offensichtlich dominanten Regie des Propstes Übelbacher auch an der Dekoration der Kirche beschäftigt. Deren „Inszenierung“ analysieren Helga Penz und Johanna Kain, die sich mit diesem Thema an unserem Institut in ihrer Diplomarbeit bei Prof. Lorenz beschäftigt. Die durch die blaue Färbelung des Turmes weit über die Fachwelt hinaus bekannte Restaurierungsproblematik wird im Beitrag des früheren Leiters der Werkstätten des Bundesdenkmalamtes in Erinnerung gerufen. Manfred Koller bindet seine restauratorischen Befunde von Dürnstein daher in eine methodische Diskussion der historischen Denkmalpflege ein. Zwei kunsthistorische Beiträge sind schließlich dem bekannten Kellerschlössel des Stiftes gewidmet, das heute als Sitz der Wachauer Weinbaugenossenschaft dient. Peter Aichinger-Rosenberger beschreibt den Bau und Michael Grünwald, stellvertretender Kustos der Graphischen Sammlung des Stiftes Göttweig, stellt dessen einzigartige Dekoration mit barocken Graphiken vor. Christian Dietl schildert abschließend die zweihundertjährige Geschichte der Anlage unter der Verwaltung von Herzogenburg.

Der durchwegs mit schönen, teilweise von unseren Institutsfotografen Karl Pani und René Steyer neu angefertigten Farbbildern ausgestattete Band umfasst 240 Seiten und ist um nur 24,90 Euro in jeder guten Buchhandlung sowie direkt beim WHB erhältlich.
Friedrich Polleroß
Fotos: Stift Herzogenburg, Friedrich Polleroß, UNIDAM