Dissertationsstipendien auch für KunsthistorikerInnen


Unter den zwar nicht sehr zahlreichen, aber doch vielfältigen Möglichkeiten einer Förderung des kunsthistorischen Nachwuchses innerhalb und außerhalb unseres Institutes zählen Stipendien für die Arbeit an einer Dissertation zu den wichtigsten. Mit einer Jahresdotation von 37.000 Euro bietet das für zwei oder drei Jahre verliehene DOC [Doktorand/innenprogramm] der Österreichischen Akademie der Wissenschaften besonders gute Bedingungen. Solche Stipendien erhielten 2013 die Kunsthistorikerinnen Hanna Brinkmann und Katharina Hövelmann für ihre Arbeiten „The Cultural Eye. Eine empirische Studie zur kulturellen Bedingtheit von Kunstbetrachtung“ bzw. „Bauhaus in Wien? Möbeldesign und Innenraumgestaltung der Atelier- gemeinschaft Friedl Dicker und Franz Singer“.

Im Jahr 2014 ging eine solche wohldotierte Nachwuchs-förderung an unseren Absolventen Mag. Konrad Krcal, der schon bei den Studierendengesprächen mitgewirkt hat und nun seine Dissertation „Das Thesenblatt in Frankreich in Bezug auf den synmedialen Gattungs- begriff“ bei Doz. Dr. Werner Telesko schreibt. Ebenfalls maximal eine dreijährige Förderung in Form einer 30-Stunden-Anstellung bietet das Förderprogramm „uni-docs“ der Universität Wien. Im Jahr 2015 waren dabei zwei Kunsthistorikerinnen mit ihrer Bewerbung um ein Dissertationsstipendium erfolgreich.
Mag. Silvia Tammaro schreibt bei Univ.-Prof. Dr. Sebastian Schütze zum Thema „Das Theatrum Sabaudiae und der künstlerische und kulturelle Austausch zwischen Turin und Wien (1660-1740)“. Sie verbindet damit die Geschichte ihrer Heimatstadt Turin, wo sie 2004-2007 Architektur am Politecnico studiert, mit ihrer Studienstadt Wien, wo sie 2008 bis 2009 ein Erasmus-Auslandsjahr absolviert und dann an der Technischen Universität 2011 ihr Masterstudium abgeschlossen hat. War ihre Masterarbeit der Entwicklung der Stadt Turin vom 17. bis zum 19. Jahrhundert gewidmet, so nahm sie daneben auch an internationalen Workshops in Glasgow (The Glasgow School of Art), Buenos Aires (Universidad de Buenos Aires), Lemberg (Lvivska Politechnika) und München (ESF Palatium und LMU) teil. Im Oktober 2013 begann Silvia Tammaro das Doktoratsstudium an unserem Institut und im September 2014 wurde sie von der Associazione Storia della Città und der Università della Tuscia (Viterbo) mit dem Ehrenpreis für junge ForscherInnen "Enrico Guidoni" ausgezeichnet. In der Dissertation geht es sowohl um das reich illustrierte topographische Werk über das Herzogtum Savoyen als auch um die Rolle des Prinzen Eugen als Kunstsammler und Mäzen zwischen Wien und Turin.

Ein befristetes Doc-Dienstverhältnis hat mit Oktober 2015 auch Frau Mag. Beatrice Immelmann erhalten. Sie hat 2005-2012 in Heidelberg, Brüssel sowie Wien studiert und 2013 mit einer Diplomarbeit zur gestischen Visualisierung von Musik im Okkultismus des 19. Jahrhunderts („Albert de Rochas‘ Les sentiments, la musique et le geste. Ausdruckslehre,  Attitüde und Tanz im Kontext des Okkultismus um 1900“) abgeschlossen. Daneben wirkte sie als kuratorische Assistentin am Kunstmuseum Wolfsburg im Rahmen der Ausstellung „Kunst & Textil“. Von 2013 bis 2015 arbeitete sie bei den „Internationalen Fredener Musiktagen“ und als Kulturjournalistin. Ihr Dissertationsprojekt bei Univ.-Prof. Dr. Raphael Rosenberg mit dem Titel „Vibrations-Konzepte in kunsttheoretischen Diskursen von 1725 bis 1925: Die Suche nach der Angleichung von Klang, Farbe und Gestik". Als Terminus der Optik und Akustik findet der Begriff im 18. Jahrhundert Eingang in Überlegungen zur Wahrnehmung von Sinnesreizen und deren Beurteilung als angenehm oder unangenehm. Damit werden vermutlich "Vibrationen" für Autoren kunsttheoretischer Texte interessant und finden sich dort als tertium comparationis der Wirkung von Farbe, Klang und Gestik sowie der Vermittlung dieser Wirkung vom Werk zum Betrachter oder Zuhörer. František Kupka und Robert Delaunay verwendeten den Begriff in diesem Sinne, besonders prominent sind die "Seelenvibrationen" jedoch in Wassily Kandinskys Manifest "Über das Geistige in der Kunst" von 1911.
P.S. Die Bewerbungsfrist für die aktuelle Ausschreibung von „Uni-docs“ endet am 22.01.2016 um 14:00.

Friedrich Polleroß   Fotos: Institut für Kunstgeschichte