Künstlerischer und Wissenschaftlicher Nachlass von Günther Heinz (1927-1992)


Am 21. Oktober 2013 wurde in der Galerie unseres Absolventen Mag. Claus Jesina in Ottakring eine Ausstellung mit Gemälden und Graphiken unseres 1992 verstorbenen Ordinarius Günther Heinz eröffnet und gleichzeitig ein Buch mit gesammelten Schriften vorgestellt.

1927 in Salzburg geboren, studierte er ab 1946 an der Universität Wien und promovierte 1950 mit einer Arbeit „Die Salzburger Malerei des 17. Jahrhunderts und Johann Michael Rottmayr“. Von 1950 bis 1976 war Günther Heinz in der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums tätig. Er beschäftigte sich dort sowohl mit italienischer als auch mit niederländischer Barockmalerei und betreute mit Karl Schütz auch die Porträtsammlung im Schloss Ambras. 1965 mit seiner Publikation über die Porträtmalerei an den österreichischen Höfen der frühen Neuzeit habilitiert, wechselte er elf Jahre später vom Museum endgültig an die Universität und wurde 1976 zum Ordinarius ernannt.

In seinen Lehrveranstaltungen blieb er jedoch der Gemäldegalerie weiterhin eng verbunden, wobei er Kennerschaft der Originale und malerischen Praxis mit einer intensiven Kenntnis der literarischen und kunsttheoretischen Quellen, der Philosophie und Theologie verband.

Prominente Schüler von Professor Heinz sind etwa Albertina-Direktor Dr. Klaus Albrecht Schröder, die Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, Dr. Sabine Haag, der Direktor des MAK, Dr. Christoph Thun-Hohenstein, die Leiterin des Kunstforum Dr. Ingried Brugger, der Vorsitzende des österreichischen KunsthistorikerInnenverbandes Dr. Rainald Franz, der Fachdirektor des Bundesdenkmalamtes Dr. Bernd Euler-Rolle, die Leiterin der Akademiegalerie Dr. Martina Fleischer sowie die Universitätsprofessoren Hans Aurenhammer in Frankfurt, Martina Frank in Venedig, Ralph Ubl in Basel und Inge Schemper-Sparholz in Wien. Erfolg und fachliche Vielfalt seiner Schüler sind Ausdruck der methodischen Offenheit und der trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Zurückhaltung charismatischen Persönlichkeit des leider früh verstorbenen Ordinarius.

Daneben und vor der allgemeinen Kollegenschaft verborgen war Günther Heinz seit Studienzeiten auch als Künstler tätig gewesen, wobei sich sein Stil von peniblen Naturbeobachtungen bis zur Abstraktion entwickelte, hauptsächlich aber in der Tradition des österreichischen Spätexpressionismus stand. Im Gegensatz zum künstlerischen Virtuosentum sind die Werke jedoch alle sorgfältig datiert und bezeichnet, wie es der pedantischen Seite des Museumsbeamten Günther Heinz entsprach.

Seine über 200 Gemälde und über 800 Zeichnungen, Aquarelle sowie Collagen umfassende Produktion wurde jetzt von seiner ebenfalls doppelt begabten Schülerin Dr. Brigitte Borchhardt-Birbaumer aufgearbeitet und von unseren Institutsfotografen reproduziert. Eine Auswahl der Gemälde und Aquarelle wird nun zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert und bis 8. November auch zum Kauf angeboten. Im Oeuvre des Künstlers Günther Heinz dominieren Landschaft und Stillleben, es gibt aber auch Stadtansichten von Salzburg, Wien, Venedig, London sowie Paris, eher seltener auch Porträts und Mythologien.

Die Ausstellung, zu der auch ein kleiner Katalog in der Edition Jesina erschienen ist, wurde von Direktor Klaus Albrecht Schröder eröffnet. Er erläuterte an diesem Beispiel das Problem von künstlerischer Originalität versus Qualität, eine Frage, die er auch schon mit seinem Lehrer diskutiert hat. Dieser habe gemeint, Rubens sei ohne Zweifel der innovativere Künstler als Rembrandt, dennoch schätzen wir auch letzteren wegen seiner malerischen Qualitäten. Und in diesem Sinne – so Schröder- seien auch die Arbeiten von Günther Heinz zwar keine historischen Bahnbrecher, erfreuen aber unser Auge durch ihre malerische Virtuosität. Unter den Gästen befanden sich neben den drei Töchtern der Familie Heinz und zahlreichen SchülerInnen auch die ehemaligen Kollegen Artur Rosenauer und Hellmut Lorenz, unser Institutsvorstand Univ.-Prof. Dr. Raphael Rosenberg sowie der Direktor des Leopoldmuseums, Dr. Tobias Natter.

Doch nicht nur der künstlerische Nachlass, auch der wissenschaftliche sollte einer breiteren Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden, handelte es sich doch großteils um Aufsätze in Fachzeitschriften und Ausstellungskatalogen. Unter dem bezeichnenden Titel „Virtuosentum versus Pedanterie“ haben HR Dr. Karl Schütz, der frühere Direktor der Gemäldegalerie des KHM und Kollege von Heinz, dessen zeitweilige Assistentin Brigitte Borchhardt-Birbaumer und dessen Schüler Claus Jesina als Verleger, nun insgesamt elf schon publizierte Aufsätze und sechs Fragmente aus dem Nachlass zu einem Sammelband zusammen gestellt. Inhaltlich dominieren italienische sowie niederländische Gemälde des Kunsthistorischen Museums bzw. deren Künstler wie Carlo Dolci, Bernardo Bellotto, Frans Floris und Peter Paul Rubens.

Mehrere Beiträge sind Auftraggebern der Barockkunst wie den Jesuiten, Prinz Eugen von Savoyen sowie Maria Theresia gewidmet. Schon sehr früh hat sich Günther Heinz auch mit später beliebten Fragestellungen wie dem Einfluss der Rhetorik (im Werk des Bartolomeo Passarotti), der literarischen Beschreibung von Kunstwerken (in der „Galeria“ des Cavaliere Giambattista Marino) sowie der Porträtmalerei beschäftigt. Ebenso charakteristisch sind aber wohl seine kunstwissenschafliche Beschäftigung mit dem „Provinziellen“ und der Pedanterie.

Ein Lebenslauf und ein Verzeichnis der Publikationen sowie der Lehrveranstaltungen runden den Band ab, der die Bedeutung dieser etwas im Schatten der formalistischen „Wiener Schule der Kunstgeschichte “ stehenden Lehrerpersönlichkeit auch den heutigen Studierenden nahe bringen kann.

 



Friedrich Polleroß   Fotos: UNIDAM, Friedrich Polleroß