Kunstgeschichte als Glaubensverkündigung und Diebstahlssicherung. Elena Holzhausen neue Wiener Diözesankonservatorin


Seit 1. April 2009 ist eine unserer Absolventinnen in führender Position der Denkmalpflege der Erzdiözese Wien tätig. Die aus dem Rheinland stammende Elena Holzhausen studierte ab 1986 Kunstgeschichte, Germanistik und Asiatische Kunst an den Universitäten in Würzburg, Heidelberg und Wien. 1997 schloss sie ihr Studium an unserem Institut mit einer Diplomarbeit bei Prof. Dr. Artur Rosenauer über „Das Wiener Porzellankabinett des Reichsvizekanzlers Graf Friedrich Karl von Schönborn: Rekonstruktion, zeitliche Einordnung und Bedeutung“ ab. Dabei ging es um das Gartenpalais Schönborn in der Laudongasse, das heutige Museum für Volkskunde. Dem Adel und den Gärten widmete sich Mag. Holzhausen auch in den folgenden Jahren. So publizierte sie gemeinsam mit Richard Kurdiovsky einen Aufsatz über das Gartenpalais Harrach und wirkte am 2005 im Böhlau-Verlag erschienen Buch über den Landschaftspark in Laxenburg mit.
Entsprechende Berufserfahrung sammelte Elena Holzhausen u.a. bei der Inventarisierung von Schlossinventaren sowie im Hofmobiliendepot, und von 2002-2006 war sie im Dorotheum mit der Betreuung internationaler Kunden sowie dem Aufbau einer Datenbank beschäftigt. Im Anschluss daran absolvierte die Mutter dreier Kinder im Frauenschulungszentrum ABZ Austria einen Kurs in Oracle Datenbank Administration sowie ein Praktikum an der Donau-Universität Krems, wo die Datenbank der Graphischen Sammlung des Stiftes Göttweig bearbeitet wurde.
Mit April 2009 wurde Frau Mag. Holzhausen nun als Nachfolgerin von DI Dr. Hiltigund Schreiber zur Leiterin des Referates für kirchliche Kunst und Denkmalpflege in der Erzdiözese Wien berufen. Die Kenntnis kunsthistorischer Datenbanken und die Vertrautheit mit dem Kunsthandel waren dafür nützliche Zusatzkompetenzen. Denn die Schwerpunkte der Arbeit des Diözesankonservatoriates liegen neben der Betreuung von Innenrenovierungen vor allem auf der Inventarisierung der beweglichen Kunstschätze sowie deren Schutz vor Verfall und Diebstahl. Sowohl der Rückgang an Gläubigen und Kirchenbesuchern als auch an bewohnten Pfarrhäusern haben ja hier in den letzten Jahren das Gefährdungspotenzial erhöht. Die gründliche kunsthistorische Inventarisierung ist auch die Voraussetzung für polizeiliche Erfolge und eine Eingabe in „The Art Loss Register“. In dieser internationalen Datenbank, der Museen, Kunsthändler, Galeristen und Auktionshäuser angeschlossen sind, werden gestohlene Kunstschätze registriert und gesucht.
Sakrale Kunst stand bisher nicht im Zentrum der kunsthistorischen Arbeit von Frau Mag. Holzhausen, aber die neue Denkmalpflegerin der Erzdiözese Wien sieht ihre Arbeit auch als Glaubensverkündigung: "Wenn ein Mensch gläubig ist, ist die Art, wie er seinen Beruf lebt, in einem gewissen Maße immer Verkündigung, das gilt auch für Künstler."
Friedrich Polleroß
Fotos: Friedrich Polleroß