Sir-Ernst-Gombrich-Nachwuchspreise 2024
für Viktoriia Bazyk
Kämpfer, Rabauke, Biest. Gewalt und transgressive Männlichkeit in William Bouguereaus "Dante und Vergil in der Hölle"
1850 schockierte William Bouguereau, ein sittenstrenger Musterschüler an der École des Beaux-Arts, sowohl seine Lehrer als auch die Pariser Salonbesucher mit einem großformatigen Gemälde nach Dantes "Inferno", das im Vordergrund zwei übertrieben muskulöse, nackte, kämpfende Verdammte zeigt. Das Bild, das im Œuvre des zukünftigen Malerfürsten der Belle Époque einzigartig blieb, vermittelte eine bestimmte Botschaft über anständige und anstößige Männlichkeit unter anderem durch die gesteigerte Gewaltsamkeit der Kampfdarstellung, die das zeitgenössische Publikum erschütterte und einen auch heute nicht gleichgültig lässt.
Der Vortrag geht daher dem Zusammenhang von Gewalt und Männlichkeit in Bouguereaus "Dante und Vergil in der Hölle" nach, wobei die mit den schwarzromantischen Merkmalen wie Bestialität und Wahnsinn versehene Kampfdarstellung als Spiegelung der zeitgenössischen Ausbrüche der physischen und psychologischen Gewalt gedeutet wird.