„Tabādul – Austausch“. Kunstvermittlung mit Mehrwert
„Tabādul – Austausch“. Kunstvermittlung mit Mehrwert
Tabādul ist arabisch und bedeutet „Austausch“. Das von unserer Absolventin Pia Razenberger MA im Rahmen des Vereins Ceurabics realisierte Kunstvermittlungsprojekt für Asylsuchende und Asylberechtigte in Österreich bot die Möglichkeit für einen „Austausch auf Augenhöhe“. Das Projekt fand in Kooperation mit dem Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien und vier Wiener Museen (Dom Museum, mumok, Technisches Museum, Volkskundemuseum) sowie mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt Wien statt.
Anliegen der Initiatorin war es, die traditionelle Rolle von einheimischen Vortragenden und zuhörenden Immigranten umzudrehen und Migranten die Chance zu geben, der Gesellschaft ihr Wissen und ihre Denkweisen mitzuteilen. In einer ersten Phase, an der sich vier Syrer beteiligten, wurden vier vorgegebene Kunstschätze besprochen, die aus dem islamischen oder arabischen Kulturkreis stammen, aber in Europa in christlichen Kontexten genutzt wurden: die ursprünglich als Reliquienbehälter dienenden Syrischen Glasflaschen und die Grabhülle des Habsburgerherzogs Rudolf IV. im Dom Museum, oder der arabisch-normannische Krönungsmantel des Heiligen Römischen Reiches in der Wiener Schatzkammer. Bei diesem im Rahmen des Ersten Wiener Kunstgeschichtefestivals präsentierten Programm ging es um Kulturtransfer und die Frage, wie weit die Religion bei der Kategorisierung solcher Werke eine Rolle spielen soll.
In der zweiten Phase konnten sich die neun Teilnehmer jeweils ein Objekt in einem der beteiligten Museen zur Präsentation aussuchen, wobei das Volkskundemuseum mit einem Blick auf die Lebensweise in Österreich in früheren Zeiten, die moderne Kunst und die Geschichte der Technik auf besonders großes Interesse stießen. Die Teilnehmer und ihre "Buddies" erarbeiteten gemeinsam Präsentationen mit einem Fokus auf kunsthistorische Methoden am Institut für Kunstgeschichte und in der Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte. Hierbei unterstützten auch Studierende der Kunstgeschichte die Teilnehmer, nämlich Helen Kohn, Mirjam Lampichler und Theresa Steinwendtner.
Am 17. und 18. Dezember. 2016 fanden schließlich die drei Abschlussveranstaltungen in den jeweiligen Museen statt. Dabei diskutierte das Tabādul-Team mit den ZuhörerInnen gesellschaftlich relevante Themen, die in Zusammenhang mit der Objektwahl standen. Dabei lag der Fokus, z.B. im Volkskundemuseum, auf der Idealvorstellung des Lebensverlaufes, welche wiederum Bezug auf die Chromolithographie „Das Stufenalter des Mannes“ nahm.
Friedrich Polleroß
Fotos: René Steyer, Lea Stolz