05.-06.09.2024: Placing China at the Courts of Europe, 1700-1800 - Konferenzbericht
05.-06.09.2024: Placing China at the Courts of Europe, 1700-1800 - Konferenzbericht
Am 05. und 06. September fand im Historischen Gasthof „Zum Eichenkranz“ in Oranienbaum-Wörlitz, Deutschland, die internationale Konferenz zu Chinoiserie im Europa des 18. Jahrhunderts statt. Idee und Organisation stammt von Univ.-Prof. Dr. Lukas Nickel (Lehrstuhl für Kunstgeschichte Ostasiens des Institutes) und Dr. Anette Froesch (Kulturstiftung Dessau-Wörlitz).
Den Auftakt machte Harald Meller, kommissarischer Leiter der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, gefolgt von Grußworten der Organisatoren.
Lukas Nickel eröffnete die Konferenz mit seinem Vortrag „The many Chinas in 18th century Europe“ und wies auf die verschiedenen Anwendungen von chinesischen Design Elementen (importiert aus Asien oder lokal produziert) in Räumlichkeiten von Nobelresidenzen in Frankreich, Deutschland, Italien, Großbritannien und noch weiterreichender hin. Obwohl die gezeigten Räume visuelle Ähnlichkeiten aufweisen, und oft durchgängig als „Chinoiserie“ bezeichnet werden, sind die Funktionen dieser Räume und die Gründe ihrer Errichtung äussert verschieden.
Anette Froesch gab eine Einführung zu Prinz Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817) und seinem Interesse an chinesisch-inspirierten Zimmern in seinen Schlössern in Wörlitz und Oranienbaum. In Oranienbaum befindet sich ein Zimmer mit Konfuzius-Thema an den Wänden (nach Stichen von Isodore-Stanislas Helman) und einem chinoisen Bett, dass an Designs von William Chambers erinnert, und den Garten zieren ein chinesisches Haus und eine Pagode.
Denise Gubitosi, Universität Wien, Österreich, stellte die Tapeten in den chinesischen Räumen des Castello di Racconigi vor. Während den Renovierungen zwischen 1756 und 1760 ließ Louis Victor von Savoy-Carignan (1721-1778) Tapeten chinesischen Ursprungs aus London importierenund in fünf Räumen des Schlosses installieren. In diesem Vortrag wurden zwei Gruppen von Tapetenuntersucht, wobei eine Gruppe importiert und eine Gruppe lokal produziert war. Hierbei fiel auf, dass die lokal-produzierten Tapeten dem chinesischen Vorbild trotz kleinerer Unterschiede präzise nachgeahmt waren.
Elfriede Iby, Schloss Schönbrunn, Österreich, zeigte auf, wie Maria Theresia (1717-1780) im Schloss Schönbrunn die meisten der privaten Zimmer der kaiserlichen Wohnräume mit chinoisem Design einrichten ließ.
Unter anderem besprach Luca Malvicino (Castello Reale di Govone, Italien) chinesische Tapeten in Govone bei Turin, Györgyi Fajcsák (Ference Hopp Museum of Asiatic Arts, Ungarn) stellte Schloss Esterházy in Fertöd, Ungarn, vor und Kristel Smentek (Massachusetts Institute of Technology, USA) diskutierte die unterschiedlichen Botschaften, die die Pagode von Herzog von Choiseul (1719-1785) in Chanteloup zu vermitteln vermag. Filip Suchomel (Oblastni Galerie Liberec, Tschechien) zeigte chinoise Malereien in Räumen der tschechischen Aristokratie und Maria Cinta Krahe Noblett (Universidad Autónoma de Madrid, Spanien) besprach die Wichtigkeit von chinesischen Objekten während der Herrschaft von Elisabetta Farnese (1692-1766) in Spanien. Im Vortrag von Stéphane Castelluccio (Centre André-Chastel, Frankreich) wurden die Typen von Dekor des Orients des späten 17. Jahrhunderts, deren Wahl von Platzierung in Wohnräumen, sowie deren künstlerische Interpretationen in französischen Kreationen vorgestellt. Cordula Bischoff (Technische Universität Dresden, Deutschland) stellte die Sammlung von Asiatica von August dem Starken (1670-1733) vor und Constantijn Johannes Leliveld zeigte den Chinesischen Pavillon im Schlossgarten Sanssouci in Potsdam.
Während der Konferenz wurden Begrifflichkeiten gesucht und diskutiert um die Verwendung von chinoisen Motiven in Räumlichkeiten und Gärtengestaltungen besser zu umschreiben, wie der von Emile de Bruijn (National Trust, Großbritannien) verwendete Begriff „self-referential style“ für die Entwicklung eines chinesischen Dekorsystems trotz Wissen über Chinesischer Kultur deren Art von Gestaltung und Design. In den Vorträgen, sowie Diskussionen, kam die Fragen immer wieder auf, ob es lokale Bedeutungen für die Verwendung von Chinoiserie gab oder ob es nur eine „Mode“ war.
Ergänzend zu den Vorträgen gab es Exkursionen zu den Schlössern und Gärten Wörlitz und Oranienbaum.
Text: Hanna Herceg Fotos: KsDW / Lars Reimann