Hofburg & Kapelle
Hofburg & Kapelle
Eines der größten kunsthistorischen Forschungsprojekte der letzten Jahre in Wien bildeten die Forschungen über die Bau- und Ausstattungsgeschichte der Wiener Hofburg, die in einer Buchserie gipfelten. Diese wurde unter der Leitung von emer. Univ.-Prof. Dr. Artur Rosenauer von der kunsthistorischen Abteilung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften herausgeben. Das Projekt startete 2005 und wird heuer mit dem fünften Band zum Abschluss kommen. Zuletzt erschien der von emer. Univ.-Prof. Dr. Hellmut Lorenz gemeinsam mit Mag. Anna Mader-Kratky herausgegebene Band über die Baugeschichte der Hofburg im 18.und frühen 19. Jahrhundert, der im November 2016 in der Albertina der Öffentlichkeit vorgestellt worden ist. Der Herausgeber, unser langjähriger Ordinarius, konnte am 11. Juni 2017 seinen 75. Geburtstag feiern, wozu auch das Institut herzlich gratuliert und alle guten Wünsche entbietet.
Sozusagen als Nachtrag zum Band über den spätbarocken Bau der Wiener Residenz erschien nun ein ebenfalls schon länger geplantes Buch über die Josefskapelle der Hofburg. Dieser Sakralraum – nicht zu verwechseln mit der gotischen Hofburgkapelle – ist heute Teil der Präsidentschaftskanzlei und wurde in den letzten Jahren umfassend restauriert. Zum Abschluss und zur Dokumentation erschien nun ein vom Wiener Landeskonservator Univ.-Doz. Dr. Friedrich Dahm herausgegebenes Buch, welches am 30. Mai in der Kapelle sub auspiciis praesidentis vorgestellt wurde. Bundespräsident Alexander van der Bellen begrüßte die Gäste, darunter auch die Gattin seines Vorgängers, die Kunsthistorikerin Margit Fischer, und lobte die an diesem Projekt sichtbare Zusammenarbeit von praktischer Denkmalpflege mit dem Institut für Kunstgeschichte der Universität und dem Kunsthistorischen Museum. Die Denkmalpflege würdigte er als Förderung des Geschichtsverständnisses der Bevölkerung unter dem Motto „der Vergangenheit eine neue Zukunft sichern“.
Der Herausgeber bedankte sich dann bei allen RestauratorInnen sowie AutorInnen, deren wissenschaftliche Erkenntnisse er hervorhob: So war etwa die von unserem Dissertanten Mag. Paulus Rainer als Werk des Hans Petzold aus der Kunstkammer Rudolphs II. vorgestellte Ewig-Licht-Ampel vor hundert Jahren „als schlechte Fabriksware“ abgetan worden, und Prof. Dr. Jörg Garms konnte den komplizierten Wege des Lapislazuli-Altares aus Neapel über Odessa nach Wien rekonstruieren. Prof. Dr. Monika Dachs-Nickel hat über das Maulbertsch-Fresko der Kapelle geschrieben, während ihr Dissertant Andreas Gamerith im Buch die Ikonographie der Kapelle und deren kulturgeschichtlichen Kontext beleuchtet hat. Kardinal Dr. Christoph Schönborn hielt dann eine kleine „Festpredigt“. Unter dem Motto „decentia – pietas – mors“ betonte er die nach außen nicht sichtbare und daher dezente Architektur der Kapelle innerhalb der Hofburg als Sinnbild des Verhätlnisses von Kirche und Staat, nahm auf die Altarinschrift Bezug, die in klassischer Tradition nicht nur die Frömmigkeit gegenüber Gott, sondern auch die Ehrfurcht vor der Familie miteinschloss, und wies darauf hin, dass der namengebende Hl. Josef der Patron einer guten Sterbestunde sei.
Nach der Buchvorstellung lud der Bundespräsident zu einem kleinen Umtrunk in den Spiegelsaal der Hofburg. Zur Feier dieses kunsthistorischen Ereignisses hatten sich u.a. KHM-Generaldirektorin Dr. Sabine Haag und deren Stellvertreter Dr. Franz Pichorner, Dr. Franz Kirchweger von der Kunstkammer, Diözesankonservatorin Mag. Elena Holzhausen, Albertina-Vizedirektor Dr. Christian Benedik, BDA-Fachdirektor Dr.Bernd Euler-Rolle, Mobilienverwalterin Dr. Ilsebill Barta, BDA-Präsidentin Dr. Barbara Neubauer sowie Dr. Elfriede Iby von Schönbrunn eingefunden.
Friedrich Polleroß Fotos: Friedrich Polleroß