Neue Bücher & Präsentationen
Neue Bücher & Präsentationen
Obwohl das Jahr 2020 kaum begonnen hat, konnten bereits drei kunsthistorische Bücher in Wien der Öffentlichkeit vorgestellt werden, an denen Lehrende und Absolventinnen unseres Institutes beteiligt waren. Am 20. Jänner 2020 hat das Bundesdenkmalamt unter seinem neuen Präsidenten Christoph Bazil zur Präsentation des Projektes bzw. Buches über die Familie Straub in den „Ahnensaal“ (des Kronprinzen Rudolph) geladen. Die gut besuchte Veranstaltung begann wurde u.a. durch die Anwesenheit der slowenischen Botschafterin ausgezeichnet. Es mit der Begrüßung durch den Präsidenten, der seiner Freude Ausdruck verlieh, dass hier ein EU-Projekt vorgestellt werde, dass auf einer Zusammenarbeit mit den Denkmalämtern der Nachbarländer basiert. Unsere Absolventin Elena Holzhausen, die oberste Denkmalpflegerin der Erzdiözese Wien, die ein wenig am Projekt mitgewirkt hat, stellte die Hauptredner vor.
Es war dies zunächst Inge Schemper, die die fünf aus Bayern stammenden und über München sowie Wien teilweise nach Graz, Marburg und Zagreb weiterziehenden Straub-Brüder präsentierte. Natürlich ging mit der Entfernung von den künstlerischen Zentren teilweise auch die Qualität der Bildhauerarbeiten verloren. Der Laibacher Professor und Buch-Mitherausgeber Matej Klemenčič hob dann die wissenschaftlichen Vorarbeiten der slowenischen und kroatischen Kollegen hervor, denn abgesehen von einer bayerisch-slowenischen Kooperation vor mehreren Jahren, sei es höchste Zeit gewesen, dass die bisher immer nebeneinander forschenden Kunsthistorikerinnen und Restauratoren nun einmal ihr Wissen länder- und fachübergreifend ausgetauscht haben. Die treibende Kraft hinter der Herausgabe des Buches war die kroatische Denkmalpflegerin Ksenija Škarić, aber es waren auch Kolleginnen von der Universität Graz beteiligt. Die Hauptkoordinatorin auf österreichischer Seite war unsere Absolventin Julia Strobl, welche die mehrsprachige Datenbank vorstellte, die alle nachweisbaren Werke der Familie Straub sowie die Aufsätze des Bandes enthält.
Das mehrsprachige Buch beginnt mit einem Stammbaum der Familie Straub und einer Einleitung zur Verortung der Bildhauerei zwischen Akademie und Zunft von Julia Strobl, Ingeborg Schemper und Matej Klemenčič. Ein weiterere Text von Strobl beschreibt die Herkunft der Familie aus Wiesensteig, wo sich auch einige Altäre erhalten haben. Ein anderer Aufsatz derselben Autorin ist Johann Baptist gewidmet, der zuerst in Wien tätig war und u.a. die Ausstattung der dem Institut benachbarten ehemaligen Schwarzspanierkirche geliefert hat, und dann Nachfolger des Hofbildhauers Faistenberger in München wurde. Weitere Aufsätze behandeln den in Graz tätigen Philipp Jakob und den in Marburg arbeitenden Joseph. Der eher volkstümliche Johann Georg hatte seine Werkstatt in Radkersburg, ist aber nur durch einen Altar belegt. Der jüngste der fünf Brüder war hingegen in Zagreb tätig und schuf zahlreiche Altäre. Bayern, Graz und Slowenien sind schließlich noch mit je einem Restaurierungsbericht vertreten, Kroatien mit zwei. Der Katalogteil listet die Werke nach den Künstlern auf; jede Katalognummer besteht aus einer unterschiedlich langen Beschreibung mit Literaturangaben und Farbabbildungen. Erfasst werden auch Werke in Museen. Ein Quellen- und Literaturverzeichnis bilden den Abschluss des 275 Seiten dicken Bandes.
Am 19. Februar wurde im Wiener Stephansdom das Buch über das Innenleben des Friedrichsgrabes bzw. die Bestattung Kaiser Friedrichs III. der Öffentlichkeit vorgestellt. Das zahlreich erschienene Publikum – darunter Dompfarrer Anton Faber, Bischofsvikar Nikolaus Krasa sowie die Emeriti Hermann Fillitz und Artur Rosenauer - wurde vom Dompropst Ernst Pucher begrüßt. Die Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, Sabine Haag, dankte allen Mitwirkenden und insbesondere der Dombauhütte für die gute Zusammenarbeit sowie Mitherausgeber Franz Kirchweger für sein Engagement. Dombaumeister Wolfgang Zehetner hob dann die technischen Schwierigkeiten des Unternehmens hervor. Da der Deckel nicht gehoben werden kann, konnte nur eine 1969 angefertigte Öffnung zur Einführung einer Kamera genutzt werden. Dabei musste auch der wissenschaftliche Nutzen gegenüber der Totenruhe des Kaisers abgewogen werden. Darüberhinaus handelt es sich beim Wiener Grab ohnehin offensichtlich um das einzige Kaisergrab, das noch nicht geöffnet worden war. Domarchivar Franz Zehetner sprach u.a. die späteren Veränderungen an. Als Hauptredner freute sich Franz Kirchweger zunächst über das große mediale Echo, welches das Projekt in der Öffentlichkeit gehabt hatte und das wohl auch Maximilian und seinem Streben nach „Gedächtnus“ gefallen müsste. Er beschrieb ausführlich den Anteil der einzelnen Autoren und bedankte sich ebenso bei allen Mitwirkenden.
Das im Holzhausen Verlag erschienene Buch besteht inhaltlich aus zwei Teilen: Franz Zehetner berichtet vom Nachleben des Grabmals und den Untersuchungen sowie deren technischen Erkenntnissen. Der Frankfurter Kunsthistoriker Stefan Roller fasst den Forschungsstand des Grabmals zusammen. Renate Kohn stellt die Inschriften der Grabauthentiken vor, die im Gegensatz zu älteren Gräbern nicht auf kleinen Bleitafeln, sondern auf großen vergoldeten Metallplatten ausgeführt wurden. Franz Kirchweger beschreibt und analysiert Funeralkrone, Szepter, Reichsapfel und Schwert, die nicht zuletzt aufgrund ihrer Beschaffenheit aus Silber zu den wertvollsten Stücken ihrer Art gehören. Bei der Krone handelt es sich ebenso wie auf mehreren zeitgenössischen Bildnissen um eine Krone mit Metallmitra. Katja Schmitz-von Ledebur stellt die Textilien vor, bei denen es sich um kostbare Seidenstoffe oberitalienischer Herkunft handelt. Heinz Winter berichtet über die Auswurfmünzen zum Begräbnis, von denen einige auch im Grab erhalten blieben.
Vier Aufsätze sind hingegen den Begräbnisfeierlichkeiten gewidmet. Karin Zeleny kommentiert den Bericht Cuspinians von 1540 und Elisabeth Klecker stellt einen anderen Text zu den Feierlichkeiten von 1513 vor. Michail A. Bojcov berichtet über den Tod und die Bestattungen des Herrschers. Der Historiker Karl Rudolf bringt Bild- und Textquellen zu den Trauerfeiern Friedrichs III., aber auch der Kaiser Maximilian I. und Ferdinand I. Ein Tafelteil der Grabinnenaufnahmen und ein Anhang mit Dokumenten ergänzen das höchst verdienstvolle Buch.
Am 22. Februar 2020 wurde in einer schönen Wiener Privatwohnung im 14. Bezirk das in einem italienischen Verlag in französischer Sprache erschienene Buch über den französischen Künstler Gabriel Belot (1882-1962) von Stefan Albl und seiner französischen Gattin, der Papierrestauratorin Anaïs Bérenger, vorgestellt. Die Präsentation fand im Rahmen einer kleinen, eigens für diesen Anlass zusammengestellten Ausstellung mit Werken Belots aus Privatbesitz statt. Der Nachlass des in Vergessenheit geratenen Künstlers wurde Ende 2016 dem Stadtarchiv in Toulon (Frankreich) übergeben. Dies war der Anlass eine erste umfassende Monographie über den Künstler zu schreiben, dessen geschichtliche Stellung im Kontext der Buchkultur und der Ästhetik des gedruckten Buches, sowie der Wiederentdeckung der Holzschnitttechnik im Paris um 1900 zu verorten ist.
Belot illustrierte nicht nur zahlreiche Bücher von namhaften Autoren wie Romain Rolland, er schuf auch eine Reihe von sog. livres d’art, die er selbst schrieb und illustrierte. Sein bekanntestes Werk mit dem Titel l’Île Saint-Louis wurde 1917 von ihm selbst gedruckt und in bibliophilen Kreisen in Paris gefeiert. Die neue Monographie beleuchtet sämtliche Aspekte von Belots Schaffen in Zeichenkunst, Druckgraphik, Malerei und Dichtkunst, illustriert über 240 Werke in Farbe in öffentlichen und privaten Sammlungen in Frankreich, England, Belgien, den Vereinigten Staaten und Österreich. Untersucht werden Belots Teilnahme an den Pariser Ausstellungen des Salon des Indépendants, des Salon d’Automne, des Salon de la Société Nationale des Beaux-Arts, seine Kontakte zu Paul Cézanne jr., Théophile Alexandre Steinlen, Charles Leandre, Noël Clément-Janin, die während der Recherche aufgedeckten Bezüge zu Stefan Zweig, Anton Wildgans und Arpad Weixlgärtner. 1939 übersiedelte Belot in die Provence, wo er seine letzten Jahre als „Eremit“ in Einklang mit der Natur verbrachte.
Das neue Buch enthält auch einen umfangreichen Anhang, der Transkriptionen von Korrespondenzen, Gedichten, Werklisten etc. umfasst. Damit wird erstmals das Profil eines Künstlers des 20. Jahrhunderts deutlich, der in der Forschung bislang keine Beachtung fand.
Friedrich Polleroß
Fotos: Stefan Albl, Dombauhütte, Friedrich Polleroß