Vielfältiges Lehrangebot zur Moderne im Wintersemester

Obwohl der Lehrstuhl für moderne Kunst nach der Emeritierung von Univ.-Prof. Dr. Friedrich Teja Bach noch nicht nachbesetzt werden konnte, wird es im Wintersemester wieder zahlreiche interessante Lehrveranstaltungen zu diesem Thema geben, die von zwei neuen ProfessorInnen angeboten werden. Mit 1. Oktober 2014 wird die Zeitprofessur für Gegenwartskunst mit der amerikanischen Kunsthistorikerin Noit Banai besetzt werden. Sie studierte zunächst englische und französische Literatur und dann an der Columbia University in New York Kunstgeschichte. Sie schloss ihr Studium 2001 mit der Masterarbeit „Myths of Materiality. Post-War French Art and Theory 1945-1968“  und einer Prüfung bei Benjamin Buchloh, Rosalind Krauss sowie David Freedberg ab. Das Dokoratsstudium beendete sie 2007 mit einer Dissertation über Yves Klein (1928-1962) bei John Rajchman, David Freedberg und Nan Rosenthal, die heuer als Buch erscheinen wird.
Schon neben dem Studium schrieb Frau Banai zahlreiche Ausstellungskritiken über Galerien in Tel Aviv und New York, kuratierte selbst Ausstellungen und hielt Lehrveranstaltungen an der Universität und am Museum of Modern Art in New York ab. Seit 2007 unterrichtet sie an der Tufts University in Boston. Das Forschungsinteresse von Frau Dr. Banai gilt neben Yves Klein der europäischen Nachkriegskunst insgesamt. Sie wird Seminare mit den Titeln „Cultural Citizenship: Constructing and Contesting ‘the Commons’ from the Fall of the Berlin Wall to the Arab Spring“ und „Contemporary Art and Globalization: Borders, Boundaries, and Territoriality“ sowie eine Vorlesung „Contemporary Art: The Social Turn, Sociability, and The Socius” anbieten.
 
Die Fotografie und deren Einsatz als Reproduktionsmedium in der Kunstgeschichte bildet hingegen den Schwerpunkt in der Lehre und Forschung des in Wien nicht unbekannten norddeutschen Kunsthistorikers Friedrich Tietjen, der in Vertretung des vakanten Lehrstuhles im Wintersemester eine Gastprofessur in Wien antreten wird. Nach einer für die Fotografie ja nicht unnützlichen Beschäftigung mit Chemikalien im ersten Studienweg studierte Tietjen von 1987-1998 Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Hamburg – unterbrochen von einer Ausbildung zum Krankenpfleger. Die Magisterarbeit bei Univ.-Prof. Dr. Martin Warnke beschäftigte sich mit dem Rembrandtschüler Barent Fabritius. Das Doktoratsstudium wurde 2007 an der Universität Trier beim jetzigen Direktor des KHI Florenz Gerhard Wolf und bei der als Gastprofessorin an unserem Institut bekannten, im Vorjahr verstorbenen Viktoria Schmidt-Linsenhoff mit der Dissertation „Bilder einer Wissenschaft. Kunstreproduktion und Kunstgeschichte“ abgeschlossen.
Daneben war Tietjen u.a. als Journalist für den ORF und für Camera Austria sowie als Ausstellungskurator bzw. Mitarbeiter der Wiener Sezession, des Museums für Angewandte Kunst und der Hamburger Kunsthalle tätig. Es folgten Stipendien und Gastprofessuren an der Jan-van-Eyck-Akademie in Maastricht, der Universität für Angewandte Kunst in Wien (2005/6) und an der Fotosammlung des Rijksmuseums. Seit 2007 bekleidet Tietjen eine Juniorprofessur für Theorie und Geschichte der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Von den Fotos ausgehend hat sich Prof. Tietjen auch mit den bewegten Bildern als Vorstufe zum Kino beschäftigt, und er plant seine Lehrveranstaltungen in enger Verbindung mit den Wiener Ausstellungshäusern.

Mit Fotografie wird sich im kommenden WS auch Dr. Staci Gem Scheiwiller beschäftigen, die die Käthe-Leichter-Gastprofessur für Gender-Studien an unserer Fakultät besetzen wird. Sie schloss ihr Studium an der University of California in Riverside bzw. Santa Barbara 2009 mit der Dissertation "Mirrors with Memories. Nineteenth-Century and Qajar Imagery in Contemporary Iranian Photography" ab, die auch veröffentlich wurde. Zur Zeit unterrichtet sie als Assistant Professor for Modern and Contemporary Art History am Department of Art der California State University und behandelt Kunst sowie visuelle Kultur der Moderne in einer globalen Perspektive und aus dem Blickwinkel außereuropäischer Regionen. Besonders deutlich wird das in ihren spezifischen Forschungsfeldern der modernen und zeitgenössischen Kunst und Fotografie in Iran. Ihr Buch "Mirrors with Memoirs" behandelt anhand von Frauenporträts den Umgang zeitgenössischer Fotografie in Iran mit Konzepten und Motiven visueller Kultur des 19. Jahrhunderts. Die amerikanische Kunsthistorikerin wird wahrscheinlich folgende Lehrveranstaltungen anbieten: eine Überblicksvorlesung "History of Women and Gender in Art" (Vorlesung) sowie Seminare "Global Modernisms", "Gender, Beauty, and Desire: The Camera and Sexuality in Nineteenth-Century Iranian and Ottoman Photography" oder "The History of Photography in Iran".

 


Friedrich Polleroß     Fotos: Internet, UNIDAM