Der Inlandskorrespondent. Doz. Telesko in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften ist zwar nicht so elitär, dass ein neues Mitglied erst aufgenommen werden kann, sobald ein anderes verstorben ist, es ist aber doch ein schöner Zufall, dass nur wenige Wochen nach dem Tod des Akademiemitgliedes Gerhard Schmidt ein junger Vertreter unseres Lehrkörpers in diese erlauchte Gemeinschaft von Geistesgrößen gewählt wurde. Unser Institut war bisher durch die Emeriti Hermann Fillitz, Artur Rosenauer, Hellmut Lorenz und durch den „Auslandskorrespondenten“ Hans Aurenhammer (Universität Frankfurt am Main) in diesem Gremium vertreten. Bei ihrer diesjährigen Wahl hat die ÖAW nun nicht nur drei ProfessorInnen unserer Fakultät – Renate Pillinger (Archäologie), Otto Urban (Ur- und Frühgeschichte) sowie Thomas Winkelbauer (Geschichte) - zu ordentlichen Mitgliedern ernannt, sondern auch den Dozenten unseres Institutes Dr. Werner Telesko zum „korrespondierenden Mitglied der philosophisch-historischen Klasse im Inland“. Die Überreichung der Ernennungsdekrete durch den Präsidenten der Akademie Univ.-Prof. Dr. Helmut Denk erfolgte im Rahmen der feierlichen Sitzung am 19. Mai 2010 in Anwesenheit des Bundespräsidenten und der Wissenschaftsministerin.
Der 1965 in Oberösterreich geborene Werner Telesko von der Kommission für
Kunstgeschichte der Akademie ist zwar eines der jüngsten Mitglieder der Akademie, hat sich seine Berufung zum akademischen „Inlandskorrespondenten“ aber durch seine umfangreiche Publikationstätigkeit mehr als redlich erschrieben. Aber nicht nur quantitativ auch thematisch deckt der Kunsthistoriker mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten fast das gesamte Spektrum des Faches ab, von der Spätantike bis zum Film des 20. Jahrhunderts. Die einzige Lücke – die Kunst der Renaissance - wird wohl auch noch geschlossen werden. Nach den ersten Forschungsschwerpunkten im Mittelalter hat sich Telesko offensichtlich intensiv beeinflusst durch eine nur dreijährige Tätigkeit in der graphischen Sammlung des Stiftes Göttweig auf die barocke Kunst und insbesondere die Ikonographie der Druckgraphik verlegt. Seither ist kein Freskenprogramm eines österreichischen Klosters und kein Thesenblatt einer mitteleuropäischen Universität mehr vor ihm sicher. So erschien unter seiner Regie etwa ein Buch über die vielfältige Ausstattung des Stiftes Altenburg, eines der Ziele unseres heurigen Institutsausfluges.
Ausgehend von der Mitarbeit an der 1996 in Wien abgehaltenen Europaratsausstellung „Der Traum vom Glück“ über den europäischen Historismus stürzte sich Werner Telesko auf den vielfältigen Einsatz von Malerei, Skulptur und auch Architektur in der Politik des 19. Jahrhunderts. Die im Jahre 2000 an unserem Institut eingereichte Habilitationsschrift über den „modernen Helden“ Napoleon markierte den Beginn der Epoche, und die zweibändige Publikation zur politischen Ikonographie in Österreich im 19. Jahrhundert wurde mit dem Böhlau-Preis ausgezeichnet. Teleskos Mitwirkung am großen Hofburg-Projekt der ÖAW leitete den Forscherweg ins 20. Jahrhundert hinein, dem auch eine aktuelle Tagung des Projektes gewidmet ist.
Um Nachnutzung, Zitieren und Erinnerung im Bereich von Architektur, bildender Kunst, Musik und Literatur geht es auch in einem Tagungsband, der von Doz. Telesko im Rahmen des „Zentrums für Kulturforschung“ der ÖAW mitherausgegeben wird. Dieses Buch enthält auch zwei Aufsätze unseres Lektors Dr. Herbert Karner (ebenfalls Kommission für Kunstgeschichte der ÖAW).
Friedrich Polleroß
Fotos: ÖAW