Forschungsprojekt und Workshop über Gärten des Prinzen Eugen
Forschungsprojekt und Workshop über Gärten des Prinzen Eugen
Am 15. und 16. Juni 2012 fand an unserem Institut eine von Prof. Dr. Inge Schemper-Sparholz organisierte Tagung „Die Gärten des Prinzen Eugen in Wien, Niederösterreich und Ungarn unter besonderer Berücksichtigung von Schloss Hof“statt. Es begann am Freitag mit einer Exkursion ins Marchfeld zur Besichtigung der in den letzten Jahren rekonstruierten barocken Gärten des Schlosses Hof an der March. Es gab aber auch eine Führung durch das Schloss mit seiner vorwiegend aus der Zeit Maria Theresias stammenden Ausstattung.
Am Samstag fand dann der Workshop statt. Vor dem Seminarraum hatte unsere Absolventin Prof. Dr. Eva Berger von der TU bzw. der Gesellschaft historischer Gärten einen Stand aufgebaut, um das aktuelle Überblickswerk zu den historischen Gärten in Österreich feilzubieten. Unser Institutsvorstand Sebastian Schütze begrüßte die Gäste und gab seiner Freude Ausdruck, dass es bei dieser Tagung "um ein Thema gehe, wo alle wissen, wovon sie reden“. Die Veranstalterin moderierte den Vormittag und berichtete zunächst über das Zustandekommen des Forschungsprojektes, dessen Abschluss den Anlass für diese Veranstaltung bot.
Dann begrüßte sie unseren langjährigen Dozenten Prof. Dr. Géza Hajós und gratulierte ihm zu der zwei Tage vorher erfolgten Verleihung des Sckell-Ehrenringes, der bedeutendsten deutschen Auszeichnung für Gartenhistoriker. Der Doyen der österreichischen Gartenforschung bedauerte zunächst, dass seine Abteilung für Historische Gartenanlagen am BDA eingestellt worden ist. Dann berichtete er, dass Schloss Hof schon von 1986 an bei seiner Tätigkeit als Abteilungsleiter eine wichtige Rolle gespielt hat. Am Beginn standen der Marchfelderschlösserverein, das BDA unter Landeskonservator Peter König und das Gartenpflegewerk aus dem Atelier von Maria Auböck. Weniger wehmütige, sondern vielmehr kuriose Erinnerungen konnte der Gründungsdirektor der Schloss Hof GesmbH und jetzige Manager der Schallaburg Kurt Farasin zum Besten geben. Als er 2002 vom Ex-Tiergartendirektor Pechlarner das Management übernahm, waren u.a. eine Kinderwelt, ein Tiergarten, eine Fledermaus-freiflughalle und ein Schmetterlingshaus sowie ein Pummerlzug geplant bzw. schon in Auftrag gegeben worden. Es bedurfte daher einiger Anstrengungen und zahlreicher auch wissenschaftlich engagierter Mitstreiter, um das neue Konzept durchzusetzen, dass darauf basierte, Schloss Hof „seine Geschichte und seine Würde wiederzugeben“. In nur elf Monaten wurde 2004/5 die erste Etappe verwirklicht, sodass nach der Eröffnung noch einmal 30 Millionen Euro bewilligt wurden.
Katrin Harter, die frühere Projektmitarbeiterin und jetzige Mitarbeiterin in der Verwaltung von Schloss Hof, präsentierte die wichtigsten Ergebnisse ihrer systematischen Quellenrecherche. Neben den Wiener Archiven erwiesen sich auch die Berichte des Weimarer Gesandten aus den Jahren 1728-36 als Fundquelle, da sie zahlreiche Informationen über die Aktivitäten des Prinzen Eugen enthalten. Die Quellen reichen von einem Gartenplan um 1726 über Berichte zu Heuschreckenschwärmen 1747 bis zum windmühlgetriebenen Wasserwerk von 1805. Aber auch das Nachleben vom Verkauf der Gartenskulpturen an die Slg. Lederer und deren Rückholung durch Hermann Göring bot interessante historische Einblicke. Der Archäologe des BDA Franz Sauer schilderte seinen Einstieg in die vor Schloss Hof in Österreich kaum bekannte Gartenarchäologie und deren Erfolge, da unter einer meist dünnen Rasenschicht noch die Grundmauern der Brunnen und Gartenbauten sowie die Spuren der Bepflanzung zum Vorschein kamen. Seiner Einschätzung nach stammt die Grundplanung der Gesamtanlage von Johann Lucas von Hildebrandt und folgt sorgfältig dem Goldenen Schnitt. An diesem orientierte sich auch die Konstruktion der hölzernen Gartenpavillons, die der Architekturstudent Felix Reinicke in sorgfältiger Analyse – nicht zuletzt aufgrund der ergrabenen Grundrisse - rekonstruiert hat. Er fertigte auch gleich 3D-Modelle und einen entsprechenden Film an, sodass man jederzeit mit dem Nachbau beginnen könnte.
Der freiberufliche Gartenforscher Thomas Baumgartner beschrieb in der von Dr. Friedrich Polleroß moderierten Nachmittagssektion zunächst die gut dokumentierte Rekonstruktion der beiden Orangerien in Schloss Hof, die zu den frühesten Beispielen ihrer Art gehören, deren Nachbau aufgrund der Zerstörung ihrer Nachfolgerbauten aus der Mitte des 18. Jhs. jedoch denkmalpflegerisch nicht unumstritten ist. Unsere Absolventin Dr. Liselotte Hanzl-Wachter, die "wissenschaftliche Schlossherrin", bot dann einen Überblick über die teilweise kriminologische Rekonstruktion der Einrichtung aufgrund alter Inventare und das Aufspüren der über viele Sammlungen verstreuten ca. 1200 nachweisbaren Originalobjekte.
Im letzten Abschnitt ging es um Vergleichsanlagen. Doz. Dr. Ulrike Seeger, zur Zeit Vertretungsprofessorin in Stuttgart, referierte die These ihrer Habilitation, wonach Prinz Eugen sich erst mit zunehmendem sozialen Aufstieg von der Wiener Architekturtradition emanzipiert und dem französischen Vorbild zugewandt habe. Beim Planwechsel des Belvedergartens ab 1717 habe neben dem Le Nôtre-Schüler Girard vor allem Eugens junger Offiziersfreund Duc d’Arenberg, der 1714-16 in Paris gewesen war, mitgemischt. Franziska Hladky berichtete über ihr von Univ.-Prof. Dr. Thomas Winkelbauer betreutes Projekt über die Güter des Prinzen Eugen von Savoyen in Ungarn und Kroatien. Das Schloss Rackeve auf der Donauinsel bei Budapest – heute ein Hotel und Restaurant - bildet jedoch sowohl innerhalb der ungarischen als auch der Wiener Kunst ein singuläres Monument, wie Prof. Dr. Géza Galavics in der Diskussion anmerkte. Außerdem seien hier mangels schriftlicher Quellen die Kunsthistoriker in ihrer eigenen Disziplin und Fähigkeit gefordert.
Den Abschluss bildete der Vortrag von Dora Skamperls, die aus ihrem Dissertationsprojekt über die Bautätigkeit der Grafen Harrach im 18. Jh. zahlreiche interessante Quellen zur Gartengestaltung in Bruck und Wien vorstellen konnte, die die Konkurrenz mit bzw. die Anregung für den Prinzen Eugen belegen. Dass trotz Badewetters viele Zuhörer – darunter unsere jetzt als „Senior Lecturer“ für Gartenarchitektur an der ETH tätige Absolventin Anette Freytag - gekommen waren und lange aushielten bzw. eifrig mitdiskutierten, zeigte jedoch das Interesse an der Thematik und die Sinnhaftigkeit solcher spezialisierter Tagungen.
Friedrich Polleroß Fotos: Eva M. Grohs, Friedrich Polleroß