Bücher statt Bajonette aus Wien. Institutsspende für Sarajevo


Während des von 1992 bis 1995 dauernden jugoslawischen Bürgerkrieges in Bosnien-Herzegowina und der Belagerung von Sarajevo wurde auch die dortige Universität bzw. Universitätsbibliothek schwer in Mitleidenschaft gezogen.
2005 startete daher etwa die Harvard University eine Hilfsaktion, wozu die Fine Arts Library 54 Kisten mit Büchern beisteuerte.  Aufgrund des nach wie vor veralteten Bücherbestandes und der schlechten finanziellen Ausstattung der Universitäten Bosnien und Herzegowinas hat das Goethe-Institut in Sarajevo beschlossen, ein weiteres Buchspendenprogramm für diese Institutionen zu starten. Es wurden daher zahlreiche Verlagshäuser, Stiftungen, Institutionen, Universitäten und einzelne Autoren in Deutschland, Österreich und der Schweiz kontaktiert. Eine entsprechende Anfrage erging im Sommer 2007 auch an unser Institut. Eine Rückfrage bei Sasa Gavric, dem Koordinator des Programms, hat ergeben, dass die Lage am erst 2002 gegründeten Institut für Kunstgeschichte besonders trist ist; selbst Handbücher existieren dort zumeist lediglich als Xerokopien.
Auf Anregung von Univ.-Ass. Dr. Georg Vasold und unter der organisatorischen Leitung von Frau Michaela Golubits wurde daher eine institutsinterne Büchersammlung gestartet, um die Studierenden in Bosnien-Herzegowina auf diese Weise zu unterstützen. Es kamen 15 Kisten alter und neuer kunsthistorischer Literatur zustande. Über Vermittlung von Frau Dr. Monika Faber steuerte die Albertina 6 Kisten mit Katalogdubletten bei. Ein immer wieder hilfreiches, aber ungenannt bleiben wollendes Absolventenehepaar unseres Institutes stiftete weitere 17 Bücherschachteln und finanzierte auch den Transport nach Sarajevo. Vor kurzem sind die Bücher gut in Bosnien-Herzegowina angekommen und die Praktikantin des Goethe-Institutes, Frau Valeska Spätling, ist zur Zeit mit der Durchsicht und Aufteilung der Bücher beschäftigt. Die kunsthistorischen Bücher werden an den Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Kunstakademie Sarajewo weitergeleitet werden.  Derzeit studieren dort etwa 130 Studenten, die von neun Professoren betreut werden.
Diese Unterstützung aus Wien scheint umso nahe liegender, da es 2008 genau 100 Jahr sein werden, dass Bosnien-Herzegowina 1908 von Österreich-Ungarn annektiert wurde. 1878 hatte die k.u.k. Armee das unter osmanischer Herrschaft stehende Land besetzt, und das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo bildete bekanntlich den Anlass für den Ersten Weltkrieg.
Friedrich Polleroß