Dissertation unseres Absolventen Norbert Kiesling in Tschechien und Österreich veröffentlicht


Da es in Österreich – im Unterschied zu Deutschland - keine Verpflichtung zur Veröffentlichung der Dissertation gibt, ist es umso erfreulicher wenn unsere Absolventen eine entsprechende Möglichkeit nutzen können. Gleich parallel in deutscher und tschechischer Sprache sowie in einem reich illustrierten Buch konnte unser Absolvent Norbert Kiesling die Ergebnisse seiner Dissertation über den tschechischen Architekten Pavek Janák publizieren.
Dazu bedurfte es allerdings auch besonderer Umstände in der Lebensgeschichte des Autors. Dieser hat als HTL-Ingenieur für Elektrotechnik insgesamt 25 Jahre für internationale Konzerne gearbeitet, zuletzt bis 2001 in Brüssel als verantwortlicher Manager eines US-amerikanischen High Tech Konzerns. Nebenbei hat er sich schon immer für Kunst und Kunstgeschichte interessiert. Im Oktober 2001 begann Herr Kiesling – parallel zur beruflichen Neuorientierung als Unternehmens- und Personalberater – an  unserem Institut das Studium der Kunstgeschichte. Aufgrund seiner Ehe mit einer Pragerin und seiner Wohnung in der Prager Werkbundsiedlung Baba beschäftigte er sich schon während des Studiums und in der Diplomarbeit 2005 mit dem europäischen Kontext des Werkbundes und dessen Architekten Pavel Janák (1882-1956). Der Zugang zu persönlichen Archiven und privaten Unterlagen sowie die „oral history“ seiner direkten Nachbarn, die Janák noch persönlich gekannt haben, ließen es geradezu logisch erscheinen, diesem Architekten auch die 2007 bei Prof. Dr. Petr Fidler und Prof. Dr. Hans Aurenhammer abgeschlossene Dissertation zu widmen. Der Otto- Wagner-Schüler Janák war einer der bedeutendsten und fruchtbarsten Architekten und Designer Tschechiens. Schon vor dem ersten Weltkrieg eine von Wien (und dem aus Mähren stammenden Josef Hoffmann!) unabhängige Werk- bundplattform nutzend wurde er zu einem der Begründer des tschechischen Architekturkubismus und eines daraus entwickelten Nationalstiles, der Motive der Volkskunst verarbeitete. Dies galt vor allem für das Kunstgewerbe, wobei Janák ebenso wie seine Wiener Kollegen sowohl Möbel als auch Porzellan und Stoffmuster entwarf.
In der Zwischenkriegszeit war der Prager einerseits bei den Umbauten an der Prager Burg zur Präsidentschaftskanzlei beschäftigt und entwarf andererseits Flughafengebäude und Geschäfte im Stil des Funktionalismus. Dazu kam eine Tätigkeit als Stadtplaner und Theoretiker. Norbert Kiesling bietet auf den 330 Seiten seines vielfach farbig illustrierten Buches eine grundlegende Biographie und ein Verzeichnis der Werke des Künstlers. Dazu kommen zahlreiche Fotos und Dokumente sowie ein Quellenanhang. Die tschechische Version des Werkes wurde in einer Kultursendung des Prager Fernsehens vorgestellt, die deutsche Version des Buches ist über den Verlag der Provinz oder den Buchhandel zu beziehen.

 

 
Friedrich Polleroß   Fotos: Norbert Kiesling