Kulturraum Österreich. Neuerscheinung von Werner Telesko
Kulturraum Österreich. Neuerscheinung von Werner Telesko
Während unsere StudentInnen die Ferien genießen, entfaltet Dozent Dr. Werner Telesko eine Aktivität, die olympiaverdächtig ist. Mit seinen zahlreichen Publikationen – darunter über ein Dutzend Bücher – wird er wohl ohnehin demnächst ins Buch der Rekorde eingehen. Dazu kommen jedoch auch zahlreiche Vorträge und zuletzt auch ein Auftritt im Radio.
Sein opus magnum ist der Ausbildung einer österreichischen Identität in der bildenden Kunst vorwiegend des 19. Jahrhunderts gewidmet. Der erste Band erschien 2006 und analysierte den "Geschichtsraum Österreich", d.h. die Darstellung des habsburgischen "Gesamtstaates" aus dem Blickpunkt der dynastischen Ikonographie. Das Buch wurde 2007 mit dem Böhlau-Wissenschaftspreis ausgezeichnet. Im zweiten Teil, „Kulturraum Österreich. Die Identität der Regionen in der bildenden Kunst des 19. Jahrhunderts“, der in diesem Frühjahr auf den Markt kam, werden die vielfältigen Visualisierungen der regionalen historischen Mythen im Zentrum Wien und in den Regionen, den österreichischen Kronländern (zum Teil identisch mit den Bundesländern der Republik Österreich), untersucht. Wie und mit welchen konkreten Zielsetzungen diese regionalen Gedächtnisstiftungen mit den dynastischen Strategien zusammenwirken oder diese konkurrenzieren, ist eine bisher kaum untersuchte Fragestellung. Anhand unterschiedlichster Aufgabenstellungen (Historienmalerei, Denkmäler, Jubiläumsfeiern etc.) kann deutlich gemacht werden, in welcher komplexen Weise, mit welchem Grad der quantitativen Durchdringung und mit welchen signifikanten Gegensätzen zwischen der Hauptstadt Wien und den Provinzen die eigene Geschichte im Spannungsfeld von nationalen, regionalen und kommunalen Strategien reflektiert wurde. Die Quintessenz dieser beiden, mehrere hundert Seiten umfassenden Bände hat Werner Telesko Anfang August in der Wissenschaftssendung von Ö 1 vorgestellt.
Innerhalb der habsburgischen Ideologie und (Selbst-)Darstellung spielte die sogenannte „Pietas Austriaca“ eine zentrale Rolle. Im Rahmen dieser staatstragenden Frömmigkeit kam der Kreuzverehrung eine besondere Bedeutung zu, die Dozent Telesko im Juli bei einer Tagung im süddeutschen Rastatt zu dieser Thematik vorgestellt hat. Unter dem Titel „Sieg in diesem Zeichen“ hat die FAZ am 30. Juli über die Veranstaltung berichtet.
Einen zweiten Forschungsschwerpunkt von Dozent Telesko bilden die Gesamtausstattungen und die Ikonographie der barocken Klosterkirchen. Ende Juni referierte er bei einer Tagung des Bundesdenkmalamtes in Mauerbach über das Programm der Kartäuserklosterkirche und dieser Beitrag wurde vor kurzem in der Zeitschrift des Nö. Vereins für Landeskunde publiziert. Im Rahmen des von Prof. P. Gregor Lechner und Mag. Michael Grünwald von der graphische Sammlung konzipierten Symposions "Neue Forschungen zur Geschichte des Stiftes Göttweig" kehrte Werner Telesko zuletzt an seine frühere Wirkungsstätte zurück und stellte den umfangreichen Freskenzyklus der Benediktinerstiftskirche vor.
Dozent Telesko ist jedoch nicht nur in Österreich omnipräsent, sondern auch im Ausland geschätzt: im Frühjahr 2009 wird er an der École des hautes études, der Eliteabteilung der Sorbonne in Paris eine Gastprofessor antreten, wobei er in seinen Lehrveranstaltungen die österreichisch-französischen Kulturbeziehungen des 18.-20. Jahrhunderts behandeln soll.
Friedrich Polleroß