Auf Riegls Spuren. Bader-Stipendium an Leonhard Stadler
Auf Riegls Spuren. Bader-Stipendium an Leonhard Stadler
Der 2007 erstmals verliehene Bader-Preis ging auch in diesem Jahr wieder an einen Studenten unseres Institutes, nämlich an Mag. Leonhard Johannes Stadler. Das von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften jährlich vergebene Dissertationsstipendium in Höhe von 18.000 US-Dollar geht an hoch qualifizierte Studierende aus Österreich, die über Malerei und Zeichnung von 1500 bis 1750 forschen.
Gestiftet wurde der Preis von Dr. Alfred und Isabel Bader. Der 1924 in Wien geborene Stifter musste als Jude Österreich 1938 verlassen und landete schließlich in Nordamerika, wo er nach einem Chemiestudium 1951 ein Industrieunternehmen gründete. Das dadurch erworbene Vermögen ermöglichte ihm auch, eine der bedeutendsten Privatsammlungen holländischer Malerei des 17. Jahrhunderts aufzubauen, die er der Queens-University in Kingston (Kanada) vermachte. Außerdem stiftete das Ehepaar dieser Universität einen Lehrstuhl für südeuropäische Barockkunst und ein Forschungszentrum in einem englischen Schloss. In mehreren Ländern wurden darüber hinaus Forschungsstipendien für Naturwissenschaften und Kunstgeschichte eingerichtet. Über seine bemerkenswerte Lebensgeschichte hat der „Ehrenbürger der Universität Wien“ nicht nur – gemeinsam mit seinem Schulfreund Carl Djerassi, dem Erfinder der „Pille“- schon 2004 einen Vortrag an der Universität gehalten, sondern auch ein Buch im Böhlau-Verlag herausgebracht.
Der heurige Preisträger ist wie der Stifter beruflich doppelt aktiv und weitgereist: Leonhard Stadler, der 1977 in Oberösterreich geboren wurde, finanziert sein Studium nämlich als Flugbegleiter der AUA. Stadlers Diplomstudium an unserem Institut wurde 2004 mit einer Arbeit über Renaissancezeichnungen „’Il Giovanni dei Paesi’. Girolamo Muziano als Landschaftszeichner“ bei Prof. Dr. Monika Dachs-Nickel abgeschlossen. Bei derselben Betreuerin begann Stadler auch sein Dissertationsprojekt über den „Kaisersaal“ des Stiftes Kremsmünster. Die Dekoration dieses Festsaales, der zu den bedeutendsten Beispielen des Raumtypus mit Huldigung an das Kaisertum gehört, wurde in mehreren Etappen vom Stuckateur Diego Francesco Carlone sowie von den Malern Melchior Steidl (1657-1727) und Martino Altomonte (1657-1745) ausgeführt.
Der Preis wurde am 12. November 2008 im kleinen Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Alte Universität), also unter dem Deckenfresko von Franz Anton Maulbertsch, in Anwesenheit des Stifterehepaares feierlich überreicht. Emer. Prof. Dr. Artur Rosenauer erinnerte in seiner Laudatio daran, dass vor Leonhard Stadler schon Alois Riegl, einer der Gründerväter der österreichischen Kunstwissenschaft sowie der Barockforschung, das Stiftsgymnasium Kremsmünster absolviert hatte. Diese Schule bzw. das künstlerische Ambiente des barocken Klosters scheinen tatsächlich eine befruchtende Wirkung auf den kunsthistorischen Nachwuchs auszuüben: zeitlich zwischen den beiden eben genannten Absolventen wurde nämlich auch der langjährige Berliner Ordinarius und Barockspezialist Rudolf Preimesberger in Kremsmünster zur Beschäftigung mit barocker Kunst angeregt.
Friedrich Polleroß