Dissertations-Dollars. Bader-Preis für Georg Lechner


Am 9. November 2007 wurden im barocken Johannessaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Alte Universität) zum ersten Mal die von Dr. Alfred und Isabel Bader gestifteten Nachwuchsforscherpreise in der Höhe von 18.000 Dollar überreicht.

Das Doktoratsstipendium zur Erforschung der barocken Malerei und Zeichnung  wurde unserem Studenten Mag. Georg Matthias Lechner verliehen. Dieser wurde 1981 in Vorau (Stmk.) geboren und schloss sein Studium 2005 mit der Diplomarbeit "Lucas Cranach d. Ä.: das 'Paradies' im Wiener Kunsthistorischen Museum: Landschaftsdarstellung, Bilderzählung, Hintergründe; zum Schaffen des Künstlers um 1530" bei Univ.-Prof. Dr. Artur Rosenauer ab. Der diesjährige Bader-Preis wurde für das 2006 bei Frau Prof. Dr. Monika Dachs-Nickel begonnene Dissertationsprojekt "Der Barockmaler Franz Carl Remp (1675-1718)" vergeben. Der 1675 in Slowenien geborene und 1718 in Wien als "Kaiserlicher Hof-Historien-Maler" verstorbene Franz Carl Remp gehört zu den weniger bekannten und bisher wenig erforschten österreichischen Barockmalern. Die Dissertation möchte ausgehend von der Überlieferung einer Italienreise des Malers um 1700 die einzelnen Reisestationen auf stilkritischem Wege rekonstruieren.

Ein weiterer Schwerpunkt wird die Beschäftigung mit den skizzenhaften, kleinformatigen Gemälden des Künstlers sein, die keine vorbereitenden Arbeiten für größere Werke waren und somit innerhalb der Kunst des frühen 18. Jahrhunderts eine ungewöhnliche Stellung einnehmen. Die Vorstellung des Preisträgers bzw. die Danksagung für das Stipendium oblag Herrn Univ.-Prof. Dr. Hellmut Lorenz.

Der 1924 in Wien geborene Dr. Dr.h.c. Alfred Bader stammt aus einer jüdischen Bürgerfamilie und konnte 1938 mit dem ersten Kindertransport nach England entkommen. Nach dem Aufenthalt in einem kanadischen Internierungslager ermöglichte ihm ein privater Mäzen das Chemiestudium an der Queen's University in Kingston (Ontario). Nach dem Doktoratsstudium in Harvard gründete er 1955 die Chemiefirma Aldrich, die 1975 mit Sigma zu einem internationalen Konzern fusioniert und bis zur Pensionierung vom Gründer geleitet wurde. Alfred Baders Interesse erstreckt sich jedoch auch auf die Kunst sowie Kunstgeschichte und seit 1961 widmet er sich auch dem Kunsthandel. Die besondere Liebe des Chemikers galt und gilt Rembrandt und dessen Schülern. vielleicht, weil im Kontext des Rembrandt-Research-Project chemische Analysen eine wichtige Rolle spielen.

Auch in seinem Mäzenatentum berücksichtigte Dr. Bader seine beiden Interessensgebiete. So hat das Wiener Kunstgeschichtestipendium ein Pendant im Ignaz L. Lieben Award für den naturwissenschaftlichen Nachwuchs, und "seiner" Universität in Kingston stiftete Dr. Bader aus Dankbarkeit je einen Lehrstuhl für Chemie und für Kunstgeschichte. Der "Bader Chair in Southern Baroque Art" ist übrigens zur Zeit mit dem deutschen Kunsthistoriker Prof. Dr. Sebastian Schütze besetzt, der vor allem für seine Forschungen zu Papst Urban VIII. Barberini und zum Petersdom bekannt ist. Seit 1992 vergibt die Baderstiftung jährlich bis zu drei Forschungsstipendien für tschechische KunsthistorikerInnen, die sich mit der Malerei des 17. Jahrhunderts beschäftigen.

Schon als Student seiner Sammelleidenschaft frönend widmete Alfred Bader gemeinsam mit seiner Gattin bereits mehr als 100 niederländische Gemälde des 17. Jahrhunderts dem Agnes Etherington Art Center der Queen's University, zuletzt Rembrandts "Mann mit Turban", der auf einen Wert von 16 Millionen Dollar geschätzt wird.

Friedrich Polleroß