Kunst und Diplomatie. Antrittsvorlesung von Prof. Sebastian Schütze im Internet


Nach mehr als einem Jahrzehnt konnte das Kunsthistorische Institut am 5. Mai 2011 wieder eine Antrittsvorlesung begehen und sogar in dem seit einigen Jahren üblichen feierlichen Rahmen des (Kleinen) Festsaales im Hauptgebäude. Der scheidende Vizerektor Univ.-Prof. Mag. Dr. Johann Jurenitsch begrüßte die zahlreichen Gäste und brachte seine Freude zum Ausdruck, dass es der Universität gelungen sei, einen so weitgereisten Gelehrten wie Sebastian Schütze 2009 nach Wien zu berufen.

O. Univ.-Prof. Dr. Michael Viktor Schwarz, der Dekan der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, stellte den neuen Kollegen vor und betonte den mit einer Nachbesetzung verbundenen Generationswechsel. Zwar heiße es immer, der junge Kollege werde auf die Professur – in diesem Falle die Barockprofessur seines Vorgängers Hellmut Lorenz – berufen, aber eigentlich sei es doch so, dass der neue Ordinarius dem Lehrstuhl seinen Stempel aufprägen werde.

Im Sinne einer Zusammenfassung bisheriger Themen seiner Forschung und Lehre sowie eines Ausblicks auf künftige Schwerpunkte referierte Prof. Schütze zum Thema “Kunst und Diplomatie: Gianlorenzo Bernini, .Francesco I. d’Este und Kardinal Mazarin“. Er stellte zunächst die drei im Titel genannten Protagonisten vor und zeigte deren Beziehungen zwischen Kunst und Politik auf. Aufgrund seiner schwindenden territorialen Macht war der Herzog von Modena nämlich nicht nur zum Lavieren zwischen Frankreich und Spanien sowie zwischen Papst und Kaiser gezwungen, sondern offensichtlich auch bestrebt, seinen Rang unter den Fürsten Italiens und Europas mittels Kunst zu behaupten bzw. zu beanspruchen.

Dabei war auch der Hofdichter und Gelegenheitsdiplomat des Herzogs, Girolamo Graziani, behilflich. Dessen Lobgedicht auf eine nie ausgeführte Büste des französischen Kardinals von der Hand Berninis bestätigt nicht nur die kunstpolitischen Zusammenhänge, sondern ermöglicht auch eine Interpretation der Rezeption von Kunst im 17. Jahrhundert sowie des Paragone zwischen Bildhauerei und Dichtung in der Tradition von Giambattista Marinos „Galeria“.

Der Vortrag wurde aufgezeichnet und kann als „Webstream“ auf der Unihomepage abgerufen werden. Eine Textversion der Antrittsvorlesung wird in der entsprechenden Schriftenreihe der Fakultät im Böhlau-Verlag erscheinen.

Nach dem Vortrag gab es ein Buffet und die Möglichkeit zum gemütlichen Gespräch mit dem Vortragenden.

 


Friedrich Polleroß       Fotos: Friedrich Polleroß