Mönche & Maurer. Institutsausflug 2012 ins Waldviertel


Unser Institutsausflug 2012 führte am 2. Juli wieder ins Waldviertel. Zuerst
stand eine Begutachtung der seit vier Jahren andauernden Renovierung der Stiftskirche in Zwettl auf dem Programm. Die Arbeiten sollen zum Jubiläum 2013 fertig sein, aber die Kirche ist größtenteils noch eingerüstet und die Altäre sind teilweise verpackt wie bei einer Aktion von Christo. An mehreren Stellen sind die Restauratoren und Handwerker gleichzeitig tätig. Die kunsthistorische Betreuerin der Baustelle, unsere Absolventin Mag. Petra Weiss vom Landeskonservatoriat NÖ und Hofrat Dr. Bernd Euler-Rolle, der neue Fachdirektor des BDA und Lektor für Denkmalpflege an unserem Institut, erklärten die Restaurierungsziele und -problematik. Aufgrund von Ausstattungsphasen und Restaurierungen um 1730, um 1855 und 1937 war die Sache nicht ganz einfach zu entscheiden. Trotz der hohen Qualität der barocken Phase entschied man sich für eine die historische Abfolge respektierende Vorgangsweise und für die Erhaltung des Status quo. Zwar sei die barocke Ausmalung mit einer der Gotik nachempfundenen Quadrierung bemerkenswert gewesen, aber aufgrund der neugotischen Glasfenster und einer offensichtlichen Umgestaltung des Hochaltares im 19. Jh., die kaum mehr rückgängig zu machen sei, wurde nur der Zustand von 1937 aufgefrischt.
Anschließend führte uns unsere Dozentin für mittelalterliche Architektur, Barbara Schedl, durch die romanischen und frühgotischen Teile des Klosterns, zuerst in Kapitelsaal und Kreuzgang. Dann ging es in den Einstützenraum neben dem Necessarium, der Mönchslatrine. Daher wird in der Literatur behauptet, der daneben liegende Raum müsse der Schlafsaal der Mönche gewesen sein, was man sich bei den Temperaturen nur schwer vorstellen kann.
Nach dem Mittagessen in der Stiftstaverne folgte eine Führung unseres früheren Studienassistenten, Mag. Andreas Gamerith, im normalerweise nicht zugänglichen Refektorium mit den großen Wandbildern des Paul Troger. Vor allem die Darstellung des letzten Abendmahles verrät seiner Meinung nach eine direkte inhaltliche Einwirkung des Künstlers unter Bezugnahme auf das Johannesevangelium. Aufgrund des Troger-Jahres gibt es auch eine kleine von Gamerith gestaltete Ausstellung im Gang vor der Bibliothek, wo die Entwürfe für die Bibliotheksfresken zu sehen sind. In der Bibliothek präsentierte uns der Archivar und Bibliothekar Martin Haltrich einige Handschriften der Stiftsbibliothek, darunter auch eine „Bärenhaut“ (Einband aus Wildschweinhaut). Der Bibliothekssaal wird im Sommer auch für Konzerte genutzt.
Dann fuhren wir zum Schloss Rosenau, das aufgrund seiner Freimaurerloge aus dem 18. Jahrhundert ein Freimaurermuseum beherbergt. Der frühere Dramaturg der Vereinigten Bühnen Wiens, Peter Back-Vega, brachte uns die Programmatik und Intentionen der Freimaurer näher. Friedrich Polleroß ergänzte diese Ausführungen durch kunsthistorisch-ikonographische Hinweise zu Daniel Gran, Bartolommeo Altomonte und Johann Jakob Zeiller.
Doch allmählich machte sich Erschöpfung breit, und es war höchste Zeit für einen ebenso überraschenden wie erholsamen Abschluss in der Burgruine Dobra. Nach einem Rundgang und Blick vom Bergfried folgte ein stärkendes Heurigenbuffet im neuen Saal der Ruine, und einige Sportliche sprangen auch noch ins Wasser, das gerade die richtige Temperatur hatte.
Die Ruine Dobra dient im Sommer mehrfach als "Klangraum" für Konzerte und ein Mittelalterfestival (u.a. Michael Köhlmeier und Erika Pluhar), aber an diesem Abend mussten wir selbst für unsere Unterhaltung sorgen.

Friedrich Polleroß     Fotos: Eva M. Grohs, Friedrich Polleroß