Alle Wege führen nach Rom. ÖHI-Stipendien für Stefan Albl und Matthias Bodenstein
Alle Wege führen nach Rom. ÖHI-Stipendien für Stefan Albl und Matthias Bodenstein
Vor genau 130 Jahren wurden nach französischem Vorbild in Rom das „Österreichische Historische Institut“ gegründet. Der Gründer Theodor von Sickel kam vom Institut für österreichische Geschichtsforschung, weshalb nicht nur die Quellenforschung, sondern auch die aus diesem Institut hervorgegangene Kunstgeschichte von Beginn an eine wichtige Rolle spielten. Als Stipendiaten kamen nämlich Bewerber aus den Bereichen der Geschichte, Kirchen-, Kultur,-, Rechts und Kunstgeschichte in Frage. Die Liste der Wiener KunsthistorikerInnen, die ein Rom-Stipendium erhielten oder auch länger am ÖHIR tätig waren, ist ebenso lang wie prominent. Der Bogen reicht von den Gründungsvätern der Wiener Schule wie Franz Wickhoff, Alois Riegl und Julius von Schlosser bis zur Generation der Emeriti wie Hermann Fillitz, Jörg Garms, Hellmut Lorenz, Konrad Oberhuber, Rudolf Preimesberger und Artur Rosenauer. In jüngerer Zeit profitierten etwa Hans Aurenhammer und Werner Telesko von der römischen Gastfreundschaft.
Wiener Kunsthistoriker haben daher auch immer wieder gewichtige Beiträge zur Italienischen Renaissance- und Barockforschung geleistet. Erwähnt seien das Überblickswerk von Alois Riegl „Die Entstehung der Barockkunst in Rom“ (1923) oder die von Oskar Pollak (1883-1915), dem Assistenten von Max Dvořák, ab 1907 in Rom betriebene Grundlagenforschung durch systematische Edition von Quellen.
Trotzdem das Institut seit 1999 von unserem Dozenten Richard Bösel geleitet wird, war der Andrang von Wiener Studierenden der Kunstgeschichte am ÖHIR zuletzt nicht so groß. Ein Stipendium bietet nicht nur ein Zimmer und die Möglichkeit zur Benutzung der fast 90.000 Bände umfassenden Bibliothek, sondern hilft auch zur Kontaktherstellung mit römischen Archiven, Bibliotheken und Sammlungen. Stefan Albl schloss 2010 einen Bericht über das ÖHIR in „Kunstgeschichte aktuell“ mit den Worten „Dem Wunsch des Instituts, die Tradition fortzusetzen und wieder verstärkt Stipendiaten aus dem Bereich der Kunstgeschichte aufzunehmen, dürfte es nicht schwer fallen nachzukommen.“ Tatsächlich beantragten und erhielten in diesem Studienjahr gleich zwei Studierende unseres Institutes ein Stipendium in Rom.
Matthias Bodenstein wurde 1980 in Oberndorf bei Salzburg geboren und studierte ab 1998 Kunstgeschichte-, Philosophie- und Geschichte an der Universität Wien. Schon 2002–2003 verbrachte er ein Studienjahr mit Erasmus in Rom. 2005 reichte er seine Diplomarbeit “Max Ernst. Zum Verhältnis von Dadaismus und Surrealismus in den Jahren 1919 bis 1921. Max Ernst im Kontext des internationalen Dadaismus und seine diesen übersteigenden Beiträge zur Ausformulierung des bildnerischen Surrealismus” ein. Von 2005 bis 2006 war er in der Plakatsammlung der Wienbibliothek (Wiener Rathaus) tätig, von 2007-2009 bei UNIDAM an unserem Institut und bis 2010 auch im Rahmen der Denkmalinventarisation und –forschung des BDA aktiv. Seit März 2010 ist Matthias Bodenstein Universitätsassistent an unserem Institut. Sein Studienaufenthalt in Rom dient der Arbeit an der Dissertation über das Verhältnis von Kunst und Zeremoniell am Beispiel der Sala Regia des Quirinal.
Stefan Albl, 1984 in Wien geboren, studierte ab 2003 Kunstgeschichte in Wien und Rom, unterbrochen von einem Zivildienst in Dachau. Daneben absolvierte er Praktika am Museo di Capodimonte in Neapel, am Kunsthistorischen Museum in Wien sowie am Istituto Nazionale per la Grafica in Rom sowie Sommerkurse an der Bibliotheca Hertziana in Rom und der Universität Düsseldorf. Am Institut war Stefan Albl ab 2006 bei der Digitalisierung von UNIDAM, dann als Tutor und 2009/10 als Studienassistent tätig. Als Sohn einer Italienerin wandte er sich natürlich besonders der italienischen Kunst zu und widmete seine Diplomarbeit bei Professor Dr. Wolfgang Prohaska dem „Hl. Hieronymus“ von Dosso Dossi im Kunsthistorischen Museum. Die Arbeit wurde vor kurzem als Book on demand veröffentlicht und wird am 18. Jänner 2011 im Rahmen des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit an der Universität vorgestellt werden. Das Rom-Stipendium erhielt Albl für seine Dissertation über Pietro Testa als Maler (1612-1650) bei Univ.-Prof. Dr. Sebastian Schütze und Prof. Prohaska.
Friedrich Polleroß
Fotos: Stefan Albl, Friedrich Polleroß, UNIDAM