Kunsthistorische Lehrmittel-Sammlungen
Kunsthistorische Lehrmittel-Sammlungen
Im Zeitalter des digitalen Bildes, welches das analoge Fotomedium ablöst, steigt auch das wissenschaftliche Interesse für die historischen Medien und Lehrmittel wieder an. So wurde vor kurzem die Fotosammlung des Kunsthistorischen Instituts in Florenz (Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte) im Palazzo Grifoni großzügig neu aufgestellt und immer wieder im Internet durch virtuelle Ausstellungen präsentiert.
Der Wiener Kunsthistoriker Heinrich Schwarz, der 1939 wegen seiner jüdischen Herkunft über Schweden in die USA emigrieren musste, war einer der ersten Fachleute, die sich kunsthistorisch mit der Fotographie beschäftigten. Seine Verdienste wurden jüngst in einem Buch von Anselm Wagner und Monika Faber gewürdigt.
Auch die Universität Wien verfügt über zahlreiche und vielfältige, mehr als ein Jahrhundert zurückreichende Sammlungen von Lehrmitteln, die seit drei Jahren durch ein eigenes Projekt des Rektorates unterstützt und deren Bedeutung ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht werden sollen. Das Spektrum reicht von der Archäologie über die Botanik bis zur Astronomie und umfasst sowohl Originalobjekte und Gerätschaften als auch Reproduktionen bzw. Bildarchive vielfältiger Art. Diese Universitätssammlungen sowie die alten Fotoarchive waren in der jüngeren Vergangenheit auch Themen von internationalen Tagungen in London, Florenz und Berlin.
Das Wiener Institut für Kunstgeschichte verfügt natürlich als eines der ältesten Institute seiner Art in Europa ebenfalls über solche Lehrmittelsammlungen aus dem 19. Jahrhundert. Besonders interessant sind die zumindest technisch vor dem Zeitalter der Fotographie eingesetzten Techniken. Die älteste Form der bildlichen Dokumentation bildeten Bleistiftzeichnungen, die in der Sammlung des Wiener Institutes vor allem mit Beispielen aus dem 3. Viertel des 19. Jahrhunderts und zu italienischen Bauwerken erhalten sind. Mehrfach wurden diese auch mit Aquarellfarben koloriert. Die seit dem 16. Jahrhundert für die Verbreitung künstlerischer Ideen und zur Anlegung von Bildarchiven zentrale Technik des Kupferstiches ist sowohl mit Architekturansichten als auch mit Gemäldereproduktionen vertreten. Die im frühen 19. Jahrhundert entwickelte Lithographie ermöglichte erstmals eine originalgetreuere Kolorierung druckgraphischer Illustrationen. Besonders interessant in diesem Zusammenhang ist eine von Hermann Schäfer für die österreichische Staatsdruckerei um 1880 geschaffene Serie von Farblithographien mittelalterlichen Kunstgewerbes. Ende des 19. Jahrhunderts wurde dann die professionelle Anfertigung von Schwarzweißfotographien und Großbilddiapositiven für den Lehrbetrieb allgemeiner Standard. Ein Großteil dieser Original-Sammlung und des Fotoarchives ist bereits über die Datenbank UNIDAM zugänglich. Parallel zu diesen Bildarchiven gab es – neben den monumentalen Gipsabgüssen der Archäologie - auch solche dreidimensionalen Reproduktionen von Statuetten, Medaillen und vor allem von spätantiken sowie mittelalterlichen Elfenbeinreliefs.
Bereits zum zweitenmal wird nun ein Objekt unserer historischen Lehrmittelssammlung von der Universitätsbibliothek als „Objekt des Monats“ präsentiert: Es handelt sich um ein Blatt der vorhin genannten Farblithographien, während im Dezember 2008 ein weihnachtliches Gipsrelief vorgestellt worden war.
Zweifellos werden sich hier in Zukunft auch interessante Themen für Diplomarbeiten und Dissertationen ergeben.
Friedrich Polleroß Fotos: Karl Pani
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