Professor Helmut Buschhausen verstorben
Professor Helmut Buschhausen verstorben
Am 1. Juli ist unser Emerit. Univ.-Prof. Dr. Helmut Buschhausen nach längerer Krankheit verstorben. Er war am 7. April 1937 als Sohn eines akademischen Malers in Castrop-Rauxel geboren worden und studierte von 1958 bis 1962 an der Universität Münster Kunstgeschichte, Klassische Archäologie, Kirchengeschichte und orientalische Sprachen. Schon während dieser Zeit nahm er an den Grabungen seines Lehrers Ludwig Budde in Mopsuestia teil. 1962 setzte er sein Studium in Wien sowie München fort und wurde 1966 mit einer Dissertation bei Otto Demus über die Landschaftsgemälde von Domenichino promoviert.
Wohl ebenfalls unter dem Einfluss dieses Ordinarius wandte er sich immer stärker der spätantiken und byzantinischen Kunst zu. 1968 heiratete er die Kunsthistorikerin Dr. Heide Lenzen, mit der in der Folgezeit zahlreiche gemeinsame Arbeiten durchführte. 1973 wurde Helmut Buschhausen an der Universität Wien mit einer Arbeit zur süditalienischen Bauplastik im Heiligen Land für das Fach Kunstgeschichte habilitiert. Es gelang ihm, in der 1977 von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften publizierten Arbeit nachzuweisen, dass bisher für palästinensisch-provencalisch gehaltene Skulpturen von einer süditalienischen Werkstatt stammen, die im Zuge der Kreuzzüge ins Heilige Land transferiert wurde. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt dieser Jahre galt dem frühchristlichen und hochmittelalterlichen Kunstgewerbe, wobei vor allem zwei Aufsätze in Publikationen des Warburg Institute in London und des Metropolitan Museum in New York sowie die 1980 veröffentlichte Monographie über den Verduner Altar hervorzuheben sind. 1976 wurde der Kunsthistoriker zum außerordentlichen Professor für Byzantinistik am Institut für Byzantinistik und Neogräzistik sowie gleichzeitig am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien ernannt. Seit dieser Zeit beschäftigte sich das Ehepaar Buschhausen intensiver mit der Buchmalerei, vor allem mit Handschriften der Mechitaristenbibliothek in Wien und später auch jener in Venedig für eine Sonderausstellung der Österreichischen Nationalbibliothek (1981) sowie einen Faksimilekommentar einer armenischen Prunkhandschrift (1981). Im Zusammenhang damit erfolgten Forschungsaufenthalte in Eriwan (1981, 1988, 1996 und 2001) und Vorträge bei Kongressen über armenische Kunst in Mailand (1981) und Venedig (1988) sowie eine Publikation über die Buchmalerei der Halbinsel Krim (1986) und eine Ausstellung in Bochum (1994) sowie Düsseldorf (1996). Prof. Buschhausen folgte mit diesem geographischen Schwerpunkt den Spuren des Wiener Ordinarius Josef Strzygowski.
Seit einem Forschungsaufenthalt im Katharinenkloster auf dem Sinai im Jahre 1982 verlagerte sich der Blick- und Forschungschwerpunkt von Prof. Buschausen nach Ägypten. So entstanden ab 1986 Kataloge der koptischen Werke aus Elfenbein und Holz in den Museen in Kairo und Alexandria, deren ersten Katalog 1904 ebenfalls Josef Strzygowski verfasst hatte. Es folgten Ausstellungen über koptische Kunst in Ostberlin, München (1996) und auf der Schallaburg (1998). 1986 kuratierte Prof. Buschhausen eine Ausstellung über „Byzantinische Mosaiken aus Jordanien“ auf der Schallaburg sowie in München und Berlin. Vortrags- und Forschungsreisen führten ihn auch nach Polen, Serbien, Albanien, Makedonien, Griechenland, Georgien, Rußland, in die Ukraine und nach Jerusalem, aber auch nach Paris, London sowie in die USA. Ab 1986 betrieb der Wiener Byzantinist Ausgrabungen des im 4. Jahrhundert gegründeten koptischen Klosters in Deir-Abu Fano, ab 1990 Grabungen in Mallawi.
Prof. Buschhausen unterrichtete bis zur Pensionierung im Jahre 2002. Zu seinen DissertantInnen zählen u.a. die GriechInnen Eugenia Albani, Autorin eines aktuellen Ausstellungskataloges in den USA, Alexandra Stefanidou und Ghotzakoglu Charalmpos, der Ägypter Muhammed Fathi Khorschid und die Serbin Jadranka Prolovic. Der Byzantinist engagierte sich jedoch nicht nur in Ägypten für die Erhaltung alter Denkmäler, sondern gemeinsam mit seiner Gattin auch gegen den Abriss des Klimtateliers in Hietzing. Schon 1982 wurde Helmut Buschhausen mit dem höchsten Wissenschaftsorden der Republik Armenien ausgezeichnet, später folgten auch österreichische Ehrungen: 1998 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste des Landes Wien und 2001 das Große goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich.
Friedrich Polleroß