In emanzipatorischen Kämpfen erweist sich Humor oft als zweischneidiges Schwert: einerseits kann das Lächerlich-Machen von herrschenden Verhältnissen (und Personen) temporär befreiend wirken, andererseits funktionieren etablierte Kulturen des Komischen oft über die Herabwürdigung von marginalisierten Akteur*innen, und schreiben somit Ungleichheit und strukturelle Gewalt wieder und wieder und für lange Zeit fest. Mit der Figur der feminist killjoy (Ahmed 2010, 2013, 2017), der feministischen Spaßverderberin*, stellt die britische Queer-/Affect-Theoretikerin Sara Ahmed ein wirkungsvolles Werkzeug zur Verfügung, um dieser Komplexität feministischer Bezugnahme zu und auf Humor Rechnung zu tragen: diese Spaßverderberin* muss sich dem gewaltvollen Humor verweigern und entziehen, um transformatorischen Witz entwickeln zu können. In meinem Vortrag suche ich Spuren eines ähnlichen, gleichzeitigen Spassens und Spassverderbens in zwei rezenten Stücken von in Wien lebenden Tänzerinnen*/Performerinnen* bzw. Performance-Kollektiven: Tanz von Florentina Holzinger (Oktober 2019, Tanzquartier Wien), und Gorgonxs von Tieta Lux, Ivy Monteiro, Denise Palmieri und Mavi Veioso (August 2019, Vereinigung bildender Künstlerinnen Wien). Ich werde fragen, wie Spass//Verderben in beiden Stücken dabei jeweils besonders auf viszeral-körperlichen Ebenen zum Ausdruck und zur Aufführung kommt, und in welchem Verhältnis die jeweils unterschiedlichen Artikulationen der killjoy-Strategie in den beiden Stücke zu den unterschiedlichen geo-/biopolitischen und institutionellen Situiertheiten der Künstlerinnen* stehen könnten.
REFERENCES
Sara Ahmed, The Promise of Happiness. Durham: Duke UP 2010
Dies.: feministkilljoys [Blog]. 2013- . feministkilljoys.com
Dies.: Living a Feminist Life. Durham: Duke UP 2017
Zeit: 18:00 Uhr
Ort: Seminarraum 1, Universitätscampus Hof 9
Adresse: Garnisongasse 13
Bild: © Gerald Muthsam