Neuer Dozent, neuer Professor und neuer Rektor am Institut für Kunstgeschichte

Vor kurzem wurde einer unserer Professor*innen, Sebastian Schütze, zum Rektor der Universität Wien gewählt (wozu auch an dieser Stelle herzlich gratuliert sei). Der Rektor steht an der Spitze der universitäten Hierarchie. Die Voraussetzung für eine solche Bewerbung bildet zumindest in Mitteleuropa noch immer eine Habilitation. Zuletzt wurde Berthold Hub 2017 an unserem Institut habilitiert.

Nun gab es wieder eine Habilitation eines Architekurspezialisten. Andreas Nierhaus hat eine Sammlung von Aufsätzen über die Darstellung der Architektur von 1870-1930 in Plänen, Fotos und Modellen mit einem Schwerpunkt bei Otto Wagner eingereicht. Am 23. März wurde die letzte Kommissionssitzung unter der Leitung von Professor Raphael Rosenberg abgehalten und nach einem Vortrag, in dem auch auf die wenige Kritik der Gutachten eingegangen wurde, hat die Kommission dem jungen Kollegen die Lehrbefugnis erteilt. Nierhaus hat seine Universitätskarriere als Studienassistent begonnen und war 2005/06 Assistent von Prof. Hellmut Lorenz mit ersten Lehrverpflichtungen. Nach einer Tätigkeit beim Hofburprojekt der Akademie der Wissenschaften übernahm er 2008 die Architektursammlung des Wien Museum. Nach der Entscheidung versprach der neue Privatdozent, in Zukunft auch wieder die Verbindung zwischen Universität und Museum verstärken zu wollen!

Am 7. April wurde gleich weitergefeiert im Musensaal der Albertina, wo unser Kollege Achim Gnann trotz bzw. nach seiner Dozentur am Institut für Kunstgeschichte den „Berufstitel Professor“ verliehen bekam. Sektionschef Jürgen Meindl lobte in seiner Begrüßung Gnanns „bahnbrechende Werke für die zeitgenössische Kunstgeschichte“ und spannte dann geschickt einen Bogen von der Renaissancekunst an den Rändern Europas wie Kiew, Polen und Moldawien zum "russischen Machiavelli". Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder - ebenfalls Inhaber des Berufstitels Professor - verwies in seiner Laudatio einleitend auf das Geburtsjahr 1961, das neben Gnann so bedeutende Persönlichkeiten wie Barack Obama und Lady Di hervorgebracht sowie die Wahl Kennedys zum Präsidenten und den Bau der Berliner Mauer gesehen hat. Der aus Süddeutschland stammende Kunsthistoriker hat seine Karriere als Raffael-Forscher beim früheren Direktor Konrad Oberhuber und unter dem Einfluss von dessen anthroposophischer Methode begonnen. 1997 wurde er an der Albertina angestellt. Deren Direktor lobte vor allem Gnanns „unbestechliches Auge“ und den Blick für das Detail, der trotzdem nicht das Ganze aus dem Auge verliert. Als Beispiel dafür nannte Schröder vor allem die Forschungen zu den Landschaftszeichnungen von Rembrandt, wo er die Dekonstruktion des Rembrandt-Research-Projects dekonstruiert und wieder zahlreiche abgeschriebene Zeichnungen als eigenhändig anerkannt oder zumindest einem konkreten Schüler zugeschrieben habe. Schröder würdigte dies als eines der „Kerngebiete der Kunstgeschichte“ und daher sei es besonders wichtig, sein Wissen an den Nachwuchs zu vermitteln, wie es Achim Gnann an den Universitäten in Wien, Graz und Passau getan hat. Abschließend lobte der Chef die Bescheidenheit seines Mitarbeiters, dessen Humor, die Ausübung von Volkstanz und Jazzschlagzeug sowie vor allem die Radbegeisterung – der Geehrte fährt jeden Tag von Klosterneuburg mit dem Rad in die Arbeit.

Nach der Überreichung der Ernennungsurkunde folgte die Dankesrede, wobei auch einige der Professoren unseres Institutes namentlich hervorgehoben wurden. Zum Schluss ließ Gnann noch mit einer köstlichen Anekdote aufhorchen: noch bevor er offiziell vom Ministerium benachrichtigt worden war, hatte ihm die deutsche Präsidentschaftskanzlei zum Titel gratuliert, aber darauf hingewiesen, dass der Titel „Professor (Österreich)“ nur in der Alpenrepublik Gültigkeit habe und in Deutschland nicht ohne den Zusatz verwendet werden dürfe! Österreich ist also auch im Nachbarland ganz offiziell für seinen Titelkult berüchtigt… In der Tat gibt es in Österreich mindestens ein dutzend Möglichkeiten als „Herr Professor“ angesprochen zu werden, wobei der Berufstitel im Volksmund auch als „Heinz-Conrads-Professur“ bekannt ist, weil damit zahlreiche Künstler*nnen  und Musiker*nnen ausgezeichnet wurden.

Unter den zahlreichen Gästen befanden sich nicht nur der aus München angereiste Münsteraner Emeritus Joachim Poeschke mit Gattin, sondern auch der Präsident des Bundesdenkmalamtes Christoph Bazil und unser Rector electus Sebastian Schütze.

Friedrich Polleroß   Fotos: René Steyer, Friedrich Polleroß