Wissenschaftliche Ehren. Prof. Aurenhammer wird Mitglied der Akademie der Wissenschaften und erhält Ruf an eine deutsche Universität

Im Rahmen ihrer jährlichen Wahlsitzung hat die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) am 18. April 2008 28 neue WissenschafterInnen aus dem In- und Ausland aufgenommen, darunter fünf korrespondierende Mitglieder, die an der Universität Wien forschen und lehren. Unter dieser wissenschaftlichen Elite Österreichs befindet sich auch Ao. Univ.-Prof. Dr. Hans Aurenhammer, der damit neben Prof. Rosenauer und Prof. Lorenz der dritte „Akademiker“ unseres Institutes ist.
Hans Aurenhammer wurde 1958 in Wien geboren und sog als Sohn des Kunsthistorikerehepaares Hans und Gertrude Aurenhammer die Kunstgeschichte gleichsam schon mit der Muttermilch auf. Sein Studium der Kunstgeschichte und Geschichte in Wien wurde 1982-84 von einem Studienaufenthalt in Venedig ergänzt und führte 1985 zur Promotion mit dem Thema "Studien zu Altar und Altarbild der venezianischen Renaissance". Die funktions- und mentalitätsgeschichtlich orientierten Ergebnisse dieser Arbeit wurden in mehreren Aufsätzen und dem Fischer-Kunststück „Tizian. Die Madonna des Hauses Pesaro. Wie kommt Geschichte in ein venezianisches Altarbild?“ (Frankfurt a. M. 1994) publiziert.
Noch im Jahre 1985 begann der Kunsthistoriker seine Assistenten- und Lehrtätigkeit an unserem Institut. 1990 erhielt er einen Lehrauftrag an der Universität Graz und 1997/98 hatte er eine Gastprofessor für an der Università degli Studi di Venezia Ca` Foscari inne.
Sich in der Lehre schon bald mit Architekturtheorie beschäftigend habilitierte sich Aurenhammer 2004 auch mit einem Thema der Kunsttheorie, nämlich mit "Studien zur Theorie der `historia´ in Leon Battista Albertis `De pictura´", wobei er neue literaturwissenschaftliche Methoden miteinbezog. Sein anerkannter Ruf als Spezialist im Bereich der italienischen Malerei und Kunsttheorie der Renaissance (neben Tizian beschäftigte er sich vor allem mit Veronese, Tintoretto und Lotto), führte zwischen 2004 und 2008 zu mehreren Gastprofessuren an der Freien Universität Berlin sowie an der Universität Dresden.
Das vielfältige institutspolitische Engagement kulminierte 2000-04 im Vorsitz der Studienkommission und 2006 in der Leitung des Institutes. Daneben betreute Hans Aurenhammer viele Jahre das „Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte“ redaktionell und seit 2004 auch als Mitherausgeber. Von 1989-93 sowie von 2001-5 wirkte er auch im Vorstand des Österreichischen Kunsthistorikerverbandes mit und seit 2006 leitet er die Kunsthistorische Gesellschaft, den Absolventenverein unseres Institutes.
Internationale Anerkennung erwarb sich Prof. Aurenhammer jedoch auch als Archivar und Bearbeiter der Geschichte des Wiener Institutes sowie der „Wiener Schule“ der Kunstgeschichte. Neben der Beschäftigung mit den Ahnherren wie Alois Riegl und Max Dvořák (z. B. im Handbuch „Klassiker der Kunstgeschichte“ hg. v. Ulrich Pfisterer) beschäftigte er sich eingehend mit der kritischen Phase des Institutes in der Zeit des Ständestaates und Nationalsozialismus sowie nach 1945. Zu nennen sind die Aufsätze in einem Sammelband „Die Universität nach 1945 bis 1955“ (hg. v. Margarete Grandner/ Gernot Heiss/ Oliver Rathkolb, Innsbruck/Wien/München/Bozen 2005) und im deutschen Standardwerk „Kunstgeschichte an den Universitäten im Nationalsozialismus“ (hg. v. J. Held/ M. Papenbrock, 2003). In diesem Zusammenhang entstanden auch Beiträge sowohl zum Werk des Nationalsozialisten Hans Sedlmayr als auch über die jüdischen Emigranten Hans Tietze, Otto Pächt und Philipp Fehl.
Parallel zur Aufnahme in die Österreichische Akademie der Wissenschaften wurde Prof. Aurenhammer auch eine internationale Ehre zuteil: er erhielt den Ruf auf die Renaissanceprofessur einer renommierten deutschen Universität und hat bereits Verhandlungen aufgenommen.
Friedrich Polleroß