Wiener Kunsthistoriker in Japan

Im Jahre 1918 schloss Karl With (1891-1980) bei Univ.-Prof. Dr. Josef Strzygowsky seine Dissertation „Buddhistische Skulptur in Japan“ ab und publizierte diese 1919 in der Schriftenreihe des Instituts. Dabei konnte der Autor auf die im Rahmen einer Japanreise 1913 angefertigten Fotografien zurück greifen. Genau hundert Jahre nach dieser ersten kunsthistorischen Dissertation der Universität Wien über Japan unternahmen gleich vier Professoren unseres Institutes eine Reise in den Fernen Osten als Auftakt einer Kooperation mit der Universität Keio, die als älteste Hochschule und eine der bedeutendsten Universitäten Japans gilt.

Im Jahre 2016 ist nämlich ein dreijähriges Kooperations- abkommen zwischen unserer Fakultät und der „Doctoral School of Letters“ der Keio University in Tokyo unterzeichnet worden: „The above mentioned institutions, recognizing the value of scientific exchange and cooperation agree to the following: to develop joint research activities; to invite each other to participate in seminars and conferences organized by the respective institutions; to support mutual visits by faculty members and research associates; to explore collaboration in education; to exchange scientific information in the form of publications, instruction materials and other results of teaching and research. According to the 'Frauen-förderungsplan' (Affirmative Action Plan)  of the University of Vienna, the University of Vienna will favour women over equally qualified men to actively encourage women in teaching and research within the University of Vienna.“

Die Einladung an die Wiener Professorenschaft diente dazu, sich persönlich kennen zu lernen und Möglichkeiten für einen Austausch in Forschung und/oder Lehre zu ermitteln. Die Reise der Professoren Lukas Nickel, Markus Ritter, Sebastian Schütze und Raphael Rosenberg wurde aus Mitteln des Japanischen Kulturministeriums im Rahmen des Programms „Top Global“ finanziert. Die Organisation lag in den Händen der Kunsthistorikerin Fumiko Goto sowie des Germanisten, Sprachphilosophen und Fußballfans Mario Kumekawa von der Keio-Universität. Den Auftakt der Reise bildeten ein ganztägiges Symposium am 6. Februar sowie ein Workshop mit DoktorandInnen am 7. Februar. Anschließend folgten vom 9. bis 15. Februar gemeinsame Besichtigungen in Kyoto mit den KollegInnen aus Tokyo und einigen DoktorandInnen der gastgebenden Universität. Und da im Abkommen von 2016 ausdrücklich Frauenförderung vorgesehen ist, werden hundert Jahre nach den Srzygowski-Schülern wohl bald auch die ersten Wiener Kunsthistorikerinnen japanischen Boden bertreten.

Friedrich Polleroß    Fotos: Institut für Kunstgeschichte, Keio University