Das Ende der „Wiener Schule“.

Emeritierung von Prof. Lorenz und Prof. Rosenauer

Mit dem 30. September 2008 geht nicht nur das Sommersemester zu Ende, sondern auch eine wissenschaftsgeschichtlich bedeutsame Epoche des Wiener Institutes für Kunstgeschichte: mit dem Ausscheiden der Professoren Hellmut Lorenz und Artur Rosenauer aus dem aktiven Dienstverhältnis endet auch die über 150-jährige kontinuierlich und direkt von Ordinarius zu Ordinarius weiter getragene Tradition der so genannten „Wiener Schule der Kunstgeschichte“.

Der 1942 in Wien geborene Architekturspezialist Hellmut Lorenz zieht sich aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Berufsleben zurück. Sein Lebenslauf und seine Verdienste wurden an dieser Stelle anlässlich seines 65. Geburtstages im Juni 2007 gewürdigt (siehe Link!), als auch eine Festschrift zu seinen Ehren präsentiert wurde. Prof. Lorenz wird aber weiterhin in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften tätig sein, wo er im Rahmen des großen Hofburg-Projektes den Teilbereich zur Geschichte des 18. Jahrhunderts leitet.

An der Spitze der Kommission für Kunstgeschichte der Akademie steht seit 1999 Artur Rosenauer. Er wurde 1940 im niederösterreichischen Sitzendorf geboren und begann 1958 das Studium der Kunstgeschichte bei den Professoren Karl M. Swoboda, Otto Demus und Otto Pächt. Daneben absolvierte er als einer der letzten in alter Tradition den Kurs des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. 1964 promovierte Rosenauer mit einer Schrift über das Frühwerk Domenico Ghirlandaios. Seit diesem Zeitpunkt Assistent an unserem Institut blieb er der Kunst des Florentiner Quattrocento treu und habilitierte sich 1973 mit einer Arbeit über das Frühwerk Donatellos, die 1975 unter dem Titel „Studien zu Donatello. Skulptur im projektiven Raum“ publiziert wurde.

1977 wurde Artur Rosenauer zum A.o. Professor und 1982 als Nachfolger von Renate Wagner-Rieger zum Ordinarius an der Wiener Universität ernannt. 1990 hat man den Kunsthistoriker als korrespondierendes und 1998 als wirkliches Mitglied in die Österreichische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. In diesem Zusammenhang entstanden auch Publikationen zum Sitz und der künstlerischen Ausstattung des Akademiegebäudes, der alten Universität. Zur Zeit steht Artur Rosenauer in dieser Funktion auch dem Hofburg-Projekt vor.

Friedrich Polleroß