Deutscher Nachwuchspreis für Wiener Kunsthistorikerin. Karin Gludovatz erhielt Deubner-Preis

Bereits zum vierten Mal vergab die Dr. Peter Deubner-Stiftung heuer den „Deubner-Preis für aktuelle kunsthistorische Forschung“. Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 5.000 Euro gilt der Förderung junger Nachwuchswissenschaftler und wird alle zwei Jahre für richtungsweisende Aufsätze verliehen, die neue wissenschaftliche Erkenntnisse in verständlicher Form präsentieren. Der erste, mit 2.500 Euro dotierte Preis ging an die junge Wiener Kunsthistorikerin Dr. Karin Gludovatz, die als Assistentin an der Freien Universität Berlin tätig ist, für ihren Text zum Wesen und Wirken der Künstlersignatur. Am Beispiel von Francisco Goya zeigt sie, dass die Signatur als Kommentar und Selbstinszenierung eine ganz eigene Ästhetik im Bild entfaltet. Die Preisverleihung fand anlässlich des XXIX. Deutschen Kunsthistorikertags am 17. März 2007 in Regensburg statt. In Kürze soll der ausgezeichnete Beitrag nun unter dem Titel "Schriftbilder. Vom Wesen und Wirken der Künstlersignatur" in der vom Deubner Verlag herausgegebenen Internetzeitschrift „Kunsthistorische Arbeitsblätter“ erscheinen.
Karin Gludovatz wurde in Mödling geboren und studierte zunächst Rechtswissenschaft und ab 1990 Kunstgeschichte an der Universität Wien (mit den Wahlfächern Klassische Archäologie und Soziologie). 1996/97 verbrachte sie im Rahmen des Erasmus-Programms ein Jahr am Kunstgeschichtlichen Seminar Hamburg. Von 1997 bis 2000 war sie als Studienassistentin in der Diasammlung des Kunsthistorischen Institutes in Wien tätig. Das Diplomstudium schloss sie 1999 bei Doz. Dr. Daniela Hammer-Tugendhat ab. Anschließend war sie als Vertretungsassistentin bzw. Lektorin am Institut für Kunstgeschichte tätig und wirkte aber auch als Lehrbeauftragte an der Universität für angewandte Kunst Wien sowie der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz. Daneben konzipierte sie Vortrags-und Filmreihen im Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig. 2003 konnte Karin Gludovatz am Graduiertenkolleg Praxis und Theorie des künstlerischen Schaffensprozesses der Universität der Künste Berlin teilnehmen. 2004 beendete sie ihr Promotionsstudium an der Universität Wien mit der Dissertation "Fährten legen – Spuren lesen. Die Künstlersignatur als poietische Referenz" abermals bei Prof. Hammer-Tugendhat sowie bei Prof. Dr. Andreas Haus (Universität der Künste Berlin). Seit 2003 ist Karin Gludovatz wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin, und 2005-2007 war sie auch Lehrbeauftragte an der Universität der Künste der deutschen Hauptstadt.
Das ungewöhnlich reiche wissenschaftliche OEuvre der jungen Forscherin widmete sich zunächst österreichischen Themen von der Renaissanceplastik (in der Geschichte der bildenden Kunst in Österreich) über Städtebilder der Leopoldstadt bis zu Elke Krystufek. Dazu kamen Biographien der Wiener Kunsthistorikerinnen Erika Doberer und Bettina Kurth. Genderstudies und Geschichte bzw. Theorie der Kunstgeschichte bildeten auch weiterhin einen Schwerpunkt ihrer Arbeit, aber mit der Diplomarbeit "Die Signaturen Jan van Eycks. Autorschaftsnachweis als bildtheoretische Stellungnahme" hatte sie ihr Thema gefunden (teilweise veröffentlicht im Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, LIV, 2005). Die Selbstdarstellung der Künstler in ihren Werken und insbesondere durch ihre Signatur, das Oszillieren zwischen Realität und Fiktion verfolgte sie in ihrer Dissertation und mehreren Aufsätzen weiter. Chronologisch führt der Bogen von Jan van Eyck über Caravaggio und Adolf Menzel bis ins 20. Jahrhundert; das inhaltliche Spektrum reicht vom Porträt des Künstlers als junger Gott bis zur Darstellung der Shoah in Häftlingszeichnungen der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Die Dissertation soll noch heuer im Fink-Verlag erscheinen.
Friedrich Polleroß