Dritter Sir-Ernst Gombrich-Preis für Evelyn Klammer

Der von der Kunsthistorischen Gesellschaft ausgelobte Sir-Ernst-Gombrich-Nachwuchspreis für eine ausgezeichnete Diplomarbeit unseres Institutes konnte heuer bereits zum dritten Mal verliehen werden. Die feierliche Überreichung  fand am 13. November im Seminarraum 1 im Rahmen der Mittwoch-Vorträge der Gesellschaft statt. Vorstandsmitglied und Gutachterin Prof. Dr. Martina Pippal begrüßte die Gäste, darunter Univ.-Prof. Dr. Michael Viktor Schwarz als Vorsitzenden der Gesellschaft und Univ.-Prof. Dr. Raphael Rosenberg als Institutsvorstand.

Von den im letzten Jahr etwa 300 abgeschlossenen Diplomarbeiten waren vier hervorragende in die engere Auswahl gekommen und beeindruckten durch große inhaltliche und methodische Breite. Der Preis solle – wie es die Rednerin formulierte - einen „Lichtpunkt auf besonders gute Leistungen“ der Studierenden unseres Institutes werfen, und geht diesmal an Mag. Evelyn Klammer. Diese hat von 2002 bis 2012 Kunstgeschichte an unserem Institut sowie „Cultural Studies“ an der Universität für Angewandte Kunst studiert und daneben als Kunstvermittlerin im Kunstmuseum Lentos in Linz, in der Kunsthalle Wien, in der Generalifoundation sowie im Kunsthistorischen Museum gearbeitet. Nach Abschluss des Studiums wirkte sie an unserem Institut als Redakteurin des Wiener Jahrbuchs für Kunstgeschichte, und seit April 2013 ist sie Assistentin bei Univ.-Prof. Dr. Robert Stalla am Institut für Kunstgeschichte der Technischen Universität.

Im Gutachten wurde die Abschlussarbeit über das italienische Stifterfresko vom Singertor in St. Stephan mit folgenden Worten gewürdigt: „Eine gut geschriebene, klar strukturierte, methodisch reflektierte und - last not least - zu neuen und überzeugenden Ergebnissen hinführende Arbeit.“

Nach der Überreichung des Schecks in Höhe von 1500 Euro stellte die Preisträgerin in einem klar aufgebauten Vortrag ihre Arbeit vor. Das durch die spätere Überdeckung durch ein Grabmal beschädigte und seit 1897 im Wien Museum befindliche Fresko einer thronenden Madonna mit Kind, hl. Antonius und kniendem Stifter ist von außergewöhnlicher Qualität. Sehr bald wurde das Wandgemälde als Arbeit eines oberitalienischen Malers erkannt  und später als Auftrag des aus Padua stammenden herzoglichen Leibarztes und Dekans der medizinischen Fakultät Galeazzo di Santa Sofia gedeutet, der 1404 die erste anatomische Sektion in Wien durchgeführt hat. Frau Klammer vermutet Verona als künstlerische Heimat des Freskanten und im knienden Mann auf dem Fresko, dessen Kleidung eher einen Adeligen als einen Mediziner ausweist, hingegen Antonio II. della Scala, ein Mitglied der in Wien im Exil lebenden Familie der Veroneser Stadtherren. Dessen 1409 zu vermutender Tod würde auch einen Terminus postquem für die Ausführung des Freskos ergeben. Mit einer Diskussion, der Überreichung eines Blumenstraußes an die Preisträgerin durch Prof. Schwarz und Applaus wurde die Veranstaltung abgeschlossen.

Friedrich Polleroß  Fotos:  René Steyer  Wien Museum