Preisgekrönte Moderne.


Vor kurzem wurden gleich vier Absolventen des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Wien, die sich mit der Kunst der Moderne beschäftigen, mit wichtigen Preisen bzw. Beförderungen ausgezeichnet. Dies zeigt vielleicht am deutlichsten, dass die Einrichtung eines eigenen Ordinariates für moderne Kunst und dessen Besetzung durch Prof. Dr. Friedrich Teja Bach im Jahre 1994 inzwischen reiche Früchte trägt. Tatsächlich bietet das Wiener Institut auch in diesem Semester zahlreiche Lehrveranstaltungen, die sich mit Fotografie, Film sowie der aktuellen Kunst beschäftigen und bereits von früheren Absolventen angeboten werden.
Am 7. November wurde Mag. Christian Huemer (Jahrgang 1970) und MMag. Dr. Moritz Neumüller (geb. 1972) der „Talenteförderungspreis des Landes Oberösterreich“ für Wissenschaft in der Höhe von 5.250 Euro überreicht. Beide haben ihre Diplomarbeiten dem internationalen Kunstmarkt gewidmet – Huemer historisch dem französischen Kunsthändler Charles Sedelmeyer, Neumüller handelswissenschaftlich – und beide beschäftigen sich intensiv mit der Kunst des 20. Jahrhunderts. Die beiden Oberösterreicher haben ihre Kenntnisse an ausländischen Universitäten erweitert und sie haben schon während ihres Studiums nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland praktische Erfahrungen an renommierten Institutionen gesammelt. So hat Huemer an der Sorbonne und bei Prof. Georges Didi-Huberman an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris sowie an der City University in New York studiert und u.a. am Guggenheim Museum sowie am Museum of Modern Art in New York Praktika absolviert. Neumüller arbeitete für seine Diplomarbeit über einen französischen Wandteppich des Metropolitan Museums sowie als Research Assistent im Museum of Modern Art in New York und besuchte einen Filmworkshop in Kuba. In Fortführung seines interdisziplinären Doktorates (Philosophie, Informationswissenschaften, Volkswirtschaftslehre) beschäftigt sich Neumüller nämlich auch als Dokumentarfilmer, während Christian Huemer neben seiner wissenschaftlichen und kuratorischen Arbeit journalistisch tätig ist. Moritz Neumüller, der vorwiegend für das international Festival für Fotografie und visuelle Künste PHotoEspana in Madrid arbeitet und zur Zeit Fotoausstellungen über Kuba sowie in Bratislava kuratiert, hat in diesem Semester einen Lehrauftrag am Wiener Institut. Huemer hat schon an Universitäten in Paris sowie New York unterrichtet.
Eine „Doppelbegabung“, allerdings mit dem Schwerpunkt auf künstlerischen Aktivitäten, verkörpert auch die gebürtige Russin Anna Jermolaewa, die im Gegensatz zu den beiden in Amerika tätigen Oberösterreichern gleichsam die Erfahrungen der östlichen Hemisphäre ans Wiener Institut gebracht hat. Sie wurde 1970 in St. Petersburg geboren und lebt seit 1989 in Wien. Jermolaewa schloß ihr Kunstgeschichtestudium 1998 mit einem Diplom ab und absolvierte dann die Akademie der bildenden Künste (Prof. Kogler). Die Künstlerin, die 1999 mit ihrem Grillhuhn-Video auf der Biennale in Venedig internationale Bekanntheit erlangte, hat anläßlich der 150-Jahrfeier des Instituts für Kunstgeschichte 2002 eine Installation am Campus gestaltet. Seit 2005 als Professorin für Neue Medien an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe tätig, wurde Jermolaewa im Oktober mit dem „T-Mobile artaward“ ausgezeichnet. Mit 15.000 Euro zählt diese Auszeichnung zu den höchstdotierten österreichischen Kunstpreisen.
Einen weiteren Wiener Absolventen brachte der boomende Kunstmarkt für Moderne sogar in die internationalen Schlagzeilen: Laut New York Times vom 2. November war es nämlich der bei Sotheby's in New York als Leiter der weltweiten Abteilung für Moderne und Auktionator tätige Tobias Meyer (geb. 1963), der den teuersten Kunstkauf der Welt – 140 Millionen Dollar für das Gemälde „No 5, 1948“ von Jackson Pollock – vermittelt hat. Der gebürtige Frankfurter hat sein Kunstgeschichtestudium am Wiener Institut 1988 mit einer Diplomarbeit „Die Entwicklung des Wiener Kinetismus und der Beitrag Otto Erich Wagners“ abgeschlossen.
Das Institut gratuliert zu diesen Auszeichnungen und Erfolgen recht herzlich!
Friedrich Polleroß