Ausgezeichnete Ausbildung für Kunstkritik am Institut für Kunstgeschichte

Nachdem erst vor kurzem Almuth Spiegler, die Kunstkritikerin der „Presse“, mit dem Nachswuchspreis „Durchstarterin des Jahres“ ausgezeichnet wurde, konnte unser Institut nun bei der Verleihung des ersten Art Critics Award in Österreich sozusagen gleich zwei von drei Preisen einheimsen. Die von der Kunstwerft und der Basis Wien heuer zum ersten Mal verliehene Auszeichnung basiert auf der Beurteilung von Kunstkritikern durch Künstler und besteht aus einem Hauptpreis in Höhe von 3000 Euro sowie einem Nachwuchspreis mit Publikationsmöglichkeit und einem Honorar von 750 Euro. Die Jury, an der u.a. der frühere Leiter der Secession Matthias Hermann sowie die heute in Karlsruhe lehrende Absolventin unseres Institutes Anna Jermolaeva mitwirkten, entschied nach der Beurteilung von 356 Ausstellungsrezensionen von 101 AutorInnen aus 60 deutschsprachigen Medien! Die Begründung für den Senior Art Critics Award in der Kategorie Tagespresse an Brigitte Borchhardt-Birbaumer lautet: „Ihre Stärke als Autorin liegt in der gründlichen und detailgenauen Auseinandersetzung mit Positionen von KünstlerInnen. Sie vermeidet jeglichen ‚Seitenblicke-Journalismus’ und lässt sich nicht von programmierten Trends verführen. Ihr umfangreiches Fachwissen und ihr sorgsamer Umgang mit Quellen eröffnen einen theoretisch fundierten Zugang zur Kunst.“ Der Junior Award für einen eingereichten Text ging an Rolf Wienkötter. Die feierliche Preisverleihung erfolgte am 28. April im Rahmen der VIENNAFAIR, der internationalen Messe für zeitgenössische Kunst.
Die Preisverleihungen bedeuten auch eine indirekte Auszeichnung für die Ausbildung von österreichischen Kunstkritikern am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien. Denn die beiden Preisgekrönten sind unserem Institut nicht nur durch ihre Ausbildung verbunden, sondern hier auch als Lektorin bzw. Tutor tätig. Dies beweist wohl einmal mehr die hohe Qualität der Ausbildung im Bereich der modernen und zeitgenössischen Kunst an der Universität Wien und sollte - ebenso wie die Leitung der diesjährigen Documenta in Kassel durch unsere Lektorin für Film, Ruth Noack - die manchmal noch vorhandenen alten Klischees endgültig Lügen strafen. Aber auch das gängige Vorurteil, dass Journalisten über alles schreiben können, weil sie von allem nichts wissen, wird durch die beiden Auszeichnungen widerlegt: zumindest in der Kunstkritik ist ein profundes Studium am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere!

Brigitte Borchhardt-Birbaumer
stammt aus Wien und studierte 1973-1979 an der Hochschule (jetzt Universität) für angewandte Kunst Malerei und Grafik, 1981-1985 Kunstgeschichte, Archäologie und Byzantinistik an der Universität Wien. 1986-1997 war sie als Assistentin am Institut für Kunstgeschichte tätig. Seit dieser Zeit hält sie dort Lehrveranstaltungen ab. Während ihre 1987 abgeschlossene Dissertation noch der barocken Malerei in Bologna gewidmet war, beschäftige sie sich zunehmend mehr mit moderner und zeitgenössischer Kunst. Seit Herbst 1990 arbeitet sie als freie Mitarbeiterin der „Wiener Zeitung“ und ist dort für Ausstellungsbesprechungen und kunsthistorische Themen zuständig.
Nach der Mitarbeit bei Großausstellungen von Werner Hofmann in Wien und Krems sowie von Christoph Vitali in München, kuratierte sie 2003 die Ausstellung „Mimosen – Rosen – Herbstzeitlosen. Künstlerinnen Positionen 1945 bis heute“ in der Kunsthalle Krems sowie 2004 die Ausstellung „Gegen-Positionen. Künstlerinnen in Österreich 1960-200“ im Museum moderner Kunst – Stiftung Wörlen – in Passau. Frau Borchhardt-Bierbaumer ist seit 1998 Mitglied der International Association of Art Critics - Sektion Österreich. und wirkt seit 1990 als Jurymitglied für Preise, Ankäufe und Kunstbeirat der Stadt Wien und der Kunstsektion des  Bundeskanzleramtes und des Landes Niederösterreich mit.
Von Oktober 1998-2001 hatte sie ein Forschungprojekt des Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung zum Thema „Imago noctis – Die Nacht in der Kunst des Abendlandes“, das 2003 publiziert wurde. Seit 2000 hält die Preisträgerin auch kunsthistorische Vorlesungen an der Akademie für bildende Künste ab. Unter den wissenschaftlichen Publikationen seien vor allem die Aufsätze über Guido Reni, Giorgione, Hermann Nitsch oder Jürgen Klauke genannt. Das Hauptwerk bildet jedoch ihre habilitationsreife Untersuchung „Imago noctis“, die in einem weiten kulturgeschichtlichen Bogen umfassend die Nachdarstellung von der Antike bis ins 18. Jahrhundert behandelt.

Rolf Wienkötter
wurde 1970 in Kitzbühel geboren und begann zunächst ein Jusstudium an der Universität Innsbruck, das er 2002 mit der Diplomarbeit „Verdammt in alle Ewigkeit? Zur Problematik eingezogener Filmkunstwerke anhand der Beispiele `Das Liebeskonzil´ von Werner Schroeter und `Das Gespenst´ von Herbert Achternbusch“ abschloß. Seit 2002 studiert er am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien. Seine Aufnahmearbeit hatte den Titel "Die Lust am Desaster. Robert Smithson und die ästhetische Tradition des Pittoresken und Erhabenen". Neben seiner mehrfachen Tätigkeit als Tutor für Lehrveranstaltungen von Univ.-Prof. Friedrich Teja Bach absolvierte er ein Praktikum im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig. Ebenso wie die Hauptpreisträgerin interessiert er sich jedoch auch für die Malerei der Frühen Neuzeit und arbeitete als Kunstvermittler im Kunsthistorischen Museum bei den Sonderausstellungen über Giorgione, Rubens, Goya sowie die venezianische Renaissancemalerei. Acht Jahre war Rolf Wienkötter außerdem bei der AEGEE (Association des Etats Généraux des Etudiants de l´Europe, Europäisches Studierendenforum) im Bereich der europäischen Verständigung im studentischen und universitären Feld tätig.

P.S.
Im Rahmen der VIENNAFAIR kam es noch zu einer weiteren für unser Institut erfreulichen Preisverleihung: Der von der Wirtschaftskammer Wien ausgeschriebenen Preis von 5000 Euro für den attraktivsten Messestand wurde der Wiener Galerie layr:wuestenhagen contemporary zugesprochen. Die beiden Nachwuchsstars der Wiener Galerieszene, Thomas Wüstenhagen und Emanuel Layr, sind ebenfalls Studenten des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Wien. In der vierköpfigen Jury befanden mit sich mit Dr. Agnes Husslein-Arco, Direktorin der Österreichischen Galerie Belvedere, und der Kunstkritikerin Nina Schedlmayer („Profil“ und „artmagazine“) gleichfalls zwei im Bereich der Moderne erfolgreiche Absolventinnen unseres Institutes!
Friedrich Polleroß