Schaumayer-Preis für unsere Absolventin Jana Posch


Schon zum mindestens vierten Mal ging der von der früheren Nationalbankpräsidentin Dr. Maria Schaumayer gestiftete Förderpreis für Nachwuchsforscherinnen an eine Studentin unseres Institutes, nämlich an Frau Mag. Jana Posch. Die gebürtige Wienerin hat nach der mit Auszeichnung abgeschlossenen Matura im Rahmen des Hochbegabtenförderungsmodells der Sir‐Karl‐Popper‐Schule 2005 ihr Diplomstudium der Kunstgeschichte an der Universität Wien begonnen und bereits 2006 – 2007 einen einjährigen Studienaufenthalt an der Universidad Autónoma de Madrid unternommen, wobei sie sowohl in Madrid als auch in Wien durch Leistungsstipendien unterstützt wurde.

2009 folgte ein mehrmonatige Forschungsaufenthalte in Madrid im Rahmen der Studien zur Diplomarbeit „DIE (WIEDER)GEBURT DER AURORA – Ein verlorenes Ausstattungsensemble Anton Raffael Mengs’ im Königspalast von Madrid und der Versuch seiner Rekonstruktion“. Die Arbeit bei Prof. Dr. Ingeborg Schemper-Sparholz wurde 2011 abgeschlossen und mit einer Auszeichnung bewertet. Neben dem Studium übte Frau Posch 2008–10 eine Redaktions‐ und Lektoratstätigkeit in der Direktion der Gemäldegalerie sowie der Abteilung Publikationswesen des Kunsthistorischen Museums aus.

In der Diplomarbeit von Jana Posch geht es um mehrere Deckengemälde, die der damals am Höhepunkt seiner internationalen künstlerischen Karriere stehende Anton Raffael Mengs (1728–1779) im Auftrag von König Karl III. von Spanien 1763/64 im neu errichteten Königspalast geschaffen hat. Das Deckengewölbe des zunächst für die Königin Maria Amalia von Sachsen vorgesehenen und schließlich von der Königinmutter Isabella Farnese bezogenen Schlafgemaches stattete der Deutsche mit einem allegorischen Freskenprogramm aus, welches die Geburt der Aurora zum Inhalt hatte. Die Komposition setzte sich aus einem zentralen Hauptfresko und zahlreichen Begleitszenen zusammen.Das von den Zeitgenossen gerühmte Meisterwerk ist jedoch zum großen Teil verloren und nur durch schriftliche Überlieferungen bekannt. Überdauert hat lediglich das tondoförmige Mittelfresko des Plafonds.

Ziel der vorliegenden Studie zu dem Werkkomplex der Geburt der Aurora war neben einer eingehenden Analyse seiner erhaltenen Bestandteile (hinsichtlich ikonografischer wie kompositorischstilistischer Parameter) insbesondere auch der Versuch einer vollständigen, detaillierten Rekonstruktion seines Ursprungszustandes, die auf theoretischer ebenso wie visueller Ebene Umsetzung finden sollte (die Erstellung eines eigenen grafischen Schemas war zentraler Bestandteil der Arbeit). Ermöglicht wurde diese „Wiederbelebung“ des verlorenen Meisterwerkes primär durch die hier erstmalig erfolgte, gründliche Aufarbeitung neu hinzugetretenen historischen Quellenmaterials: einer bislang kaum beachteten Handschrift aus dem Jahre 1781, die eine ausführliche Beschreibung des Kunstwerkes enthält.

Auf der Basis dieses spanischen Manuskriptes und unter Berücksichtigung und Neubewertung der Informationen aus bereits bekannten historischen Quellen war es möglich, den kunstgeschichtlichen Wissensstand zu reformieren: Neue Ergebnisse konnten nicht allein in der Zuschreibungsfrage erbracht werden, da Mengs seine Entwürfe überwiegend eigenhändig ausgeführt hat. Ebenso gelang es, neue Erkenntnisse in Bezug auf die Darstellungsinhalte und die räumliche Anordnung des Ensembles sowie auf die materialtechnische Beschaffenheit seiner Bestandteile zu liefern.

Diese erstklassige kunstwissenschaftliche Arbeit der jungen Kollegin wurde daher mit einem Preis der Dr. Maria Schaumayer‐Stiftung ausgezeichnet. Im Rahmen einer Feier am 25. Juni 2012 wurde die Auszeichnung von der Stifterin auch persönlich überreicht. Wir gratulieren dazu herzlich und wünschen weiterhin viel Erfolg!

Friedrich Polleroß   Fotos: Jana Posch, Dr. Maria Schaumayer-Stiftung