Caravaggio & Caravaggisti. Neuerscheinungen unserer Dozenten und Absolventinnen I

 


Allmählich wird Wien zu einem kleinen Zentrum der Caravaggio-Forschung. Nach der Berufung von Sebastian Schütze, dessen gewichtiges Werkverzeichnis im vergangenen Jahr in Wien präsentiert wurde, ist nun auch der erste Band der neuen Katalogserie des Kunsthistorischen Museum diesem Maler und seiner Nachfolge gewidmet. Der noch im Caravaggio-Jubiläumsjahr erschienene Bestandskatalog der Gemäldegalerie "Rom I: Caravaggio und der internationale Caravaggismus" wurde von Wolfgang Prohaska und Gudrun Swoboda bearbeitet. Der mit Förderung der Getty Foundation von Silvana Editoriale in Mailand publizierte Band basiert auf einem sechsjährigem Forschungsprojekt, dass vom FWF und der Getty Foundation finanziert worden ist. Nach einer Einleitung der beiden Kunsthistoriker folgt ein Beitrag von Maria Beatrice De Ruggieri und Marco Cardinali über die Maltechnik Caravaggios, bildet die technische Analyse doch einen Schwerpunkt des Kataloges. Vorgestellt werden 45 Gemälde von Caravaggio und seinen römischen Nachfolgern. Darunter finden sich bekannte Namen wie Orazio Gentileschi und Dirk van Baburen, aber auch anonyme Kopien. Neben technischen Aspekten werden außerdem die Provenienzgeschichte, die Ikonographie und eventuelle Kopien bzw. originale Vergleichsbeispiele behandelt und ein umfassendes Literaturverzeichnis angefügt. Bei den beiden kunsthistorischen Bearbeitern handelt es sich um unseren Dozenten Prof. Dr. Wolfgang Prohaska, den bis Ende 2008 amtierenden und jetzt in seiner „Emeritage“ die Katalogbearbeitung fortführenden Kustos der südeuropäischen Barockgemälde des Museums, sowie um dessen Nachfolgerin Gudrun Swoboda. Sie studierte von 1996-2002 an unserem Institut und schloss ihr Studium nach längeren Forschungsaufenthalten in Italien und den USA (Bearbeitung der italienischen Zeichnungen am Museum of Fine Arts in Boston) mit einer Dissertation bei Prof. Konrad Oberhuber zum Physiognomischen Kabinett von Johann Caspar Lavater (†1801) an der Österreichischen Nationalbibliothek ab. Diesem Thema waren auch eine Ausstellung und eine Publikationen gewidmet. Seit 2002 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Gemäldegalerie des KHM gilt das Forschungsinteresse von Gudrun Swoboda auch der Geschichte der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums ("Die Wege der Bilder. Eine Geschichte der kaiserlichen Gemäldesammlungen in Wien" erschien 2008, die "Galerie Kaiser Karls VI. in Wien. Solimenas Widmungsbild und Storffers Inventar (1720-1733)" 2010). Seit 2009 ist die Kunsthistorikerin auch Leiterin des Forschungsprojektes "Zur Geburt der Kunstgeschichte aus dem Geist des Museums. Transformationen der kaiserlichen Gemäldegalerie in Wien um 1800".
Das auch mit zahlreichen technologische Aufnahmen illustrierte und 350 Seiten starke Buch kann um 50 Euro im Museumsshop sowie in allen guten Buchhandlungen bezogen werden. Der Bestandskatalog, dem in naher Zukunft Bände über die altdeutsche Malerei und die Werke Tizians folgen werden, wird am Donnerstag, dem 10. März 2011, um 18,30 im Caravaggio-Saal des Museums von Prof. Dr. Sybille Ebert-Schifferer, der Direktorin der Bibliotheca Hertziana und ebenfalls Autorin einer Caravaggio-Monographie, vorgestellt werden.

 


Friedrich Polleroß   Fotos: KHM