Wiener Schule der Kunstgeschichte international. Symposien über Kris und Tietze

Das Gedenkjahr 2008 führte nicht nur zur Errichtung des Denkmals für die vertriebenen KunsthistorikerInnen im Hof 9, sondern bietet auch den Anlass zur Würdigung des Werkes von drei AbsolventInnen unseres Institutes, die nach ihrer Emigration internationale Bekanntheit erlangten: Ernst Kris sowie Hans Tietze und Erica Tietze-Conrat.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Abschiede 1938. Die Vernichtung des geistigen Wien“ fand am Mittwoch, dem 5. November 2008, in der Wienbibliothek im Rathaus eine Veranstaltung mit drei Vorträgen statt:

Hans Tietze und Erica Tietze-Conrat -Kunstwissenschaft als Kulturwissenschaft

Vorträge:
Arif Caglar: Reisetagebuch 1938. Der Versuch einer Annäherung
Almut Krapf: Das Kunsthistorikerehepaar Hans Tietze und Erica Tietze-Conrat
Alexandra Caruso: Hans Tietze und die Gesellschaft zur Förderung moderner Kunst


Nur zwei Tage später, vom 7. bis 8. November  2008 wird im Kleisthaus in Berlin eine Tagung des Instituts für Kommunikationsgeschichte und angewandte Kulturwissenschaften der FU-Berlin und der Sammlung Prinzhorn, Heidelberg, abgehalten. Sie trägt den Titel

Im Dienste des Ich. Ernst Kris heute

Drei Berufsbezeichnungen muss man bemühen, um das Schaffen von Ernst Kris (Wien 1900-1957 New York) zu umreißen: Kunsthistoriker, Psychoanalytiker und Kommunikationsforscher. DieseMultidisziplinarität war halb freiwillig, halb erzwungen.Während Kris der Kontakt mit Sigmund Freud und der Psychoanalyse seit Anfang der 20er Jahre mehr und mehr der Kunstgeschichte entfremdete und auf die psychologischen Bedingungen des Kunstschaffens konzentrieren ließ, zwang ihn die Annektierung Österreichs durch Nazideutschland im Frühjahr 1938 zunächst ins englische Exil, dann in die USA. Hier stellte Kris seine Kenntnisse in Ästhetik und Psychologie in den Dienst der Kommunikationsforschung und des Propaganda-Abwehrkampfes gegen Nazi-Deutschland. So gelang demWissenschaftler unter dem Druck der zivilisatorischen Krise des 20. Jahrhunderts ein Transfer von Ideen und Konzepten, der immer noch Aktualität besitzt: Die Psychoanalyse öffnet den Blick auf die Vielschichtigkeit von Funktionen und Bedeutungen der Kunst für denMenschen und führt sie, indem sie diese Funktionen analysiert, zurück auf ihre psychosozialen Zusammenhänge - Zusammenhänge, die nicht nur die Nazipropaganda mit ästhetischenMitteln zu formen versuchte, sondern, wie wir seit Horkheimer und Adorno wissen, der sich auch die „Kulturindustrie“ bis in unsere Tage zu bemächtigen versucht: „A circle is closed. At the highest point of development the media of communication are made to serve a social ideal which resembles to some extent that of primitive communities“ (Kris, „The Danger of Propaganda“, 1941: S.38). In diesem Sinne soll unsere Konferenz die Fruchtbarkeit von Ernst Kris’ Grenzgängen aufzeigen, indem sie unser Augenmerk auf die Aktualität und Anwendbarkeit seiner Konzepte in und für unseren heutigen, medial durchdrungenen Kulturraum richtet.

Tagungsprogramm:

Freitag, 07.11.2008: Von der Kunstgeschichte zur Psychoanalyse

11:30-13:00 Anmeldung
13:00-14:00 Führung durch das ehem. Propagandaministerium
Werner Höffken - Besucherdienst im BMAS
14:15-14:30 Begrüßung und Einführung ins Thema
14:30-15:30 Patricia Falgiuères (EHESS, Paris): „Zu Ernst Kris’ Frühwerk“
15:30-16:30 Lisa Niederreiter (Hochschule Darmstadt): „Kris und künstlerische Therapien heute“

16:30-17:00 Pause

17:00-18:30 Panelsitzung mit Kurzvorträgen:
Thomas Röske (Sammlung Prinzhorn/Univ. Heidelberg): „Kris und die ‘Kunst
der Geisteskranken’“
Hans-Günther Richter (ehem. Univ. Köln), „Die beiden Martins“
Philipp Soldt (Univ. Bremen): „Brauchen wir das Konzept der Regression im
Dienste des Ich?“

18:30-19:00 Pause mit kleinem Abendbrot

19:00-20:00 Festvortrag: Louis Rose (Univ.Westerville, Ohio): „From Vienna
to New York: Ernst Kris and Cultural Politics“

Samstag, 08.11.2008:
Von der Kunstpsychologie zur Propagandaanalyse

09 CT-09:30 Einleitung und Zusammenfassung des Vortages
09:30-10:30 Steffen Krüger (FU-Berlin):
„‘Die Legende vom Künstler? als Propagandastrategie“
10:30-11:30 Evonne Levy (Univ. Toronto):
„Ernst Kris: Art History, Propaganda Analysis and the Political Crisis of
his times“
11:30-12:30 Patrick Merziger (FU-Berlin): „Lachen im Zeitalter der
Extreme. Zu Ernst Kris’ Theorie der Karikatur vor dem Hintergrund der
deutschsprachigen Diskussion“

12:30-13:30 Mittagessen

13:30-14:30 Jürgen Wilke (Univ. Mainz):
„Ernst Kris’ Propagandaforschung im institutionellen und theoretischen
Kontext“
14:30-15:30 Ulrich Pfarr: „Das Lachen aus dem Fernseher“
15:30-16:00 Resümee/ Abschlussdiskussion

Eine Konferenz ausgerichtet von Hermann Haarmann (Kommunikationswissenschaft, FU-Berlin), Steffen Krüger (Kommunikationswissenschaft, FU-Berlin) und Thomas Röske (Sammlung Prinzhorn, Heidelberg)

Anmeldung und Information:

E-Mail: kris.konferenz@googlemail.com

kris.konferenz@googlemail.com Telefon FU-Berlin: 0049 (0)30 838-57803
Freie Universität Berlin, BLZ: 100 200 00
Ktonr.: 3901 999 303, Verwzw.: Kris Konferenz