Über “women’s art” und Frauenausstellungen:

20.11.2019

Die Entstehung eines weiblichen Bewusstseins in der chinesischen zeitgenössischen Kunst

Vortragsreihe zur Kunstgeschichte Asiens

Julia Hartmann
(Akademie der Bildenden Künste, Wien)

Zeit:
18.00 c.t.
Ort: Seminarraum 1 des Instituts für Kunstgeschichte, Universitätscampus Hof 9
Adresse: Garnisongasse 13, 1090 Wien

Ab Anfang der 1980er Jahre erlebte China tiefgreifende soziale und politische Veränderungen. Das Land öffnete seine Tore nach außen und nahm eine ungewöhnlich tolerante Haltung gegenüber künstlerischen Experimenten ein. Künstlerinnen und Künstler erlebten neu geschaffene Freiräume, die die Entstehung der „Chinese Contemporary Art“ sowie international erfolgreicher Genres wie Political Pop und Cynical Realism vorantrieben. Ein genauer Blick auf diese Genres zeigt jedoch, dass sie sich hauptsächlich aus Künstlern, Kuratoren und Kritikern zusammensetzten, die den Diskurs über die Produktion zeitgenössischer Kunst in China anführten. Kunst von Frauen wurde allgemein als marginalisiertes Phänomen betrachtet und selten kritisch wahrgenommen oder mit populären Genres in Verbindung gebracht. Darüber hinaus wurde die so genannte “women’s art“ vor allem aus einer essentiellen und stereotypen Perspektive diskutiert, die sich demzufolge mit Hausarbeit, der Natur oder Emotionen auseinandersetzte. Ab Mitte der 1990er Jahre begann sich die Lage der Künstlerinnen in China langsam zu verändern, was vor allem durch den autorisierten Diskurs über Geschlechterfragen nach der vierten UN-Frauenkonferenz in Peking im Jahr 1995 zustande kam. Die ersten Frauenausstellungen fanden in einem offiziellen Rahmen statt und Künstlerinnen wurden im zeitgenössischen Kunstfeld sichtbarer.
Der Vortrag am Institut für Kunstgeschichte an der Universität Wien wird sich mit jenen Frauenausstellungen auseinandersetzen, die von Yu Hong, Liao Wen und Jia Fangzhou in den 1990er Jahren kuratiert wurden und ausschließlich chinesische Künstlerinnen involvierten. Der Vortrag gibt einen Überblick darüber, wie und wann ein öffentlicher Gender-Diskurs in China eingeführt wurde und sich ein weibliches Bewusstsein in der Kunstproduktion und im Kuratieren äußerte. Anhand der Aufarbeitung der ersten Frauenausstellungen soll thematisiert werden, worin sich diese konzeptuell unterschieden und wie sie das Bild der “women’s art“ in China und im Ausland grundlegend veränderten.

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Bild:The World of Female Painters, 1995; Image courtesy Yu Hong