Vibrations-Konzepte in kunsttheoretischen Diskursen 1725-1925

Die Suche nach einer Angleichung von Klang, Farbe und Gestik

Projektleitung: Mag. Beatrice Immelmann
Betreuung: Univ.-Prof. Dr. Raphael Rosenberg
Laufzeit: Oktober 2015 - Oktober 2018
Fördergeber: unidocs-Stipendienprogramm der Universität Wien


Projektbeschreibung:

Wassily Kandinsky, František Kupka und Robert Delaunay verwendeten in Manifesten und sonstigen Schriften ab 1910 den Begriff „Vibrationen“ im Kontext einer theoretischen Fundierung der Abstrakten Kunst. Interessanterweise nutzten damit drei Künstler, die zwischen 1910 und 1913 erste abstrakte Werke in Ausstellungen zeigten, einen Begriff, der zuvor einerseits als terminus technicus der Optik und Akustik, andererseits zur Erklärung übersinnlicher Phänomene in hermetischen und esoterischen Weltbildern verwendet wurde.

Um 1900 wird der Begriff als tertium comparationis der Wirkung verstanden und als solches sowohl für die Angleichung der Wirkung von Klang, Farbe und Gestik als auch für die Vermittlung der Wirkung vom Kunstwerk zum Betrachter oder Zuhörer verwendet. Dies ist jedoch kein Spezifikum des 20. Jahrhunderts: Bereits 1725 nutzte der Jesuit Louis Bertrand Castel den Begriff in einem Gedankenspiel zu einem „Clavecin Oculaire“ – einem Augenklavier. Für den Konnex zwischen Castel und Künstlern der Avantgarde gibt es bisher weder aus kunsthistorischer, noch aus wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive eine Erklärung.

Mit Methoden der Diskursanalyse werden in diesem Projekt die Zusammenhänge von Vibrationsbegriff, Klang-Farbe-Gestik-Analogien und einem Interesse an präziser Wirkung von künstlerischen Werken anhand individueller Konzepte erarbeitet und daraus jener Diskurs konstituiert, der letztendlich zu einer Integration des Vibrationsbegriffs in die Kunsttheorie führte.

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