Ein neues Bild von der Wiener Buchmalerei 1450-1475.
Beiträge zum Katalog der illuminierten Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek

Jubiläumsfonds-Projekt der Österreichischen Nationalbank 17536
Laufzeit: 01. 12. 2017 – 30. 06. 2020

Projektleiter:
O. Univ.-Prof. Michael Viktor Schwarz

Mitarbeiter:
MMag. Dr. Carmen Rob-Santer (Carmen.Rob-Santer@univie.ac.at)
Mag. Irina von Morzé (ab 02. 01. 2019)


Die Österreichische Nationalbibliothek besitzt als eine der größten Handschriftensammlungen weltweit einen großen Bestand an mitteleuropäischen illuminierten Handschriften. Zur kritischen Katalogisierung dieser 375 Codices im Rahmen der traditionsreichen und der Detailerschließung verpflichteten „Kataloge der illuminierten Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek“ gab es mehrere FWF-finanzierter Projekte, in denen nach und nach deutlich wurde, dass sich innerhalb der mitteleuropäischen Buchmalerei die Wiener Buchmalerei, die mit knapp 100 illuminierten Handschriften die größte Gruppe darstellt, als eine Einheit sui generis bestimmen lässt.

Der produktivste unter den Wiener Buchmalern, der sog. Lehrbüchermeister, ist in diesem Bestand stark repräsentiert – gleich drei seiner Werke sind dem Thronfolger Maximilian gewidmet, kostbar ausgestattete Lehrbücher auf Pergament, die der Wiener Bürger Stephan Heuner gestiftet hat. Dieses Beispiel wirft ein Licht auf den Horizont, dem sich das Projekt widmet: einerseits der kunsthistorischen Einordnung von Handschriften, wozu wesentlich die Bestimmung der hier tätigen Künstler(-kreise) gehört, andererseits aber auch der Struktur von Patronanz und Produktion in Wien, in der neben dem Herrscherhaus und einzelnen Adeligen besonders die Wiener Bürger und die Universität eine bedeutende Rolle spielten.

Um die Wiener Buchmalerei zu erfassen, reicht es natürlich nicht aus, die Bestände der Nationalbibliothek zu bearbeiten; heranzuziehen sind in Wien entstandene Handschriften, die inzwischen über mehrere Kontinente verstreut liegen. Von besonderem Interesse sind dabei neben einzelnen Schlüsselwerken die in unmittelbarer Nähe befindlichen Handschriftensammlungen des Wiener Schottenstiftes sowie des Augustiner Chorherrenstiftes Klosterneuburg, die im Untersuchungszeitraum bedeutende Skriptorien beherbergten, weiters die Bestände des Wiener Dominikanerklosters oder des Stiftes Seitenstetten, das 48 Handschriften der alten Wiener Universitätsbibliothek besitzt.

Die Ergebnisse des Projektes sollen als eigener Band der Mitteleuropäischen Schulen (MeSch VIII) publiziert werden.

Da die Wiener Buchmalerei im Gesamtrahmen der Wiener Bildkünste zu sehen ist, die wiederum in starken Wechselbeziehungen mit anderen Zentren und Regionen begriffen waren, widmet sich eine Tagung im April 2019 am Institut für Kunstgeschichte diesem Thema, um einen internationalen Austausch zu befördern und Teilergebnisse des Projektes vorzustellen.

Nationaler Forschungspartner:
Österreichische Nationalbibliothek, Sammlung von Handschriften und alten Drucken

Kooperationspartner:
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Mittelalterforschung, Abteilung Schrift und Buchwesen